Zum Jubiläum der Parkanlage hat der Verschönerungsverein am Samstag ein Fest auf die Beine gestellt. Neben einer Ausstelung mit Bildern und Informationen zur Entwicklung der Karlshöhe wurden auch mehrere Führungen angeboten.
S-Süd - Am 19. Juni 1889, also vor 125 Jahren, ist die Karlshöhe eingeweiht worden. Damals wurde sie vom Verschönerungsverein Stuttgart nach dem Vorbild eines englischen Landschaftsparks gestaltet und nach König Karl benannt. Am Samstag ist das Jubiläum der Karlshöhe gefeiert worden.
In der Schutzhütte gab es eine Ausstellung mit Bildern und Informationen zur Entwicklung der Karlshöhe bis heute anzusehen, während mehrere Führungen über die Anlage angeboten wurden: Während Konrad Oberle, der stellvertretende Vorsitzende des Verschönerungsvereins, zur Geschichte der Parkanlage erzählte, beschäftigte sich Ulrike Plate, Hauptkonservatorin beim Landesamt für Denkmalpflege und Mitglied im Verschönerungsverein, mit den Villen am Rande der Karlshöhe. Die gehören zwar rein technisch nicht zur Karlshöhe, sind es aber trotzdem wert, genauer besehen zu werden, erklärte sie vorab.
Kein Reichssender auf der Karlshöhe
Zunächst ging es zur Villa Gemmingen, die heute in Privatbesitz ist, aber auch einige Jahre Sitz des Denkmalamts und damit Ulrike Plates Arbeitsplatz war. „Während des Dritten Reiches gab es Pläne, auf der Karlshöhe einen Reichssender einzurichten“, erzählte Plate. Aus diesem Grund kaufte die Stadtverwaltung damals viele der Grundstücke entlang und an der Karlshöhe. „Die Villen hätten dann alle abgerissen werden sollen.“ Zum Reichssender auf der Karlshöhe kam es dann nicht, und nach dem Zweiten Weltkrieg verwendete die Stadt die Gebäude, um verschiedene Ämter darin unterzubringen.
Heute gehört die Villa Gemmingen Christa Freifrau von Tessin und wird durch die Freiherr von Tessin’sche Gutsverwaltung betreut. Dank der Erlaubnis der Hausherrin konnte die Gruppe sich im Gartengeschoss der Villa Gemmingen umsehen: „Die Villa hat Schlosscharakter“, erklärte Ulrike Plate. „Der halbrunde Kuppelsaal erinnert an das Schloss Solitude oder Schloss Monrepos in Ludwigsburg.“ Die Villa ist im Stil eines französischen Gartenschlösschens gestaltet – im Auftrag von Gustav Siegle. Der Stuttgarter Fabrikant ließ die Villa für seine Tochter Dora bauen, die in die Adelsfamilie von Gemmingen-Hornberg einheiratete, daher Villa Gemmingen. Die Architekten waren Albert Eitel und Eugen Steigleber – Eitel baute auch verschiedene andere Villen entlang der Humboldtstraße.
„Reinsburg-Ring“ als besonderer Leckerbissen
Aus der Besuchergruppe kam die Frage, weshalb das Denkmalamt sich nicht gegen den Abriss der Villa Siegle, die ebenfalls an der Karlshöhe gestanden hatte, gewehrt habe. „1955 gab es noch keinen Wertebegriff für das 19. Jahrhundert, wie wir ihn heute haben“, erklärte Plate. „Damals hieß es, zu dieser Zeit sei architektonisch nichts Gutes entstanden, sei nur abgekupfert worden.“ Zwar sei die Siegle-Villa im Krieg beschädigt worden, man hätte sie aber wieder aufbauen können: „Aber das Denkmalamt sah den Wert nicht.“
Beim Abendprogramm war neben dem Blechbläserensemble und der fünf Meter großen Kunstfigur Dundu auch Norbert Eilts dabei, der im historischen Gewand Kurioses aus dem Stuttgart des Jahres 1889 erzählte. Als besonderen Leckerbissen hatte der Verschönerungsverein ein Rezept aus dem Jahr 1891 nachbacken lassen: den „Reinsburg-Ring“, ein locker-leichter Guglhupf mit Rosinen, dessen Name an den ersten Namen der Karlshöhe erinnerte: Sie hieß nämlich bis 1889 Reinsburg-Hügel.