Studierende sitzen im Innenhof der Jüdischen Hochschule zusammen. Foto: Philipp Rothe

Die Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg wird im Herbst 40 Jahre alt. Die Anfänge waren nicht leicht. Inzwischen bietet sich jüdischen und nicht jüdischen Studierenden ein breites Angebot.

Heidelberg - Vor 40 Jahren, als es losging, war die Hochschule für Jüdische Studien (HfJS) in Heidelberg „eine zarte Pflanze“ – so berichten es zwei ehemaligen Mitarbeiter. Mit einer Handvoll Studierender und ein paar Gastdozenten hatte sie im Herbst 1979 den Betrieb aufgenommen – in der Hoffnung, zur Belebung der jüdischen Gemeinden in Deutschland beizutragen. Rabbiner, Kantoren und Religionslehrer sollten dort ausgebildet werden, so die Ursprungsidee. Zudem sollte wieder eine eigene wissenschaftliche Heimat für das Fach der Judaistik geschaffen werden. Bis dahin wurde es nur an einigen evangelisch-theologischen Fakultäten staatlicher Universitäten angeboten. Mittlerweile hat die Hochschule wegen ihres offenen Konzepts einen großen Kreis interessierter Studierender gelockt, nicht nur jüdische. „Etwa 60 Prozent sind Nicht-Juden, darunter auch viele Muslime“, sagt der Rektor Johannes Heil.

Auch der Bundespräsident gratulierte

Die Anfänge waren aber nicht einfach. „Es ist schwer, qualifizierte Leute zu finden“, sagte damals der Gründungsrektor Leon A. Feldmann. „Es war ja nicht so, dass das Projekt von allen mitgetragen wurde. Es hing wesentlich von der Schaffenskraft einiger weniger ab“, erinnert sich auch Johannes Heil. Und sie haben es tatsächlich geschafft: Die Hochschule, die vom Zentralrat der Juden in Deutschland getragen und unter anderem durch Bund und Länder finanziert wird, feiert 40. Geburtstag. „Das Haus steht auf einem guten Fundament und kann durchstarten für die nächsten 40 Jahre“, versichert der Rektor, dessen Amtszeit im September zu Ende geht.

„Heutzutage wäre es gar nicht mehr vorstellbar, dass es keine jüdische Hochschule in Deutschland gäbe“, bilanziert Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden anlässlich des Jubiläums. „Wir empfinden sie als selbstverständlichen Teil des jüdischen Geisteslebens und als wichtige Brücke zwischen jüdischer und nichtjüdischer Gemeinschaft.“ Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gratulierte der Hochschule: „Wir brauchen Sie!“, hat er an ihre Wissenschaftler und Studierenden appelliert.

Eine Oase der Gelehrsamkeit

Wer ihnen einen Besuch abstattet, der spürt nichts mehr von den anfänglichen Schwierigkeiten. Die Hochschule in ihrem lichten Neubau, der vor zehn Jahren in einer Seitenstraße nur wenige Schritte von der „großen“ Heidelberger Uni entfernt errichtet worden ist, bildet mitten im Trubel der Altstadt eine Oase der Gelehrsamkeit. „Die Atmosphäre hier ist sehr gut, das Fächerangebot fantastisch. Und die Leute sind motiviert“, schwärmt einer der Studierenden. Unterrichtet werden jüdische Kultur, Religion und Geschichte mit unterschiedlichsten wissenschaftlichen Ansätzen; die Breite von Fachbereichen ist laut der HfJS europaweit einzigartig. Kooperationen gibt es mit der Uni Heidelberg sowie Hochschulen in Israel, Österreich und Schweden.

Ehemalige erinnern sich gern zurück

Auch der Sprecher der Studierendenvertretung, Timotheos Schweizer, ist voll des Lobs: „Man ist fachlich sehr gut betreut, die Bibliothek ist ausgezeichnet, die Ausstattung modern.“ Alle, die hier studieren oder studiert haben, äußern sich ähnlich. Ehemalige erinnern sich gern an die Zeit. „Die Hochschule bot jenes Gefühl einer großen Familie, das an der Universität nebenan fehlte“, hat Michael Brenner, der hier in den 80ern studierte und heute als Professor für Jüdische Geschichte und Kultur in München tätig ist, über seine Zeit in Heidelberg geschrieben.

Das hat sich seither nicht geändert. „Es ist bei uns fast wie in einem guten Internat“, schildert Heil. Ein paar mehr Studierende könnte man allerdings aufnehmen. Für 250 war die Hochschule einst geplant, derzeit sind nach Angaben des Rektors nur noch „gut über 100“ eingeschrieben; dazu kommen noch einmal so viele Gäste von der Uni Heidelberg. „Es ist keine Frage: Wir möchten wieder höher kommen mit den Zahlen“, sagt der Rektor.