Die Abiturienten Tom (mit Helm), Thai Son und Justin des Berufsschulzentrums Leonberg tüfteln am Feuerwehrhelm der Zukunft. Foto: factum/Granville

Beim Jugend-forscht-Wettbewerb in der Stadthalle präsentieren 119 Kinder und Jugendliche aus der Region 60 Projekte. Besonders stark ist der Kreis Böblingen vertreten. Und sogar aus Peru sind zwei Schülerinnen angereist.

Sindelfingen - Die weiteste Anreise hatten Matilda Leni Ontrop und Hannah Sophia Lopez Kiwitt. 11 000 Kilometer sind sie geflogen, um am Jugend forscht-Wettbewerb in der Sindelfinger Stadthalle teilzunehmen. Eigentlich richtet sich der Wettbewerb an Kinder und Jugendliche aus der Region Stuttgart. Doch an der Deutschen Schule Lima, die nach dem Naturforscher Alexander von Humboldt benannt ist, wird nach dem baden-württembergischen Lehrplan unterrichtet. Und da es einen Jugend forscht-Wettbewerb in Peru nicht gibt, durften Matilda und Sophia, 14 und 15 Jahre jung, nach Sindelfingen. Sehr praktisch, dass in ihrer Heimat gerade noch Sommerferien sind, so verpassen die beiden Mädchen keinen Unterricht.

Ihr Forschungsthema ist eine Hommage an den Namensgeber ihrer Schule: peruanische Heilkräuter, die in der traditionellen Medizin eingesetzt werden, überprüften die Jungforscherinnen auf ihre antibiotische Wirksamkeit. Die Schote des Tara-Baums erwies sich als gutes Mittel gegen das Bakterienwachstum. Begeistert sind die Juroren von der Idee und der Arbeit. Sie küren die Schülerinnen aus Lima zum Ersten Sieger Biologie.

Smarter Feuerwehrhelm und Riesen-Drei-D-Drucker

119 Kinder und Jugendliche, deutlich mehr als im vergangenen Jahr, nahmen am Regionalwettbewerb teil. Auffallend: mehr als die Hälfte der Jungforscher stammt aus dem Kreis Böblingen. So auch ein Team des Beruflichen Schulzentrums Leonberg, das einen Smarten Feuerwehrhelm entwickelt hat. Ausgestattet ist er mit einer Wärmebildkamera und einem Ultraschallsensor. „Das hilft mir, wenn ich in einem völlig dunklen und verrauchten Raum nach Personen suchen muss“, erklärt Justin Bosch, einer der drei Entwickler. Der 19-Jährige ist selbst Feuerwehrmann und weiß, worauf es ankommt. Gemeinsam mit seinen Mitschülern Tom Schönhardt, auch bei der Feuerwehr, und Ngo Thai Son Vu, tüftelten sie in knapp zwei Jahren diesen Helm aus. Nicht nur ihre Feuerwehrkollegen seien davon begeistert, sagt Justin Bosch. Auch die Firma Dräger, die Feuerwehr-Equipment herstellt, habe ihr Interesse angemeldet und die Jungforscher gesponsert. Nun soll der Helm zusammen mit Dräger weiterentwickelt werden. Mächtig Eindruck machte der Helm auch auf die Jury, die die drei 19-Jährigen als interdisziplinäre Regionalsieger der Bereiche Technik und Arbeitswelt auszeichnete.

Die Konkurrenz stand direkt gegenüber: Drei Jungs aus Herrenberg mit einem riesigen 3D-Drucker. 3500 Euro investierten sie mit Hilfe von Sponsoren. „Wenn wir einen solchen Riesendrucker kaufen müssten, würde das mindestens 50 000 Euro kosten“, sagt Lorenz Bredl, der das Gerät gemeinsam mit Julian Schmoll und Tobias Freudenmann im Aerospace Lab Herrenberg konstruiert hat. „Wir nutzen den Drucker für die Projekte in unserem Aerospace-Zentrum. Wir können nun zum Beispiel für eine Drohne große Teile produzieren, die stabiler sind, als wenn man mehrere kleine druckt und die zusammenbaut.“

Forschung kann auch süß sein

Ein ganz anderes Thema beschäftigte Nora Reinsperger, Julia Cluss und Jana Pracht. Die Sechstklässler des Böblinger Albert-Einstein-Gymnasiums stellten Schokolade her – mit zahnfreundlichem Birken- statt herkömmlichem Rohrzucker.

Optisch wenig spektakulär war der Stand von Ritvij Singh vom Sindelfinger Gymnasium Unterrieden. Seine Leistung ist dafür umso beeindruckender: Der Zwölfjährige entwickelte Formeln, um das korrekte Einparken zu errechnen: eine zum Vorwärts-, eine zum rückwärts- und eine zum parallel Einparken. „Das ist unglaublich, was er für sein Alter kann“, sagt Ann-Katrin Hammer von der Jury.

Sein mathematisches Talent, das er bei diversen Mathewettbewerben unter Beweis stellt, kombiniert Ritvij Singh mit seiner Leidenschaft für Autos. In seiner Freizeit konstruiert der Achtklässler Boliden. Sein Berufswunsch steht schon fest: Ingenieur für die Formel eins.

Das sind die Regionalsieger:

Arbeitswelt
Benedikt Veit (Ernst-Sigle-Gymnasium Kornwestheim) wurde Sieger bei den Jüngeren. Bei den Älteren wurden Justin Bosch, Ngo Thai Son Vu und Tom Schönhardt (Berufsschulzentrum Leonberg) ausgezeichnet.

Biologie
Sieger bei den Jüngeren sind Lorena Hasenmeier, Bahtija Blömer und Valeria Stovba (Albert-Einstein-Gymnasium Böblingen) sowie David Buchta vom Stiftsgymnasium Sindelfingen. Bei den Älteren siegten Matilda Leni Ontrop und Hannah Sophia Lopez Kiwitt (Deutsche Schule Lima).

Chemie
Sieger sind Annika Kaupa und Pia Bentlage vom Stiftsgymnasium Sindelfingen.

Mathematik/Informatik
Es siegte bei den Jüngeren Ritvij Singh vom Gymnasium Unterrieden in Sindelfingen, bei den Älteren Marius De Kuthy Meurers vom Kepler- Gymnasium in Tübingen.

Physik
Jannes Durban von der Gemeinschaftsschule Döffingen in Grafenau, Felix Buchta und Niklas Neumann sowie Jonathan Kalmbach und Tom Hagel (alle Stiftsgymnasium Sindelfingen).

Technik
Regionalsieger sind Cedric Dunsch, Roman Krause und Frederik Kempka ( Berufsschule Leonberg).