Mit der Stadtverwaltung und Gemeinderäten kommen die Teilnehmer des Stadtjugendforums wie hier 2017 in der Marbacher Stadthalle ins Gespräch Foto: Werner Kuhnle

In Kornwestheim und Marbach setzt man auf eine offene Form der Jugendbeteiligung – und ist zufrieden.

Jugendgemeinderäte sind nicht die einzige Möglichkeit, junge Menschen am Leben in der Kommune zu beteiligen. In rund 50 Städten und Gemeinden gibt es andere, offenere Formen. Zwei Beispiele aus dem Kreis: Die Stadt Kornwestheim hat seit 2020 eine Jugenddelegation (JuDeKo). Während ein Jugendgemeinderat den Regelungen des Kommunalrechts folgen sollte, ist die Jugenddelegation freier angelegt. Sie hat ein eigenes Budget von 7 000 Euro im Jahr. Die Mitglieder sind zwischen 13 und 21 Jahre alt und verpflichten sich nur für ein Jahr.

Die Delegation trifft sich mindestens einmal im Monat zu internen Sitzungen. Anschließend wird abgestimmt, welche Projekte weiterverfolgt werden. Die Sprecher treffen sich einmal im Quartal mit der Oberbürgermeisterin, Vertretern der Ratsfraktionen und der Abteilung Jugend der Stadt. Der Bau des Skaterparks im Süden Kornwestheims wurde von der JuDeKo initiiert und begleitet. Auch bei der Schulbauentwicklung, bei „Kornwestheim im Wandel“, beim Weihnachtsmarkt und der Gestaltung der Gumpenbachbrücke werde die JuDeKo beteiligt, betont Pressesprecherin Sandra Hennig: „Sie bringt sich sehr aktiv ein und hat mittlerweile einen hohen Bekanntheitsgrad und breite Akzeptanz gefunden.“

Eigene Geldtöpfe für die Ideen der Schüler

In Marbach hat man sich 2016 für ein Projekt der Jugendbeteiligung entschieden, das auf drei Säulen beruht: Einem achtköpfigen Stadtschülerrat, einer finanziellen Unterstützung sowie Stadtjugendforen. Stadt und Gemeinderat stellen jährlich einen Jugendtopf, gefüllt mit 5000 Euro, zur Verfügung. Das Geld steht bereit für Jugendprojekte, die Jugendlichen können darüber frei verfügen. Aus den Vorschlägen der Schüler wählt die Jury, die je mit zwei Schulsprechern von den vier weiterführenden Schulen besetzt ist. zehn Top-Projekte aus.

Das erste Siegerprojekt „Freies WLAN an allen Schulen” startete im Herbst 2017, 2018 folgten aus dem zweiten Jugendtopf dann Trinkwasserspender für alle Schulen. Bei den Stadtjugendforen 2017 und 2019 entstanden mit allen Klassensprechern unter anderem Ideen für eine legale Graffitiwand, Aktionen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, zur Müllvermeidung und für ein Queer-Café. Aktuell geht es um die Verbesserung der Kommunikation mit allen Klassensprechern über die eSports-Plattform Discord , um die Neugestaltung der Fußgängerzone und um mehr Fahrradstellplätze. Außerdem können die Mitglieder des Stadtschülerrats mit Vertretern der Gemeinderatsfraktionen und der Stadtverwaltung bei den zwei Mal jährlich stattfindenden Sitzungen des Jugendbeirats ins Gespräch kommen.

„Wir sind bislang sehr zufrieden mit dieser Jugendbeteiligung. Bis zur Pandemie wurde sehr aktiv mitgearbeitet“, freut sich Bürgermeister Jan Trost. Nach zwei Jahren Pandemie müsse der Jugendhausleiter jetzt wieder intensive Aufbauarbeit leisten: „Ich bin aber optimistisch, dass die Jugendlichen wieder für das Modell begeistert werden können. Bei Jugendlichen ist es wie im Erwachsenenbereich. Sich fest über Jahre an eine Daueraufgabe zu binden, wird immer unattraktiver. Für einzelne Projekte finden sich immer wieder genug Engagierte.“