Schüler aus Stuttgart und der Partnerstadt Brünn haben sich über Musik angenähert. Gemeinsame Auftritte haben inzwischen Tradition. Foto: Linsenmann

Schüler aus der zweitgrößten Stadt Tschechiens haben Schüler im Norden zu einer Matinee besucht. Zum 25er-Jubiläum wurde ein offizieller Akt in der Turnhalle des Ferdinand-Porsche-Gymnasiums aufgeführt.

Zuffenhausen - Junge Leute zusammenzubringen, am besten über Schulen und andere Bildungseinrichtungen, das war von Beginn an ein zentrales Anliegen der Städtepartnerschaft zwischen Stuttgart und Brünn, der zweitgrößten Stadt Tschechiens. Dass da schon einiges gewachsen und gereift ist, das sollte zum 25er-Jubiläum auch ein offizieller Akt in der Turnhalle des Ferdinand-Porsche-Gymnasiums dokumentieren. Ein wenig hoheitlich wirkten so die Nationalfarben am Bühnenhintergrund. Oder vielleicht doch eher wie die Deko für ein Fußballmatch? Von steifer Feierlichkeit jedenfalls nicht die Spur. Und weil die vom Rathaus her aufgebrochene Delegation ordentlich auf sich warten ließ, glich das muntere Gewusel vor und in der Halle mehr und mehr dem Treiben einer ganz normalen Schulveranstaltung. Entspannt konnte so der Große dem Kleinen ein weiteres Mal zeigen, wie man die grüne Chorkrawatte bindet, und manches iPhone bekam nicht nur am E-Piano eine Extra-Streicheleinheit ab.

„Vitejte na FPGZ“

Wer da nun aus schwäbischen, wer aus mährischen Landen stammte, war nur an kleidungstechnischen Details auszumachen, formalen Vorgaben geschuldet. Oder der Notwendigkeit, sich auf Englisch zu verständigen. Als die Delegation dann eintraf, dürfte den wenigsten aufgefallen sein, dass OB Fritz Kuhn sich entgegen der Ankündigung doch nicht unter den Gästen befand. Mehr Normalität geht kaum – und ein besseres Siegel hätte auch das Stadtoberhaupt der Veranstaltung und dem, was sie als Frucht der Städtepartnerschaft dokumentieren sollte, nicht geben können. So leuchtete, was da auf Tschechisch zwischen den Flaggen-Postern platziert war, in seiner schlichten, gültigen Substanz: „Vitejte na FPGZ“. Willkommen am Ferdinand-Porsche-Gymnasium!

Da soll mal ein eiserner Vorhang gewesen sein?

Richtiges Programm gab es natürlich auch. Schließlich ist die gewachsene Normalität nicht zuletzt der Musik geschuldet, die als Medium eine besondere Rolle in der Jugendbegegnung zwischen Stuttgart und Brünn, zwischen dem FPGZ und diversen Schulen bildet. Das hoben Otto Fischer und Dana Mikulkova hervor, die Vorsitzende der Fördervereine in den Partnerstädten.

Gleich drei Brünner Gymnasien machten ihre Aufwartung, nachdem die „School of Rock“ der Bodelschwingh-Schule mit ihrem Rhythmusgefühl schon zu eifrigem Mitklatschen animiert hatte. Genau die richtige Einstimmung für die drei Gitarristen vom Gymnasium Elgartova, die sich etwa bei „Twist and shout“ oder „Barbie Girl“ als fingerflinke Könner zeigten, mit „global pop and rock“. Da soll mal ein Eiserner Vorhang gewesen sein? Muss Jahrhunderte zurückliegen.

Vollversammlung zum Finale

Rasant und mit einem Hauch von Glamour versehen, was das Aerobic-Duo mit einer Mischung von Artistik und Showdance bot, pfiffig und mit viel Witz die durchchoreografierte Nummer einer weiteren Gruppe zu eingespielter, scharfer Disco-Musik und Synthie-Beats. Wieselflinken, stilsicheren Ragtime spielte der eine, hinter seiner blonden Löwenmähne versinkende junge Pianist, noch eine Spur virtuoser, mit feiner Modulation und knackigen Akkordsprüngen angereichert, der andere. An die musikalischen Wurzeln ihrer Heimat erinnerte die Skola Vejrosta mit unterschiedlich besetzter, auch mal vom Sopransaxophon begleiteter, „slawischer Folklore“. So farbig und seelenvoll vorgetragen, dass das stetige leichte Gemurmel in der Halle ganz verstummte, als ein geistliches Lied erklang.

Finalerweise kam es zur Vollversammlung, als sich nicht nur Chöre des Porsche-Gymnasiums und des Gymnasiums Matayase Lercha vorn einfanden, sondern „alle, die singen wollen und können“ dazugesellen durften. „Because we sing“ war da die absolut passende, swingende Jubel-Hymne. „Der Tradition verpflichtet, blicken wir in die Zukunft,“ hatte Volker Maurer vom FPGZ eingangs begrüßt. Die Zukunft: Sie ist unter diesen jungen Leuten ganz offensichtlich bereits ganz Gegenwart.