Der Sternaufkleber ist im Internet bestellbar. Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Sich mit dem Tragen des „Judenstern“ zum Opfer der Politik hochzustilisieren, ist geschmacklos. Die Veranstalter handeln richtig, wenn sie dem Einhalt gebieten, findet unsere Redakteurin Christine Bilger.

Stuttgart - Ein Mann, ein Dieselfahrer, sieht sich als Opfer der Politik – und tut das mit einem den von den Nazis zur Diskriminierung geschaffenen „Judenstern“ nachempfundenen Aufkleber kund. Muss man sich darüber aufregen? Ja! Denn ob es nun einer, zehn oder 100 Leute mit diesem Aufkleber sind: Das ist eine Grenzüberschreitung. Den Stern zu verwenden, der für Millionen Menschen unter der Nazidiktatur ein Symbol der Verfolgung, Unterdrückung und des systematischen Massenmordes war, ist mit Adjektiv „geschmacklos“ fast noch zurückhaltend eingeordnet.

Der Veranstalter will einschreiten

Der Demoveranstalter tut das einzig Richtige in dieser Situation: Er kündigt an einzuschreiten, falls Demonstranten mit dem Aufkleber auf der regelmäßig jeden Samstag anberaumten Kundgebung gegen die Fahrverbote erneut auftauchen. Er werde sie dann bitten, diesen Aufkleber nicht mehr zu zeigen. Das ist wegen des Respekts vor den Verfolgten des Naziregimes angebracht. Eine anständige Reaktion. Da der Veranstalter nicht alle Teilnehmer im Blick haben kann, ist ihm kein Vorwurf zu machen, dass er noch nicht reagiert hat.

Barbara Traub, die Vorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinschaft, wundert sich zu Recht, warum noch niemand eingeschritten ist. Sie meint damit nicht die Anmelder, Ordner und Veranstalter der Demo, sondern die Teilnehmer, die unmittelbar neben dem Mann mit dem Stern standen. Ihnen fehlte es an der notwendigen Sensibilität für den Umgang mit der Geschichte. Das ist traurig und sollte allen, die weggeschaut haben, richtig peinlich sein.