Dönig-Poppensieker, Kretschmann und Stoll (von links) eröffnen das Büffet. Foto: Jens Noll

Ein deftiges Abendessen hat den baden-württembergischen Ministerpräsidenten am Schmotz’gen Dorschtig in die Sielminger Gemeindehalle gelockt.

Sielmingen - Seit 25 Jahren lädt die Arbeitsgemeinschaft Sielminger Vereine Vertreter der Stadtverwaltung, Stadträte und Vereinsmitglieder am Schmotzigen Dorschtig in die Sielminger Gemeindehalle ein. Ein baden-württembergischer Ministerpräsident hat die Veranstaltung bislang noch nicht besucht. Zum diesjährigen Jubiläum war das anders. Um 18.35 Uhr betrat Winfried Kretschmann die Halle.

„Zu so einem Jubiläum lädt man auch Gäste ein und freut sich besonders, wenn diese Gäste auch kommen“, sagte Willy Stoll, der Vorsitzende der Sielminger Vereine, in seiner Begrüßung. „Es ist schon fast Tradition, dass Sie zum Griebenwurstvesper kommen“, sagte er zum Ehrengast. Vor seiner Amtszeit als Ministerpräsident ließ sich Kretschmann dort hin und wieder die deftige Speise und ein Glas Most schmecken.

„Herr Kretschmann ist heute der Gast – und ich habe gesehen, er hat eine Rede für eine Stunde“, scherzte Oberbürgermeisterin Gabriele Dönig-Poppensieker in ihrer Ansprache. Sie hatte in vorderster Reihe neben dem Ministerpräsidenten Platz genommen. Mit am Tisch saßen die beiden Bürgermeister Dieter Lentz und Andreas Koch. Lentz trug eine gestrickte Kappe und eine Kette mit Miniatur-Hexenmaske. Passend zum Anlass – schließlich war es „ein richtiger Fasnetstag“, wie Kretschmann in seinem Grußwort feststellte, das jedoch keine ganze Stunde dauerte.

Unterhaltsame Rede des Ministerpräsidenten

„Das Griebenwurstvesper ist ja so etwas wie eine Pietistenfasnet“, sagte der Katholik und sorgte damit für Gelächter im Saal, „aber wenigstens ist es schmutzig und fett.“ Die Zutaten des Abendessens baute Kretschmann in eine unterhaltsame Rede ein. In der Politik gehe es „um die Wurst“ und die sollte man sich nicht „vom Brot nehmen lassen“. Gelegentlich müsse man zeigen, „wo der Bart’l d’r Most holt“. Manchmal gelte auch: „Rache ist Blutwurst“. Dann müsse man darauf achten, dass „niemand eine beleidigte Leberwurst ist“. Zur S-21-Volksabstimmung meinte der Grünen-Politiker: „Wenn das Volk nicht so abstimmt, wie ich will, dann ist dagegen auch kein Filderkraut gewachsen.“

Paul Schurr, Ehrenvorsitzender der AG Sielminger Vereine, sprach in Reimen zu den rund 180 Gästen. „Vor Jahren hat ihn keiner kennt und jetzt ist er Ministerpräsident“, sagte er über Kretschmann, der daraufhin als erster Ministerpräsident von Willy Stoll eine goldene Griebenwurst erhielt. Nach einer Hip-Hop-Darbietung des Sportvereins und der Wielandschule eröffneten Kretschmann, Dönig-Poppensieker und Stoll schließlich das Buffet.

Leber-, Griebenwurst und Kesselfleisch, dazu eine Portion Kraut und Bauernbrot servierten die Helfer des Musikvereins Sielmingen. Ganz im Sinne der Tradition wurde das Kraut von Eugen Briem gespendet und das deftige Vesper von Familie Grimminger zubereitet. Für Unterhaltung auf der Bühne sorgte nach dem Essen der Sängerbund mit einem Lied. Der Akkordeon- und Handharmonika-Club Sielmingen führte eine schwäbische Variante des „Dinner for one“ auf. Statt über einen Tigerkopf stolperte Butler Schorsch über eine Mitspielerin in einem Eisbärenkostüm. Vor dem abschließenden Programmpunkt, dem Auftritt des Sielminger Musikvereins mit Trommeln und Blasinstrumenten, verließ der Ministerpräsident um 21 Uhr die Veranstaltung. „Einen schönen Abend“, wünschte er einigen Gästen auf seinem Weg aus der Halle.