Der Abiturient Moritz Uehling hat immer Lust auf neue Themen. Demnächst reist er für die Firma Bosch für drei Wochen nach Palo Alto in Kalifornien. Foto: Katharina Kraft

Der Sillenbucher Moritz Uehling hat beim Bundeswettbewerb Jugend forscht gewonnen. Seine Erfindung, ein RSS-Reader Monezine, hat die Jury überzeugt. Nun will der 18-Jährige Informatik studieren.

Sillenbuch - Vielleicht wird er eines Tages auch ein milliardenschwerer Softwareunternehmer im Silicon Valley werden wie Andreas von Bechtolsheim, der im Jahr 1974 bei Jugend forscht gewonnen und später Sun Microsystems mitgegründet hat. Oder er wird Karriere machen in einem Unternehmen oder an der Universität. Viele Wege stehen Moritz Uehling offen, dem Sillenbucher Abiturienten, der nun im zweiten Anlauf mit seinem intelligenten RSS-Reader Monezine beim Bundeswettbewerb von Jugend forscht in der Kategorie Mathematik/Informatik gewonnen hat.

Ein Messinstrument für Texte

„Ich habe schon andere auf dem ersten Platz gesehen“, sagt Uehling: „Deren Projekte kamen mir viel komplizierter vor.“ Doch dann bekam er erst den Konrad-Zuse-Jugendpreis für Informatik und dann auch noch den Bundessieg bei Jugend forscht. Sein Projekt, der intelligente RSS-Reader Monezine, bietet dem Leser automatisch die Artikel an, die seinem persönlichen Geschmack entsprechen und die zu dem Zeitpunkt wichtig sind. Zusätzlich sortiert der Reader die Artikel nach der Wahrscheinlichkeit, mit der sie gelesen werden.

Dazu analysiert die Software die einzelnen Wörter eines Presseartikels um festzustellen, welches Thema der Text behandelt. „Die kleinen Anreißer beschreiben oft nicht um was es wirklich geht“, so Uehling. Ob der Artikel dem Leser persönlich gefällt, entscheidet die Software dann über einen Vergleich. „Ich kann messen, wie ähnlich sich zwei Texte sind“, erklärt der Jugend-forscht-Gewinner.

Das nächste Ziel: Informatik studieren

Auch das funktioniert über die Wörter, aus denen der Text besteht. Da kommt die Mathematik ins Spiel: Jeder Text wird zu einem Vektor. Zwei Artikel können verglichen werden, indem der Winkel zwischen den zwei Vektoren bestimmt wird. Ist nun eine Reportage sehr ähnlich zu denen, die der Leser vorher mit „gefällt mir“ markiert hat, schlussfolgert das Programm, dass er diesen ähnlichen Text auch gerne lesen würde.

Die Idee zum Projekt kam Uehling durch ein Buch über kollektive Intelligenz. „Ich habe mir gedacht, dass man das auf eine Zeitung anwenden könnte“, erzählt er. Zwei Jahre lange hat er an dem Projekt gearbeitet. „Und langsam wird es langweilig“, sagt der Abiturient. Er hat Lust auf neue Themen. Wie etwa bei seiner Arbeit bei Bosch. Dort hat er ein Stellenangebot erhalten. Er darf unter anderem drei Wochen lang ins kalifornische Palo Alto reisen, um dort an der Ideenverwaltung des Unternehmens zu forschen. „Die meisten Forscher haben mehr als einen Fachbereich“, sagt Uehling. Um alle Fähigkeiten der Mitarbeiter auszunutzen, sollen ähnliche Werkzeuge helfen, wie bei seinem intelligenten E-Reader.

Doch eigentlich ist Amerika nicht das Ziel seiner Träume. „Süddeutschland ist schon eine coole Gegend“, findet Uehling. Erst einmal möchte er nach Karlsruhe, wo er ab September Informatik studieren will. Wie es danach weitergeht, steht noch völlig offen. Derzeit ist die intelligente Vernetzung von Informationen, wie bei dem RSS-Reader oder der Ideenverwaltung, sein Lieblingsthema. Das Thema sei stark im Kommen, so Uehling. Erst vor Kurzem habe er gemerkt, was sein Handy alles über sein Verhalten lerne. Zum Beispiel wird ihm von Google der Weg zu einem bestimmten Restaurant gezeigt, in das er immer freitags mit seiner Familie geht. „Jetzt ist Freitag, und das Handy schlägt mir das vor“, sagt Uehling. Einerseits mache so etwas Angst, andererseits sei es auch faszinierend. Er findet: „Es ist cool, wenn ich sehe, wie lange ich dorthin brauche.“