Das Musikfestival beginnt am 30. April in Belgien. Foto: privat/Sylvia Drefs

Die Telemänner, das Jugendbarockorchester der Gedok Stuttgart, reist nach Belgien: Das besondere Ensemble nimmt am Europäischen Musikfestival teil.

S-Nord - Elf bis neunzehn Jahre alt sind die Mitglieder des Jugendbarockorchesters Telemänner der Gedok Stuttgart. In diesem Alter ist meist die prachtvoll-üppige Epoche des Barock nicht so angesagt. Ganz anders bei diesen Nachwuchsmusikern: In ihrem Ensemble kommt ein Spinett zum Einsatz, also eine Art Cembalo, und die Streicher verwenden barocke Bögen. „Die sind leichter und feiner gearbeitet, und ermöglichen eine feinere Artikulation für die Barockmusik“, erklärt Steffi Bade-Bräuning. „Damit sind wir wohl bundesweit das einzige Jugendensemble.“

Bade-Bräuning ist die Orchesterleiterin der Telemänner und hat sie 2008 auch gegründet. Seit den Anfängen hat sich das Ensemble stets weiterentwickelt, eine CD produziert, Konzertreisen nach Budapest, Helsinki und New York unternommen. Außerdem gibt es die Telemänner Minis für Acht- bis Zehnjährige, und gemeinsam mit dem Gedächtnis-Kindergarten – der gegenüber dem Gedok-Gebäude an der Hölderlinstraße liegt – wird bereits Nachwuchsförderung betrieben.

„Zu uns kommen immer mehr Jugendliche, die in der Schule oder Musikschule in einem Ensemble spielen, die sich aber darüber hinaus für ambitionierte Orchesterprojekte interessieren“, erzählt Bade-Bräuning. „Wir bieten eine Nische, da wir das Musizieren in einem Kammerorchester anbieten, in dem jeder einzelne mehr Verantwortung trägt als in einem großen Orchester.“

Zwei Wettbewerbe stehen auf dem Programm

Außerdem seien auch stets Musikstudenten dabei, die den Jüngeren beim Meistern der Barockmusik helfen, sowie einige Ehemalige, die bei Projekten mitmachen. „Ein solch kleines Ensemble ist wie die Belegschaft einer Firma: Gemeinsam strebt man nach Perfektion in der Musik. Jeder hat andere Talente, aber alle profitieren, wenn man sich austauscht und gegenseitig hilft“, beschreibt Steffi Bade-Bräuning. Zwischen 40 und 50 Mitglieder haben die Telemänner und die Telemänner Minis, nicht alle spielen bei allen Konzerten mit, insbesondere diejenigen, die noch in anderen Orchestern spielen.

Für dieses Jahr hat sich das Ensemble zwei Wettbewerbe vorgenommen: den Landesorchesterwettbewerb im Oktober in Bruchsal und von Donnerstag, 30. April, an das Europäische Musikfestival in Neerpelt/Belgien. Mit rund 5000 anderen Musikern werden sich die Telemänner dort messen. Um dem Ensemble die Reise nach Belgien zu ermöglichen, ohne dass die Jugendlichen selbst dafür bezahlen müssen, hatte Steffi Bade-Bräuning die Idee, die Reise über Crowdfunding zu finanzieren.

„Das Geld hilft dem Ensemble, die Kosten für Notenmaterial, Instrumentenzubehör, Workshop-Arbeit und Wettbewerbsgebühren für die Teilnehmer und deren Familien möglichst gering zu halten“, schreibt die Orchesterleiterin in dem Eintrag auf der Crowdfunding-Internetseite. „Die Teilnahmekosten sollten kein Ausschlusskriterium für einen Teilnehmer sein.“

Spendensumme ist erreicht

Und das Ensemble hat bereits erfolgreich die Werbetrommel gerührt: Schon einige Tage vor dem Wettbewerbsbeginn ist die vorgenommene Summe von 2500 Euro erreicht gewesen – der Reise steht also nichts mehr im Wege.

Seit mehr als 60 Jahren spielen beim Europäischen Musikfestival Musiker unter dem Motto „Alle Menschen werden Brüder“; dabei wechseln sich Chorensembles und Orchester von Jahr zu Jahr ab. Unter den Telemännern, die teilnehmen, sind auch der zwölfjährige Maximilian, der jüngste im Bunde, die 16-jährige Lucia, die erst kürzlich bei den Telemännern eingestiegen ist, oder Joshua, ebenfalls 16 Jahre alt, ein Bundespreisträger bei Jugend musiziert in der Kategorie Cello.

„Im Vergleich mit anderen ambitionierten Ensembles entwickelt man einen gemeinsamen Ehrgeiz, nicht vorher locker zu lassen, bevor die Sache perfekt ist“, berichtet Steffi Bade-Bräuning. „Wir wollen so gut abschneiden, wie wir es im besten Konzert könnten.“