Zuletzt stand Marcel Brandstetter interimsweise als Chef an der Seitenlinie, nun soll er bei der U 17 der Kickers als Assistent fungieren. Foto: privat/cf

Der Coach Marcel Brandstetter blickt auf die nächsten Gegner, die aktuelle Trainerrochade bei den Blauen – und erklärt, warum es für deren B-Junioren so gut läuft.

Degerloch - Seine eigene Karriere als Fußballer führte den Nürtinger Marcel Brandstetter in die A-Jugend-Bundesliga mit Gegnern wie Mats Hummels und Toni Kroos und zu 71 Einsätzen in der Männer-Regionalliga, ehe er 2017 wegen eines Asthmaleidens vorzeitig aufhören musste. Seit drei Jahren ist der mittlerweile 33-Jährige nun als Trainer im Nachwuchsleistungszentrum der Stuttgarter Kickers engagiert – und das mit Erfolg. Als Interimschef hat er das U-17-Bundesligateam gerade zu dessen drittem Sieg in Serie geführt. Über die aktuelle Trainerrotation und den sportlichen Lauf spricht Brandstetter in unserem „Mittwochswort“.

 

Herr Brandstetter, Siege gegen Nürnberg, Ingolstadt und Reutlingen. Sind die Kickers die Mannschaft der Stunde?

Ich muss den Jungs ein riesiges Kompliment machen. Sie hatten vor dem Spiel in Reutlingen nur drei Tage Zeit, um sich an mich zu gewöhnen, weil durch den internen Aufstieg von Mustafa Ünal zum Chef der Oberliga-Mannschaft bei uns im Trainerbereich in der Jugend einiges in Bewegung geraten ist. Das hat die Mannschaft sportlich aber nicht groß beeindruckt. Die sind sensationell aufgetreten.

Was ist für die Mannschaft in dieser Saison in einer Liga mit Gegnern wie dem VfB Stuttgart, Eintracht Frankfurt und dem FC Bayern möglich?

Durch die Coronasituation sind es diesmal 21 Mannschaften, von denen sieben absteigen werden. Eigentlich war für jeden Außenstehenden klar, dass die Nachwuchsteams der Fünftligisten wie Unterhaching, Reutlingen und wir Abstiegskandidaten Nummer eins sind. Aber nun ist Unterhaching Tabellenführer, und wir stehen bei vier weniger absolvierten Spielen auf Platz zehn. In diesem Altersbereich zählt eben nicht nur der Name des Vereins.

Sondern?

Es ist schon klar, dass Mannschaften wie Bayern und der VfB ein Vielfaches unseres Etats und ganz andere Möglichkeiten haben und über eine komplette Saison immer ganz vorne landen. In einzelnen Spielen sind für uns gegen solche vermeintlich übermächtigen Gegner aber immer Überraschungen möglich, weil die Unterschiede nicht so groß sind wie im Männerbereich und wir beispielsweise aktuell in der U 17 einen ganz besonders talentierten Jahrgang haben.

Zu dem gehört auch Karlo Kuranyi, der Sohn des 52-maligen deutschen Nationalspielers Kevin Kuranyi. . .

Ja, Karlo hat nicht nur den guten Körper für einen Stürmer, sondern auch viel Talent und den Torinstinkt von seinem Vater mitgekriegt. Wir haben aber noch eine Reihe weiterer Toptalente wie Marko Mladenovic, der auch schon regelmäßig bei der U 19 mit dabei ist, oder Anton Bäuerle, der schon Einladungen zu DFB-Lehrgängen hatte.

Am Samstag geht es zu den Bayern. Liegt etwas drin?

Warum denn nicht? Wir fahren auch dahin, um drei Punkte mitzunehmen – vorausgesetzt, dass unsere Spieler angesichts des unglaublichen Nachwuchscampus’ an der Säbener Straße nicht vor Ehrfurcht erstarren, was ich aber nicht glaube. Zunächst einmal geht es aber an diesem Mittwochabend zuhause gegen den FC Augsburg. Da wollen wir die nächsten Punkte für den Klassenverbleib. Das ist nämlich trotz allem Optimismus immer noch unser vorrangiges Ziel. Beim letzten Besuch der Bayern-B-Jugend bei uns 2019 war übrigens noch Miroslav Klose der Trainer und ein gewisser Jamal Musiala mit dabei, der ja inzwischen schon Nationalspieler bei den Männern ist . . .

Sie selbst rücken nun wieder ins zweite Glied. Warum?

Da ist wie gesagt gerade einiges in Bewegung. Yannick Dreyer ist von der U 17 zu den A-Junioren gewechselt, wo er Mustafa Ünal ersetzt. Mir selbst fehlt noch die höchste Lizenz im Jugendbereich. So werde ich künftig als Assistent Lukas Kling unterstützen – er steigt als neuer U-17-Coach ein. Wir kennen und ergänzen uns sehr gut. Er hat ja bis vor Kurzem noch bei unseren Männern in der Oberliga gespielt und ist dann in die Landesliga zum SC Geislingen gewechselt.