Cathrin (von links, Sarah Gailer), Frank (Leon Ullrich),Sophie (Eli Riccardi) und Tim (Thomas Schubert) sind auf der Suche. Foto: ZDF und Frank Dicks / [M] FeedMe

Vier Freunde versuchen in „Jugend – es ist kompliziert“ auf ZDF Neo im Berlin der 2020er Jahre klarzukommen – und diskutieren ihr Leben im Stil der 1990er-Sitcoms auf dem WG-Sofa und im Stammcafé.

Wirklich jugendlich sind die Protagonisten der ZDF-Sitcom „Jugend – es ist kompliziert“ eigentlich nicht mehr. Mit Mitte 30 sind sie aber auch noch nicht richtig angekommen, sie sind – ähnlich wie in der Phase der wirklichen Jugend – noch auf der Suche. Cathrin (Sarah Gailer) sucht und findet in der englischsprachigen Sophie (Eli Riccardi) eine Mitbewohnerin für ihre WG, in der auch ihr bester Freund Tim (Thomas Schubert) und Nachbar Frank (Leon Ullrich) ein und aus gehen. Auf dem Sofa besprechen sie Cathrins Probleme mit ihrem jähzornigen Chef (Gastauftritt von Fabian Hinrichs), Tims Dating-Erfahrungen, Franks skurrile Geschäftsideen und schließlich Sophies Probleme mit ihrer Mutter Susanne (Gerti Drassler), die eines Tages ungebeten vor der Tür steht. Nicht selten wird dabei dem Gegenüber gar nicht richtig zugehört, weil jeder in seine eigenen Probleme und Problemchen verstrickt ist.

Die achtteilige Comedyserie aus der Feder von Stefan Stuckmann, die in der ZDF-Mediathek und bei ZDF Neo zu sehen ist, nimmt zwischen feministischem Fahrradladen und „Save Space für Mansplainer“ die woke Berliner Hipster-Blase liebevoll auf die Schippe. Gleichzeitig erinnert das Konzept an frühere Zeiten der Fernsehwelt.

Das Wohnzimmer ist ein zentraler Ort der Serie. Foto: ZDF/© Frank Dicks

Das Drehbuch entstand eigentlich aus „Trotz“, obwohl Autor Stefan Stuckmann nach seiner letzten Serie „Eichwald, MdB“ von 2019 nach eigenen Angaben fertig mit seinem Beruf gewesen war. Er war davon ausgegangen, dass es für solch „lupenreine Sitcoms“ keinen Platz in der modernen Fernsehwelt mehr geben würde. Dass er sich irrte und das ZDF an der Comedyserie Gefallen fand, bezeichnet er als „sein großes Glück“.

Im Interview mit unserer Zeitung verglich Schauspielerin Eli Riccardi „Jugend“ mit Sitcoms wie „Friends“ und „Seinfeld“. Ob des Kultstatus dieser Serien mag der Vergleich gewagt erscheinen, doch tatsächlich scheint „Jugend“ den 1990er Jahren entsprungen zu sein – nimmt man den Look und die Leichtigkeit, mit der die Themen behandelt werden. Ähnlich wie bei „Friends“ oder „How I Met Your Mother“ bilden Wohnung und Treppenhaus den Mittelpunkt. Wechseln Cathrin und Co. auf neutralen Boden, trifft man sie bei Tee und Baklava im libanesischen Café um die Ecke. Die Höhen und Tiefen des Großstadtlebens werden lebendig erzählt, auch klischeehaft zugespitzt.

Auch im Stammcafé werden die Probleme des Lebens besprochen. Foto: ZDF/© Frank Dicks

Die Regisseure Simon Ostermann, Hannah Dörr und Stefan Stuckmann haben sich entschieden, nur im Studio zu drehen. Wände werden mit der Kamera durchfahren, um die Künstlichkeit des Sets zu betonen. Dadurch werden die humorvollen Dialog-Gefechte in den Vordergrund gerückt. Der österreichische Schauspieler Thomas Schubert hat in der Netflix-Serie „King of Stonks“ und im Beziehungsdrama „Roter Himmel“ mitgewirkt, Theaterschauspielerin Sarah Gailer gibt ihr Fernsehdebüt. Die jüngste im Bunde, Eli Riccardi, wurde durch die Prime-Video-Serien „Maxton Hall“ und „Mandy und die Mächte des Bösen“ bekannt. Leon Ullrich arbeitete mit Stuckmann bei „Eichwald, MdB“ zusammen. Die Schauspielertypen harmonieren hervorragend. Die Pointen sitzen – auch wenn den Zuschauern manches mal das Lachen im Halse stecken bleiben dürfte. Doch dass die Chemie im Ensemble stimmt, merkt man ab der ersten Folge.

Da wirkt es fast störend, dass mit Sophies Mutter Susanne noch eine fünfte Figur etabliert wird, die mit Staubwedel und selbst gebackenen Keksen durch die WG pflügt und die Dynamik durcheinanderbringt. Verzichtbar wären auch die Kaskaden an Bildern, die die Szenenwechsel markieren, aber nur für Unruhe sorgen. Dennoch bieten die 22-minütigen Folgen einen unterhaltsamen Nostalgieausflug in die nie Welt der Sitcoms.

ZDF Neo zeigt „Jugend – es ist kompliziert“ ab 10. September, 21.45 Uhr, immer dienstags in Doppelfolgen und in der Mediathek.