An der Spitze des Berliner Jüdischen Museums könne künftig ein Jude oder auch ein Nicht-Jude stehen, findet Shimon Stein. Foto: Michael Steinert

Der Ex-Botschafter Israels in Deutschland, Shimon Stein, stellt sich in der Debatte um das Jüdische Museum, hinter dessen zurückgetretenen Leiter Peter Schneider. Das Verhalten des israelischen Ministerpräsidenten sei eine Frechheit.

Stuttgart - In der Debatte um das Jüdische Museum in Berlin hat der frühere israelische Botschafter in Deutschland, Shimon Stein, scharfe Kritik an Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu geübt. „Es war eine Frechheit von Netanjahu, sich einzumischen“, sagte Stein am Sonntagabend in Bonn.

Mitte Juni war Museumsleiter Peter Schäfer von seinem Posten zurückgetreten. Der Zentralrat der Juden in Deutschland hatte zuvor kritisiert, dass das Museum per Internet eine Leseempfehlung für einen Zeitungsartikel über Wissenschaftler gegeben hatte, die einen Beschluss des Bundestags gegen die anti-israelische BDS-Bewegung verurteilen. Die BDS-Bewegung ruft unter anderem zum Boykott israelischer Waren auf. Der Rücktritt Schäfers rief sowohl Zustimmung als auch Kritik hervor.

Empörung über Brief an die Kanzlerin

Zudem gab es eine Kontroverse über die Ausstellung „Welcome to Jerusalem“. Schäfer verteidigte die Ausstellung und sagte Mitte Juni im „Tagesspiegel“, dass die Schau keine anti-israelische oder pro-palästinensische Propaganda gemacht habe. Es sei aber oft missverstanden worden, dass es nicht um die Geschichte Jerusalems gegangen sei, „sondern es ging um die drei monotheistischen Religionen, die sich dort nun mal zusammenballen und unterschiedliche beziehungsweise dieselben Ansprüche haben“.

Schäfer sagte, er habe auch „massenweise“ positive Reaktionen zur Ausstellung aus Israel und Amerika erhalten. „Sprachlos“ habe ihn allerdings der Brief Netanjahus an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit der Empfehlung gemacht, die staatliche Förderung des Jüdischem Museums einzustellen.

Ex-Botschafter Stein würdigte Schäfer als großen Wissenschaftler. An der Spitze des Berliner Jüdischen Museums könne künftig ein Jude oder auch ein Nicht-Jude stehen. Er stelle sich insgesamt eine „vielfältige Person“ vor. Stein äußerte sich in der Bonner Bundeskunsthalle in der Diskussionsreihe „Jerusalemer Gespräche Bonn“ auf und am Rande des Podiums.