Besinnliche Stimmung in der Synagoge der jüdischen Gemeinde in Stuttgart. Foto: Lichtgut/Verena Ecker

In der jüdischen Gemeinde Württembergs treten wieder alte Konflikte zutage. Sollte die Satzung tatsächlich neu aufgestellt werden müssen, wirft das die Gemeinde stark zurück, meint Lokalredakteur Mathias Bury.

Stuttgart - Derjüdischen Gemeinde in Württemberg stehen mal wieder unruhige Monate bevor. Man erinnert sich noch gut an die jahrelangen, zum Teil mit harten Bandagen geführten Auseinandersetzungen an deren Spitze. Auch die jüngste Attacke, die eine Gruppe ehemaliger Mitglieder der Gemeinderepräsentanz gegen den heutigen Vorstand führt, ist nichts für zart besaitete Seelen. Das Argumentationsmuster erinnert an das, was man landläufig populistisch nennt. Es geht gegen eine „Elite“, die vor allem an ihrer Macht hänge, die traditionsvergessen und perfide den eigentlichen Willen der Gemeinschaft übergehe.

Da reibt sich der Beobachter verwundert die Augen. Sicher, dem Vorstand ist ein ärgerlicher Fehler unterlaufen bei der Aufstellung der neuen Satzung, der nicht hätte passieren dürfen. Gerade in den konflikthaltigen Verhältnissen der IRGW. Aber deswegen nun diesen Wirbel zu veranstalten, ist doch, gelinde gesagt, ziemlich übertrieben.

Es hat sich viel getan

Man kann die Entwicklung der jüdischen Gemeinde auch ganz anders sehen. Grundschule und Kindertagesstätte haben sich zahlenmäßig gut entwickelt. In Ulm hat man seit einigen Jahren eine neue Synagoge, in Esslingen konnte man sogar die frühere, dank ihrer Lage in der engen Altstadt nicht von den Nazis zerstörte Synagoge wieder beziehen. Und auch in Stuttgart stehen weitere Veränderungen an.

Aber die Ruhe ist fürs Erste dahin, der alte Streit ist nicht ausgestanden. Durch die vorgezogene Neuwahl der Repräsentanz entsteht erhebliches Störpotenzial. Dazu kommt die Berufung eines neuen Landesrabbiners, wenn Netanel Wurmser im Sommer in Ruhestand geht. Und sollte die Gemeinde die Satzung neu aufstellen müssen, wirft sie das um Jahre zurück.