Viele Portugiesen zieht es anlässlich der traditionellen Demo am 1. Mai auf die Straßen. Sie unterstützen linke Parteien und Bündnisse. Foto: Schröppel

Vor der Europawahl beleuchten die Volontäre der StZ in einer Serie die Situation junger Europäer. Im fünften Teil blicken wir nach Portugal, wo rechtspopulistische Parteien, im Gegensatz zu vielen anderen EU-Ländern, wenig Zustimmung finden.

Lissabon - Joaquim Campos sitzt auf der Treppe seines Mietshauses im Lissabonner Ausgehviertel Bairro Alto. Die letzten Strahlen der Abendsonne treffen auf die kunstvoll eingefärbten Keramikkacheln, die sogenannten Azulejos, die an vielen Häusern hier die Fassade schmücken. Die Frühlingsbrise weht Gesprächsfetzen und melancholische Fado-Klänge aus den nahe gelegenen Szenebars durch die Straßen. Campos ist nach eigener Aussage ein stolzer Portugiese, sieht sich gleichzeitig aber auch als Europäer: „Ich liebe mein Land, und auch Europa liegt mir sehr am Herzen.“ Er würde niemals eine rechtspopulistische oder europakritische Partei wählen, sagt der Kunsthistoriker. „Die Populisten in ganz Europa nutzen die Unsicherheit der Bürger aus, um die Gesellschaft zu spalten und um ihre Macht zu festigen.“ Dagegen stehe der europäische Gedanke und das starke „Wir“-Gefühl. „Das ist eines der guten Dinge, auf das man sich hoffentlich noch lange stützen kann“, sagt Campos.