Beim Ausheben des künftigen Biotops ist Muskelkraft gefragt. Foto: Sandra Hintermayr

Hartmut Bremer von Blattwerk Gartengestaltung bringt Azubis auf die Jugendfarm im Elsental. In Eigenregie bauen sie dort Lernorte und Treffpunkte für die Kinder.

Dachswald/Kaltental - Gleich zu Beginn ihres Projekts haben die Auszubildenden eine neue Vokabel gelernt: farmig. „Wir sind eine Jugendfarm. Es muss nicht alles perfekt sein, farmig reicht“, erklärt Rochus Zimmermann vom Vorstand der Jugendfarm Elsental das Adjektiv. Die Azubis könnten sich auch kleinere Fehler erlauben, ohne dass ihnen jemand einen Strick daraus dreht. Neun Auszubildende sind im Wechsel auf der Jugendfarm und dem angeschlossenen Naturkindergarten tätig. In einem zweiwöchigen Projekt gestalten sie Treffpunkte und Lernorte. Von der Zusammenarbeit profitieren die Azubis und die Jugendfarm. Die jungen Gärtner und Landschaftsbauer sammeln Erfahrung im eigenständigen Arbeiten, die Jugendfarm und der Naturkindergarten bekommen zwei Wünsche erfüllt.

Der Jugendfarmverein kooperiert dabei mit Blattwerk Gartengestaltung in Kaltental. Das Unternehmen ist Mitglied im Netzwerk Gärten, einem Zusammenschluss von Garten- und Landschaftsbaubetrieben in Baden-Württemberg. Bestandteil der Vorgehensweise des Netzwerks ist auch der Azubisaustausch, bei dem die Lernenden einen Einblick in andere Betriebe des Zusammenschlusses bekommen. So werkeln zurzeit Auszubildende aus Waiblingen oder vom Bodensee im Elsental.

Azubis führen die Arbeiten in Eigenregie durch

Der Blattwerk-Geschäftsführer Hartmut Bremer hat die jungen Erwachsenen auf die Farm gebracht. Als Großvater eines ehemaligen Naturkindergartenkinds kennt er das Elsental bereits seit Jahren und ist mittlerweile auch im Vorstand des Farmvereins. Die Ziele hat der Gartengestalter den Azubis vorgegeben. „Den Weg dahin müssen sie selbst finden“, sagt Bremer. „Ich lasse sie, so weit es geht, an der langen Leine laufen.“ Er ist nicht rund um die Uhr an Ort und Stelle, er kommt aber hin und wieder vorbei und beantwortet die Fragen der Azubis.

Der neue Treffpunkt für die morgendliche Begrüßung und das gemeinsame Singen im Naturkindergarten ist nach einer Woche Arbeit fast fertig. Aurelia Ibach ist eine der Auszubildenden, die dort mit angepackt haben. „Wir haben alle nicht die Erfahrung, eigenständig auf einer Baustelle zu arbeiten. Wenn Probleme auftreten, versuchen wir, sie selbst zu lösen“, sagt Ibach. Zunächst habe die Gruppe den unebenen und abschüssigen Boden begradigen müssen. Den Hang fängt ein niedriges Mäuerchen ab. „Jetzt bauen wir noch ein überdachtes Regal, in dem die Sitzbänke für die Kinder trocken gelagert werden können“, erklärt Ibach. Das Regal soll außerdem einen weiteren Zweck erfüllen: Die Bretter können bei Festen oder Ähnlichem als Theke für Kuchen, Snacks und Getränke genutzt werden.

Im Biotop sollen die Kinder bald schon Tiere beobachten

Hinter dem Reitplatz der Jugendfarm ist derweil Muskelkraft gefragt. Dort hebt eine andere Gruppe Azubis einen Teich aus. Gleich neben dem Elsentalbach soll ein Biotop entstehen, mit verschiedenen Zonen unterschiedlicher Wassertiefe und zahlreichen Pflanzenarten. „Das ist ein wichtiges Element für die Naturbeobachtung“, sagt Hartmut Bremer. Es gibt allerdings einige Herausforderungen für die jungen Landschaftsgärtner. „Wir müssen das Biotop so gestalten, dass es gut einsehbar ist, aber die kleineren Kinder nicht hineinfallen können. Gleichzeitig muss es so sein, dass die größeren Kinder nichts kaputt machen können“, erklärt der Blattwerk-Geschäftsführer. Die Azubis setzen die Pflanzen ein, die Tierwelt sollte wegen der Nähe zum Bach und der Gestaltung des Biotops selbst ihren Weg dahin finden, ist sich Rochus Zimmermann sicher.

Im Schnitt arbeiten jeweils fünf Azubis jeweils acht Stunden an fünf Tagen in der Woche , erklärt Hartmut Bremer. Die Azubis schlafen und essen während dieser Zeit auf der Farm. „Das stärkt die Gemeinschaft“, sagt Bremer. Bis Freitag sollen beide Baustellen fertig sein. „Für die Azubis ist das ein gutes Übungsfeld, ohne Zeitdruck und ohne, dass das Ergebnis perfekt sein muss“, sagt Zimmermann. Der Jugendfarmverein ist dankbar für die ehrenamtliche Arbeit der Azubis. „Wir könnten uns das sonst finanziell nicht leisten.“ Sowohl Rochus Zimmermann als auch Hartmut Bremer könnten sich vorstellen, Projekte dieser Art auch in den kommenden Jahren durchzuführen. „Wir haben alle einen Nutzen davon“, sagt Bremer.