Gertrud Weiler und Alfred Ulrich beim Unterzeichnen des Vertrags. Foto: (c) Stadtarchiv Steinheim

Fünfzig Jahre ist es her, dass Kleinbottwar ein Stadtteil von Steinheim wurde. Eine Verbindung, mit der beide Seiten glücklich geworden sind.

Steinheim-Kleinbottwar - „Der Schritt, nach Kleinbottwar zu ziehen, war einer der besten in meinem Leben“, so das Urteil von Klemens Weller, zweiter stellvertretender Ortsvorsteher des dörflich geprägten Stadtteils von Steinheim. Für dieses Bekenntnis erntete er beim Festakt zum 50-jährigen Jubiläum der Eingliederung Kleinbottwars in die Urmenschstadt am Samstagabend von den gut vierzig geladenen Gästen im Kulturwerk anerkennenden Applaus und Gelächter. Bei ihm war der Grund für den Umzug die Liebe. Bei Kleinbottwars Anschluss an Steinheim war es wohl eher die Vernunft, die den Ausschlag gab. Dennoch ist daraus im Lauf der Jahre auch eine emotionale Bindung entstanden.

Gegner wurden rasch eines Besseren belehrt

Um auch in Zukunft noch eine leistungsfähige Verwaltung zu haben, leitete der baden-württembergische Landtag vor fünfzig Jahren eine Reform ein. Ziel war, dass sich kleine Gemeinden zu einer größeren Einheit zusammenschließen sollten. „Das war die Zeit der großen Brautschau“, brachte es Steinheims Bürgermeister Thomas Winterhalter anlässlich des Festakts auf den Punkt. Außer mit Steinheims Bürgermeister Alfred Ulrich hatte die damalige Bürgermeisterin Gertrud Weiler auch mit Großbottwar Kontakt aufgenommen. Dass die Entscheidung für die Urmenschstadt, für die sich auch die Kleinbottwarer in einer Bürgeranhörung mehrheitlich ausgesprochen hatten, richtig war, zeigte sich schon bald. Im Oktober 1972, ein knappes Jahr nach der Vertragsunterzeichnung am 8. November 1971, hatte Steinheim bereits fast zwei Millionen Mark in den neuen Stadtteil investiert. Das brachte auch einstige Gegner des Zusammenschlusses zum Einlenken.

Investitionen machten Kleinbottwar zum schönsten Dorf

Weitere Investitionen folgten in den nächsten Jahren, etwa der Neubau eines Kindergartens, der Anschluss der Forsthofs an die Kanalisation, der Anschluss an die Landeswasserversorgung, aber auch Dorfverschönerungsmaßnahmen. Letzteres mit so großem Erfolg, dass Kleinbottwar dreimal zum schönsten Dorf im Landkreis gekürt wurde. Und so verwundert es nicht, dass der damalige Steinheimer Bürgermeister Joachim Scholz anno 1996 von einer Liebesbeziehung zwischen der Stadt und ihrem Teilort sprach.

Ehen sind in der Regel immer dann besonders glücklich, wenn man zwar einerseits viel gemeinsam macht, sich aber auch andererseits eine gewisse Eigenständigkeit bewahrt. Genau das hat Kleinbottwar getan. Das örtliche Vereinsleben wurde erhalten und weiterentwickelt, und mit dem Neubaugebiet Scheibenäcker werden sich viele vom Charme des einstigen Winzerdorfes überzeugen können.

Große Feier am Wochenende im neuen Kulturwerk

Wie aktiv der Stadtteil ist, hat sich auch in der Eröffnung des Kulturwerks an diesem Wochenende gezeigt. In der von der Familie Mannsperger liebevoll restaurierten ehemaligen Genossenschaftskelter befindet sich nicht nur eine Tanzschule und eine Sportstätte, sondern auch ein Ausstellungsraum für Alltagsgegenstände früherer Jahre aus Haushalt, Handwerk und Weinbau, die vom früheren Ortsvorsteher Manfred Waters und Erich Krautter zusammengetragen worden sind.

Neues Leben eingehaucht hat diesen Dingen die Steinheimer Heimatpflegerin Helga Becker. In ihrer Rolle als Frau Nägele entführte sie die Besucher in wechselnden Kostümen, mit Schwertgosch und flotten Liedern äußerst unterhaltsam in die Zeit, als die SDR-Sendung „Sie wünschen, wir spielen“ die heilige Stunde der Hausfrau war und immer samstags gebadet wurde. Und es gab auch eine Premiere: „Das erste Kleinbottwarer Fernsehballett“ in Verkörperung von vier Schülerinnen des Tanzstudios Boschko tanzte mit jugendlichem Schwung zu Hits der Sechzigerjahre.