Zwischen Synagoge und GWG-Gebäude soll ein repräsentativer Platz entstehen. Foto: Haar

Seit 2015 hat die Stadt Stuttgart das Thema Synagogenvorplatz auf der Agenda. Nun soll er 2023 fertig werden. Sehr zu Freude der Israelitischen Religionsgemeinschaft in Stuttgart.

S-Mitte - Die Stuttgarter Synagoge ist längst aus ihrem verschämten Schattendasein erwacht. Im Sommer 2018 wurde der Platz feierlich eingeweiht. Aus Sicht der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW) war das höchste Zeit. Schließlich hatte man sich schon in großer Geduld geübt. Immer wieder wartete man, bis der gegenüberliegende Nachbar, die GWG, ihren Verwaltungsbau abreißt und wieder neu errichtet. „Bevor diese große Maßnahme nicht beendet ist, macht es für die Stadt keinen Sinn, die Straße mit dem Stuttgarter Pflaster zu plätteln, wie bei uns vor der Synagoge“, sagte Lars Neuberger von der IRGW immer wieder. Doch schließlich entschied man sich doch, einfach anzufangen. Damit hat die IRGW im Sommer 2018 Fakten geschaffen. Und wie es scheint, hat die jüdische Gemeinde damit die richtige Wahl getroffen.

Neuer Besitzer der GWG-Hauses

Denn seither ist zwar viel passiert, aber mit dem Bau des Synagogenvorplatzes in der Hospitalstraße ist nie begonnen worden. Der Grund: Die GWG hat angeblich ihre Pläne mehrfach modifiziert. Mehr noch: Die GWG-Gruppe, gegründet 1950, eine auf Wohnimmobilien spezialisierte Tochtergesellschaft der R+V Versicherungsgruppe hat das Gebäude in der Hospitalstraße inzwischen an die Münchner Immobiliengesellschaft „Wöhr + Bauer“ verkauft. Das Unternehmen plant allerdings keinen Abriss mehr, sondern will kernsanieren. Und offenbar ist Wolfgang Roeck, Gesellschafter und Geschäftsführer, bedeutend zugänglicher als die Vorbesitzer. „Mit Herrn Roeck habe ich sehr guten Kontakt gehabt“, bestätigt IRGW-Vorstand Susanne Jakubowski, „ich bin froh, dass es jetzt endlich losgehen soll und dass Wöhr und Bauer dort baut. Denn auch die Münchner Gemeinde hat gute Erfahrungen mit dem Unternehmen gemacht.“ Trotz aller Freude und detaillierter Planungen des Tiefbauamtes steht der exakte Baubeginn immer noch nicht fest. Es fehlt die Genehmigung des Baurechtsamtes. Dennoch hofft „Wöhr + Bauer“, bis Mitte kommenden Jahres, mit der Fassade des Gebäudes fertig zu sein, damit auch das Gerüst entfernt werden kann. Damit könnte auch das Tiefbauamt loslegen und Anfang 2023 fertig sein.

Für Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle sind das gute Nachrichten, nachdem die Hängepartie um den Synagogenvorplatz beinahe zu einer unendlichen Geschichte geworden ist: „Es kann doch nicht sein, dass wir seit 2015 über diese Maßnahme sprechen. Wenn man bedenkt, dass wir ganze Einkaufscenter schneller hochziehen.“

Hospitalviertelverein engagiert sich

Nun, aber da es vorangeht, steigt die Zufriedenheit bei allen Beteiligten. Susanne Jakubowski ist einfach „nur froh“, dass der Synagogenplatz auch einen entsprechenden Vorplatz bekommt. Dazu wird die Hospitalstraße für den Durchgangsverkehr gesperrt. Versenkbare Poller sollen dann nur noch Rettungs- und Einsatzfahrzeugen oder der Müllabfuhr die Durchfahrt ermöglichen. Auch Pfarrer Eberhard Schwarz freut sich über die repräsentative Platzgestaltung. Als Vorstand des Hospitalviertelvereins und evangelischer Pfarrer liegt ihm die Entwicklung des ganzen Quartiers aber auch die Verbindung zur jüdischen Gemeinde am Herzen. In diesem Fall sogar so sehr, dass sein Verein einen wesentlichen Beitrag zur Gestaltung des Platzes beiträgt. Schwarz will durch Spenden zwölf Bodenplatten, die die zwölf Stämme Israels symbolisieren, finanzieren.

Die Spende, aber auch die gesamte Entwicklung des Vorplatzes scheint damit den Wunsch der IRWG immer mehr zur Realität werden zu lassen. Denn bei der feierlichen Eröffnung des Synagogenplatzes meinte IRGW-Vorstandssprecherin Barbara Traub: „Wir hoffen, dass die Stuttgarter Bürger künftig nicht mehr nur wissen, dass es in der Stadt eine Synagoge gibt, sondern dass sie auch wissen, wo genau die Stuttgarter Synagoge steht. Mit unserem Synagogenplatz wird unsere Gemeinde viel stärker als bisher ins Bewusstsein der nichtjüdischen Bürger rücken. Nicht mehr nur als jüdische Menschen, sondern auch als jüdische Gemeinde werden wir künftig stärker wahrgenommen werden. Wahrgenommen als Teil dieses Landes. Als Teil dieser Stadt.“