Der Champion,das einzige Fahrzeug, das ZF in seiner Geschichte konstruiert und produziert hat. Foto: ZF

Vor 100 Jahren wurde ZF gegründet. Vom Luftfahrtspezialisten hat sich das Unternehmen zu einem weltweit agierenden Technologiekonzern entwickelt. Im Jubiläumsjahr setz ZF zum Sprung in die Top 3 der globalen Autozulieferer an - ein Porträt von A bis Z.

A wie Anfang: Die ZF-Gründung ist eng mit der Pionierleistung von Ferdinand Graf von Zeppelin verbunden. Auf der Suche nach besserer Antriebstechnik für sein Luftschiffprojekt hat er die Gründung der damaligen Zahnradfabrik Friedrichshafen initiiert. Gegenstand des Unternehmens, so heißt es in der Handelsregistereintragung vom 9. September 1915, ist die Herstellung von Zahnrädern und Getrieben für Luftfahrzeuge, Motorwagen und Motorboote. Damit waren die Weichen schon früh für ein breites Produktportfolio gestellt – vom Zeppelin-Luftschiff bis zum Automobil.

B wie Bonus: Alle vollzeitbeschäftigten Tarifmitarbeiter an deutschen Standorten von ZF erhalten für das Jahr 2014 eine betriebliche Erfolgsbeteiligung von 1100 Euro. Dazu kommen aus Anlass des 100-jährigen Bestehens des Friedrichshafener Konzerns 100 Euro pro Beschäftigungsjahr für alle 41 200 ZF-Mitarbeiter in Deutschland.

C wie Champion: Das einzige Fahrzeug, das ZF je konstruiert und produziert hat. Nur der Motor wurde zugekauft. Der Champion ähnelte einer Seifenkiste, erfüllte aber die Mobilitätsansprüche der Nachkriegszeit. Der offene Zweisitzer war ein bewusster Entwicklungsrückschritt, sparsam und praktisch – konnte sogar vom Kunden selbst endmontiert werden. Er wurde teils von Partnern bis 1955 in Kleinserie gebaut.

D wie Daten: Der ZF-Konzern, der am 15. Mai 2015 die Übernahme des US-amerikanischen Autozulieferers TRW vollzogen hat, ist damit auf dem Weg zu den Top Drei der weltgrößten Zulieferer. 2014 haben die beiden damals noch selbstständigen Unternehmen mit zusammen 134 000 Mitarbeitern einen Umsatz von mehr als 30 Milliarden Euro erzielt. ZF allein hatte mit 71 400 Mitarbeitern 18,4 Milliarden Euro Umsatz.

E wie Elektronik: Deren Bedeutung im Fahrzeug nimmt weiter zu. Ein Pkw von heute verfügt über eine Rechnerkapazität von 20 PCs. ZF bündelt seine Elektronik-Komponenten im deutschen Auerbach und an weiteren Standorten. Die elektronische Getriebesteuerung des Ecomat-Automatikgetriebes im Jahr 1981 war eine wichtige Station. 2001 beginnt ZF – mit dem 6-Gang-Automatikgetriebe –, die Steuerungselektronik selbst zu entwickeln. Bis zum Jahr 2017 soll in mehr als 50 Prozent aller ZF-Produkte eigene Elektronik stecken.

F wie Forschung: Im Zentralen Forschungs- und Entwicklungszenrum, nur einen Steinwurf vom Friedrichshafener Flughafen entfernt, arbeiten rund 1000 Experten daran, neueste Technologien möglichst schnell für Fahrzeuge aller Art nutzbar zu machen. Es ist der größte der acht weltweiten Entwicklungsstandorte. Jährlich investiert ZF fünf Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung – zuletzt rund 1,6 Milliarden Euro (inklusive TRW).

G wie Getriebewerk: Der Aufbau des Getriebewerks in Gray Court, South Carolina (USA), war mit fast 500 Millionen Euro die größte Einzelinvestition der ZF-Geschichte.

H wie Herausforderungen: Die ergeben sich durch die Integration von TRW, aber auch durch die globalen Megatrends, mit denen sich der Konzern in der Strategie „ZF 2025“ auseinandergesetzt hat. Maßgeblich für den künftigen Erfolg ist laut ZF, sowohl Technologieführer als auch Kostenführer zu sein. Der Konzern, der stärker wachsen will als die Branche, peilt bis 2025 einen Umsatz von mehr als 70 Milliarden Euro an.

I wie Internationalisierung: Die Gründung des ersten Standorts außerhalb Europas 1958 in Brasilien läutete eine anhaltende Internationalisierung ein. Heute ist ZF an 230 Standorten in rund 40 Ländern vertreten – egal ob in den USA, Südafrika oder China. Knapp die Hälfte des Umsatzes wurde im vergangenen Jahr außerhalb Westeuropas erwirtschaftet – Tendenz steigend.

J wie Jubiläum: Das ganze Jahr steht im Zeichen des Jubiläums – unter anderem mit Familientagen an den weltweiten Standorten, einer Wanderausstellung über ZF. Ein Höhepunkt war das Mitarbeiter-Festival im Juli am Bodensee mit der Hip-Hop-Band Die Fantastischen Vier. Der zentrale Festakt in Friedrichshafen ist an diesem Mittwoch, dem 9. September, dem Tag des Eintrags ins Handelsregister des Amtsgerichts Tettnang vor genau 100 Jahren. Erwartet werden rund 1500 geladene Gäste – darunter viel Prominenz. K wie Kantine: Seit fast 100 Jahren werden ZFler verköstigt – egal ob am Bodensee, im brasilianischen Araraquara oder im chinesischen Shiyan. Allein in Friedrichshafen gehen heute pro Jahr etwa eine Million Mahlzeiten über die Theke. Verarbeitet werden dafür rund 1000 Tonnen Lebensmittel. Beliebtestes Gericht dort: Linsen mit Saitenwürstle und Spätzle.

L wie Leichtbau: Weniger Gewicht bedeutet weniger Kraftstoffverbrauch und weniger Emissionen. Dank neuer Berechnungs- und Simulationsverfahren können ZF-Ingenieure die Auslegung von Materialstärken verfeinern – mehr Material, wo die Belastung höher ist und umgekehrt. Mit alternativen Werkstoffen – wie etwa glasfaserverstärktem Kunststoff – macht ZF Fahrzeuge leichter.

M wie Mitarbeiter: Von den weltweit 71 400 ZFlern (ohne TRW) waren 2014 fast 41 200 im Inland beschäftigt – das ist mehr als die Hälfte. Mit Kurzarbeit statt Entlassungen hat ZF schon manche Krise gemeistert. Auch setzt ZF zunehmend auf gemischte Teams. Bis 2020 will ZF die Anzahl der Frauen in Führungspositionen verdoppeln. N wie Niederflurtechnik: Mit dieser Technik sind heute fast alle Stadtbusse in Großstädten und Ballungszentren ausgestattet – diese Niederflur-/Portalachsen ermöglichen einen stufenlosen bequemen Ein- und Ausstieg beim Bus und Barrierefreiheit. Die Entwicklung begann vor mehr als 30 Jahren. Spezialist ZF hat viele Großaufträge für solche Niederflurachsen bekommen.

O wie ohne Fahrer: Beim ZF Innovation Truck steht der Fahrer außerhalb und steuert den Lkw per Tablet-PC, derzeit läuft die Prototyp-Phase. Das ist vor allem bei Lang-Lkw interessant. Beim Rangieren nutzt das Fahrzeug einen Elektromotor. Apropos ohne Fahrer: ZF hat sogar ein Auto entwickelt, ein reines Elektroauto, das vollautomatisch mit einem Lenkwinkel von 75 Grad einparkt – gesteuert über eine Smartwatch. Dieses Advanced Urban Vehicle zeigt, welches Potenzial die intelligente Vernetzung einzelner Fahrwerk-, Antriebs- und Fahrerassistenzsysteme in sich trägt. Bis zur Marktreife dauert es aber noch.

P wie Patente: Über 860 Patente konnte ZF allein im vergangenen Jahr anmelden. Damit war der Stiftungskonzern in der Statistik des Deutschen Patent- und Markenamts wie in den Vorjahren unter den Top Ten.

Q wie Qualitätsprodukte: ZF-Produkte finden sich überall, wo Menschen und Güter bewegt werden – vom Pkw über den Stadtbus bis zur Baumaschine oder zur Marine-Anwendung. Dazu gehören Getriebe, Antriebs- und Fahrwerkkomponenten, Fahrerassistenztechnologien sowie komplette Achs-, Brems- und Lenksysteme.

R wie Roboter: Sie arbeiten in der Industrie 4.0 Hand in Hand mit den Menschen. Beispiel: die Serienfertigung für das Pkw-Achtgang-Automatikgetriebegehäuse in Friedrichshafen. Mit nur 90 Minuten Durchlauf entstehen dort täglich 750 Gehäuse, die zur Montage ins ZF-Werk Saarbrücken geliefert werden. Roboter holen die Rohteile aus der Drahtbox, andere bringen sie aufs Laufband, wo binnen 15 Minuten über 1300 Behandlungsmerkmale durchgeführt werden. Dann geht es ab in die Waschstraße. Ein Mitarbeiter überwacht die Anlage.

S wie Stefan Sommer: Er kam 2008 zum ZF-Konzern und ist seit Mai 2012 Vorstandsvorsitzender. Der Porsche-Liebhaber, der in Münster geboren ist, hat Maschinenbau studiert und promoviert und unter anderem beim ZF-Konkurrenten Conti gearbeitet. Mit der Übernahme des US-Zulieferers TRW hat er ZF schlagartig in der Weltliga der Zulieferer weiter nach vorn katapultiert, die Abhängigkeit vom Verbrennungsmotor verringert und sich eine gute Startposition für die Elektromobilität gesichert.

T wie TRW: Seit Mai 2015 wird TRW als eigenständige Division im ZF-Konzern geführt. Mit der Übernahme – Kaufpreis rund 9,6 Milliarden Euro – hat ZF seine Geschäfte um die Bereiche Sicherheitstechnik und automatisiertes Fahren erweitert.

U wie Unabhängigkeit: Wirtschaftliche Unabhängigkeit hat sich ZF auf die Fahnen geschrieben. Künftiges Wachstum soll aus eigenen Erträgen und profitablem Geschäft finanziert werden. Dazu muss die TRW-Integration gelingen und die Verschuldung für den Kauf zügig abgebaut werden.

V wie Volksrepublik China: Seit den 60er Jahren ist ZF in China aktiv. Heute verfügt der Technologiekonzern dort über 20 Produktionsstandorte. Zu den dortigen Autokunden gehören chinesische Produzenten, aber auch europäische Pkw- und Nutzfahrzeughersteller. Im 2013 eröffneten Werk in Peking beispielsweise produziert ZF Achsen für Beijing Benz Automotive, ein Joint Venture von Daimler und BAIC.

W wie Windkraft: Mit dem Einstieg in den Bau von Windkraftgetrieben ist ZF vom Newcomer schlagartig zur Nummer drei der Branche geworden. 2011 wurde der Windkraftspezialist Hansen übernommen, auch hat ZF ein Windkraftgetriebewerk in den USA errichtet. Trotz der zwischenzeitlichen Flaute 2012 und 2013 birgt der Markt großes Potenzial. 2014 sorgte die Windkraft maßgeblich für das Umsatzplus der ZF-Sparte Industrietechnik von acht Prozent.

X wie Car to X: Das Auto der Zukunft ist dank neuer elektronischer Helfer vernetzt, und ZF ist mit von der Partie. Sogenannte Advanced Driver Assistance Systems haben nicht nur den Fahrer und das Fahrzeug im Blick, sondern via Kameras und Radar auch das Umfeld. Das Auto kommuniziert dann mit anderen Fahrzeugen,warnt vor Gefahren, zeigt den freien Parkplatz, Staus und Unfälle werden deutlich minimiert.

Y wie Generation Y: ZF arbeitet beim Personalmarketing mit Hochschulen zusammen, ein Botschafterprogramm macht ehemalige Praktikanten zu Multiplikatoren, und beim ZF Race Camp im Umfeld der studentischen Formula Student – eines internationalen Konstruktionswettbewerbs für Studenten – knüpfen junge Motorsportenthusiasten ersten Kontakte zum Unternehmen.

Z wie Zeppelin-Stiftung: ZF ist ein Stiftungsunternehmen. Anteilseigner der ZF Friedrichshafen AG ist die von der Stadt Friedrichshafen verwaltete Zeppelin-Stiftung mit 93,8 Prozent. 6,2 Prozent liegen bei der Dr. Jürgen und Irmgard Ulderup Stiftung, Lemförde.