Sie wissen, was sie können: Aisha Vogel, Jule Reinhardt und Moritz Bürling (von links) Foto: Lichtgut

Um diesen akademischen Nachwuchs muss sich niemand Sorgen machen: In der Veranstaltung der Stuttgarter Nachrichten „Jugend präsentiert“ überzeugten drei Schüler des Eberhard-Ludwigs-Gymnasiums mit ihren brillanten Seminarkursarbeiten zu schwierigen Themen.

Stuttgart - In einen Jahr machen sie Abitur. Doch das mündliche Abi haben Aisha Vogel, Jule Reinhardt und Moritz Bürling aus der Kursstufe 1, der elften Klasse, praktisch schon in der Tasche. Mit Bestnoten für ihre Seminarkursarbeiten, die das mündliche Abitur ersetzen können und auch als Einübung ins akademische Arbeiten gedacht sind. „

Wir sind seit Jahren leidenschaftliche Verfechter dieser Seminarkurse“, sagt der Lehrer Gereon Müller, der sie am Ebelu betreut und immer mehr Resonanz bei den Elftklässlern findet. Man einige sich auf ein übergeordnetes Thema, das in diesem Jahr Leben und Verantwortung heiße. Unter diesen weit gefassten Fragestellungen könnten die Schüler ihr Thema frei wählen. Dann geht es zur Sache: Mit gründlicher Recherche, Interviews, auch Filmen für die Präsentation. Dem folge ein Colloqium über 20 Minuten und zum Schluss eine Dokumentation. Also kein kurzatmiges Referat, sondern ein ambitioniertes und aufwendiges Unterfangen mit hohen Anforderungen.

Aishe Vogel hat sich für das Thema „Burnout im Klassenzimmer – Macht uns die Schule krank?“ aus dem Bereich Leben entschieden, Moritz Bürling war fasziniert vom sehr aktuellen und verantwortungsvollen Thema Klonen, und Jule Reinhardt hielt ein leidenschaftliches Plädoyer für vegane Lebensweise. „Alle drei Arbeiten wurden mit einer glatten Eins benotet“, verriet Gereon Müller im Buchhaus Wittwer, wo die dritte Veranstaltung der Reihe „Jugend präsentiert“ den jungen Experten eine Bühne bot. „Damit diese brillanten Leistungen die Öffentlichkeit bekommen, die sie verdienen“, meinte StN-Redakteur und Moderator Jan Sellner. Das Trio, alle drei gerade mal 17 Jahre alt, nutzte diese Öffentlichkeit mit Bravour und begeisterte das Publikum.

Burn-out hausgemacht

Aisha Vogel war bei ihren Recherchen zum Thema Burn-out im Klassenzimmer vom Ergebnis selbst überrascht: „Nein, es sind nicht die Schule und ihre immer höheren Anforderungen, die krank machen“, fand sie heraus. Laut einer Studie der Deutschen Mathematiker-Vereinigung seien die Anforderungen, zumindest in Mathe und Biologie, sogar gesunken. Dennoch, so hat sie ermittelt, wird jährlich in Deutschland eine halbe Million Rezepte für Beruhigungsmittel an Kinder unter zwölf Jahren ausgestellt. Ein Fünftel der Schüler zwischen 13 und 17 Jahren leide an Überforderung und extremer Erschöpfung mit Burn-out-Symptomen wie Kopfschmerzen, Erschöpfung, Konzentrationsstörungen und Tinnitus.

Wer oder was ist daran schuld? „Die Schüler setzen sich selbst unter Leistungsdruck“, so Aisha. Man habe nicht mehr mit der Null-Bock-Generation, sondern mit einer hochmotivierten Generation zu tun, in der die Hälfte aller Schulabgänger Abitur macht: „Als Versicherung gegen den jederzeit drohenden Abstieg.“ Die Panik davor, die Angst, auch Mobbing, brächten Stress. Dagegen helfe Entspannung, für die Aisha ein paar Übungen vorbereitet hatte. Das Publikum, angetan von den fundierten Informationen, machte begeistert mit.

Warum Kopie statt Original?

Sieht so unsere Zukunft aus? Mit Bildern von tupfengleich aussehenden Menschen aus einem Science-Fiction-Film verstörte Moritz Bürling das Publikum. Da fiel die Antwort der Zuhörer auf seine Frage „Warum kopieren, wenn es Originale gibt?“ in einem ersten Impuls eindeutig für das Original aus. Aber wir leben mit Klonen, also Zellteilung, wie Moritz bewundernswert verständlich darlegte.

Von natürlichem Klonen spreche man bei Pflanzen und Tieren, die sich vegetativ vermehren, von künstlichem Klonen zum Beispiel bei Stecklingsvermehrung oder Aufpropfen. Beim Thema Tiere darf Dolly nicht fehlen: Das erste Klonschaf, das 1996 geboren wurde. Das Verfahren, einen Zellkern mit einer entkernten Eizelle zu verschmelzen und den Embryo in eine Leihmutter einzupflanzen, werde heute bei vielen Tieren angewandt.

Und der Mensch? Wie unter den Bundesbürgern gab es hier auch hier eine Mehrheit für das therapeutische Klonen, um mit den Stammzellen von Embryos Krankheiten wie Parkinson, MS oder Alzheimer zu heilen. „Keine Chance in Deutschland, es ist hier verboten“, stellte Moritz klar.

Plädoyer für veganes Leben

Sie verzichten nicht nur auf Fleisch, sondern auf alle tierischen Produkte: In Deutschland leben bereits 500 000 Menschen vegan, und Jule Reinhardt hofft, dass es bald noch viel mehr werden. Denn sie selbst hat sich seit einem Jahr zu dieser Lebensweise bekehrt.

Die 17-Jährige hielt ein leidenschaftliches Plädoyer für ihre Überzeugung. Begründet nicht aus dem Bauch heraus, sondern unterfüttert mit Fakten und Zahlen: Dass der Bundesbürger im Schnitt jährlich 60 Kilo Fleisch verzehrt, dass die Chinesen auf den Fleischgeschmack kommen und dass die Welt mit acht Milliarden Menschen nicht mehr satt zu kriegen ist, wenn nach derzeitigen Prognosen 2050 rund 500 Millionen Tonnen Fleisch produziert werden. Abgesehen davon könne sie die gesundheitlichen Vorzüge aus eigener Erfahrung nur preisen: Ihre Blutwerte wiesen keine Mangelerscheinung auf, und der Papa habe ohne Hungern acht Kilo abgenommen.