Die römische Truppe der „Numerus Brittonum“ demonstriert ihre Wehrhaftigkeit im Welzheimer Ostkastell. Foto: Jan Potente

2005 wurde der Limes von der Unesco geadelt. Im Welzheimer Ostkastell gab’s am Wochenende zum 20-Jahr-Jubiläum schöne Illuminationen, rauchige Feuerstellen, eine Weihezeremonie, Aufmärsche und den köstlichen römischen Wein Mulsum.

Was für ein imposanter Abschluss eines Ausflugs in die wunderbare Wintersonne des Schwäbischen Waldes. Das prächtige Wetter unter blauem Himmel nutzten etliche Ausflügler aus der Region Stuttgart zu einem Abstecher in den Forst im Nordosten des Rems-Murr-Kreises.

 

Und so manche Familie verlängerte den Aufenthalt trotz der sich dem Gefrierpunkt nähernden Temperaturen noch um einen Abstecher nach Welzheim. Dort wurde am Samstag Jubiläum gefeiert: Denn vor 20 Jahren wurde der einst von den Römer erbaute Grenzwall Limes zum Unesco-Weltkulturerbe erhoben. Ein wichtiger Truppenstandort war Welzheim mit seinem Ostkastell – dort war seinerzeit eine rund 200 Mann starke Besatzung von sogenannten Auxiliartruppen, der „Numeros“, untergebracht.

Begrüßung: „Freunde, Bürger, Römer!“

Auf dem Übergang des rekonstruierten Westtors wurde bei untergehender Sonne die unter dem Motto „Weltkulturerbe im Fackelschein“ stehende Zeremonie zum Limes-Jubiläum gestartet. Der Welzheimer Schultes Thomas Bernlöhr – nicht etwa in ein Cäsarengewand gehüllt, sondern statt Lorbeerkranz mit profaner Mütze gegen die Kälte gesichert – begrüßte die Gäste passend: „Freunde, Bürger, Römer!“ Es gebe keinen besseren Ort, um das 20-jährige Jubiläum der Erhebung des Limes zum Weltkulturerbe zu feiern als im Welzheimer Ostkastell – gemeinsam mit den Numerus Brittonum, der Abteilung des Historischen Vereins Welzheim, und den Limes-Cicerones.

Ein römischer Soldat mit Fackel am Ostkastells. Foto: Jan Potente

150 nach Christus kamen die Römer nach Welzheim, um als Besatzungsmacht mindestens 100 Jahre zu bleiben. „Für uns ist im Jahr 2025 ein Event im Freien, mit Fackeln und Römern, etwas ganz Besonderes“, erläuterte Bernlöhr. „Aber in der Zeit vor 1800 Jahren war es das Normalste der Welt.“ Der passende Appell des Bürgermeisters ans Auditorium: „Lasset die Spiele beginnen!“

Der Geschäftsführer des Schwäbisch-Fränkischen Walds, Karl-Dieter Diemer, ging in seiner kurzen Ansprache auf den zumeist in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Limes ein, der das Land „in die römische und die barbarische Bevölkerung teilt“.

Überraschendes hatte er überdies bei der morgendlichen Lektüre unserer Zeitung unter der Rubrik „Wissen“ erfahren. Forscher aus Amsterdam und Jena haben herausgefunden, dass der Limes seit zwei Jahrtausenden auch eine psychologische Grenze zwischen der deutschen Bevölkerung diesseits und jenseits des einstigen römischen Befestigungsgürtels bildet. Demnach sind die Deutschen südlich beziehungsweise westlich des Grenzwalls deutlich zufriedener mit ihrem Leben als ihre Nachbarn im Nordosten. Höhere Zufriedenheit, längere Lebenserwartung – „wir sind froh, dass wir auf der richtigen Seite stehen“, so Diemers Botschaft ans Welzheimer Publikum.

„Macht Platz für Rom!“

Es folgte eine Weihezeremonie und bei anbrechender Dunkelheit eine Exerzierübung. „Unus, duo, tres, quattuor“: In Schutzausrüstung wie vor 1800 Jahren, ausgestattet mit Fackeln und Schildern, marschierten die Soldaten von Numerus Brittonum vom Westtor übers Feld und wieder zurück. Markus Schaaf von den Limes-Cicerones machte lautstark den Weg frei: „Platz für Rom!“ – schon teilte sich die Menge.

Hernach informierten sich die Besucher an der Marktstraße über die weiteren Events im Limes-Jubiläumsjahr oder stärkten sich mit dem passend servierten historischen Mulsum – ein „römischer Alcopop“, wie Schaaf scherzte, ein Wein gesüßt mit Honig und gewürzt mit Pfeffer.

Das schmeckt, beim Jupiter!

Das längste Bodendenkmal Europas

Limes
Der Obergermanisch-Raetische Limes ist ein Abschnitt der römischen Außengrenze zur Zeit der größten Ausdehnung des Römischen Reiches. Mit seinen 550 Kilometern ist er das längste Bodendenkmal Europas. Die 1800 Jahre alte Grenzanlage bestand aus rund 900 Wachtürmen, Palisaden, Grenzmauern, Wällen und Gräben sowie 120 Kastellen, so die Information des Limes-Museums in Aalen. Im Jahr 2005 wurde er zum Unesco-Weltkulturerbe ernannt.

Ostkastell
Das Welzheimer Ostkastell umfasst eine Fläche von 1,6 Hektar. Erste Ausgrabungen gab es Ende des 19. Jahrhunderts, in den 1970er Jahren wurde die Anlage aufwendig restauriert – so auch das imposante Westtor („Porta Praetoria“). Auf dem Gelände steht auch ein Lapidarium mit Kopien und Reliefs von Götterstatuen. Das Ostkastell ist ganzjährig zugänglich, die Limes-Cicerones sind von Mai bis Oktober jeden Sonn- und Feiertag vor Ort.