Den Bau eines Skateparks vorantreiben, regelmäßig mit dem Oberbürgermeister auf Augenhöhe sprechen und für die Verwaltung wichtiger Ansprechpartner sein – bei der Judeko in Kornwestheim (Kreis Ludwigsburg) sollen sich Jugendliche gehört fühlen.
Wie gelingt es, Jugendliche für die Belange ihrer direkten Umgebung zu interessieren? Das ist eine zentrale Frage in der Jugendbeteiligung bei Kommunen im Kreis. Die Landeszentrale für politische Bildung hat in einer Studie die kommunale Kinder- und Jugendbeteiligung in Baden-Württemberg 2023 untersucht. Im Landkreis Ludwigsburg haben 27 der 39 Kommunen eine Jugendbeteiligung, zehn haben ein festes Jugendgremium. So weit die Form, aber was braucht es, um als Kommune erfolgreich zu sein bei der Jugendbeteiligung? Und was ist Erfolg in dem Zusammenhang?
Für Wolfgang Antes kann Jugendbeteiligung nur gelingen, wenn sich Form und Inhalt aus der Gruppe der jungen Menschen heraus ergibt. „Etwas Übergestülptes oder Verordnetes von Erwachsenen funktioniert nicht“, sagt der Geschäftsführer der Jugendstiftung, die in Sersheim sitzt und sich landesweit in der Jugend- und Demokratiebildung einbringt.
In Kornwestheim gibt es seit 2020 keinen Jugend(gemeinde)rat, sondern eine Jugenddelegation. „Dass bei uns das Gremium Judeko – also Jugenddelegation Kornwestheim – heißt, war ein Wunsch der Jugendlichen, die das Projekt damals angeschoben haben“, sagt Uschi Saur, die im Kornwestheimer Rathaus die Abteilung Jugend leitet. „Das liegt auch daran, dass viele Jugendliche gar nicht wissen, was ein Gemeinderat ist. Da liegt es ihnen natürlich fern, ihr Gremium danach zu benennen“, sagt Klara Schwerdtfeger. Sie betreut die Judeko und sucht gerade Mitglieder für die im Herbst beginnende neue Amtsperiode. Aktuell haben sich neun Jugendliche zwischen 13 und 21 Jahren gemeldet. Ab 23 Bewerbern wird eine Wahl durchgeführt, 20 Mitglieder kommen maximal ins Gremium. Das Gremium hat sich vor vier Jahren selbst einen Rahmen geschaffen und trifft sich etwa alle drei Monate mit dem OB. Auch Jugendliche außerhalb des Gremiums können sich projektbezogen einbringen
Jugendliche schaffen Einzug in Gemeinderat
In der Salamanderstadt gilt die Jugendbeteiligung als Erfolg. Zum Einen konnte die Judeko 2022 mit dem Skatepark Süd ein großes eigenes Projekt umsetzen, zum anderen haben es ganz aktuell in den neuen Gemeinderat Kornwestheims zwei Judeko-Mitglieder geschafft. „Wir sind aber natürlich nicht nur dazu da, Nachwuchs für den Gemeinderat heranzuziehen“, sagt Saur. Es gehe darum, Jugendlichen eine Chance der Mitwirkung an den Vorgängen in ihrer Heimatgemeinde zu geben.
„Die Art, wie genau ein Rat, eine Jugendkonferenz oder ähnliches nun ausgestaltet ist, ist erst mal egal. Wichtig ist nur, dass eine Jugendbeteiligung stattfindet“, sagt Antes.
Verwaltung kooperiert mit Jugendlichen
Es sei für die Demokratiebildung wichtig, dass die Jugendlichen sehen, dass sie etwas bewirken können. Antes spricht sich deshalb auch gegen eine Jugendbeteiligung ohne echte Mitsprache aus. Es sei schlimm, wenn Jugendliche merkten, dass man sie nicht ernst nehme. „Wer sich in jungen Jahren engagiert, ob im Jugendrat oder im Verein, wird das auch im Erwachsenenalter tun. Das belegen statistische Auswertungen“, hebt Antes die Wichtigkeit guter Jugendbeteiligung hervor.
Laut Saur ist die Judeko angekommen im Rathaus. Die Abteilungen in der Verwaltung suchten immer wieder das Gespräch mit den Jugendlichen, etwa, als es um die Gestaltung der Freizeitanlage unter der Gumpenbachbrücke ging. Diese Zusammenarbeit will man in Kornwestheim ausweiten, dazu passt, dass das Budget der Judeko von 7000 auf 10 000 Euro erhöht wurde.
Aus Sicht von Antes ist Jugendbeteiligung auch eine Frage der Ressourcen. Kleine Kommunen täten sich da manchmal schwerer, einen Mitarbeiter damit zu betrauen, als größere Kommunen. „An den Jugendlichen liegt es meist nicht, wenn keine gute Jugendbeteiligung zustande kommt. Die sind nämlich im Durchschnitt nicht weniger engagiert als früher“, sagt Antes.