Die Türkische Islamische Gemeinde Erdmannhausen feierte ihr 25-jähriges Bestehen mit kulinarischen Köstlichkeiten, Musik und Tanz. Der Zuspruch war groß.
Ein würziger Geruch weht über den Vorplatz der Halle auf der Schray in Erdmannhausen. Fröhliche Menschen sitzen an Tischen, großenteils im Schatten, an den Ständen vor der Halle werden Döner, Köfte und Sac Kavurma, eine Art Fleischpfanne mit Zwiebeln, Paprika und Peperoni, angeboten. In der einer kleinen Moschee nachempfundenen Hüpfburg vergnügen sich Kinder. „Hos geldiniz“, Willkommen, ist überall zu hören.
Man ist mittendrin im zweitägigen Sommerfest, mit dem die Türkische Islamische Gemeinde in Erdmannhausen jetzt ihr 25-jähriges Bestehen feierte. Am frühen Samstagabend bevölkern gut 300 Besucher den Vorplatz und die Halle. Auch drinnen gibt es etliche Stände, Accessoires und kulinarische Angebote, Lahmacun und süße Speisen wie Baklava. „Das Erdmannhäuser Lahmacun ist berühmt,“ meint Ahmet Kirdemir, der Vorstand der Gemeinde, mit einem Augenzwinkern. Diese türkische Pizza werde immer frisch nach dem Freitagsgebet gereicht, auch hier beim Fest sind Frauen mit der Zubereitung beschäftigt.
Auch etliche Geflüchtete sind zu der Gemeinde gestoßen
„Das ist ein ständiges Kommen und Gehen heute,“ sagt Kirdemir. Der Verein zählt rund 250 Mitglieder. Die Gemeinde pflegt ihre islamischen Wurzeln und die türkische Kultur. Ein großer Teil ihrer Aktivitäten ist diesem Ziel gewidmet. In der unteren Bahnhofstraße steht ihre Moschee. Fünf Mal täglich findet dort das Gebet statt, so wie es die islamische Glaubensregel vorgibt. Der Verein, so Kirdemir, wurde seinerzeit gegründet, um die kulturellen Wurzeln zu pflegen. 2015 schloss die Gemeinde sich dem Dachverband Ditib an, der Türkisch-Islamischen Union.
„Zum Freitagsgebet ist der Andrang groß“, sagt Kirdemir, bis zu 180 Personen nähmen teil. „Wir haben jetzt noch mehr Besucher als früher,“ so der Vorstand. Vom nahen Heim mit Geflüchteten kommen auch Besucher anderer Nationalitäten, aus Syrien zum Beispiel, Afghanistan und Bosnien. „Und auch Deutsche, die konvertiert sind“.
Vorstand Kirdemir: „Für die Jungen ist Deutschland ihre Heimat“
Auf Integration legt die Gemeinde Wert: Sie zeigt Präsenz bei zentralen Veranstaltungen im Ort, wie dem Straßenfest. Dabei kann sich der Vorstand nicht über mangelnde Mitarbeit beklagen. Zwischen 50 und 100 Personen sind engagiert, um die kulinarischen Spezialitäten frisch zuzubereiten. In Fokus stünde auch die Integration der Jugend. Die Jugendlichen machen mit bei diversen Sportveranstaltungen, treten dann auf unter dem Namen Ditib Erdmannhausen. „Für die Jungen ist Deutschland ihre Heimat,“ sagt Ahmet Kirdemir. Er selbst ist in Marbach geboren und arbeitet bei einem Automobilhersteller in der Region. Das Verhältnis zur Erdmannhäuser Gemeindeverwaltung ist laut Kirdemir „sehr gut“. Man lege Wert auf Kontakte und Partnerschaftspflege. Das gelte auch für das Verhältnis zu den Gemeinderäten. Er spüre eine gegenseitige Wertschätzung. Besondere Wünsche an die Verwaltung hat die Türkische Gemeinde eigentlich nicht, allerdings wäre „ein kleiner Zebrastreifen“ direkt beim Übergang in der Bahnhofstraße wünschenswert. Schließlich kämen auch kleine Kinder zum Beispiel am Sonntag in den Islamunterricht.
Zur Feier des Tages formiert sich ein Horon – ein traditioneller Tanz
Während der Vorstand spricht, klingen plötzlich die markanten Töne und raschen Takte einer Kemençe, einer in der Schwarzmeerregion gespielten Laute, durch die Halle. Ismail Harbi, ein Gast aus Sachsenheim, reißt einige Besucher mit, sie formieren sich zum Horon, einem traditionellen Tanz, bei dem sich alle bei den Händen fassen, Kreise bilden und dann im Rhythmus bewegen. Gleich danach schneidet Kirdemir unter Beifall die für das Jubiläum gebackene Sahnetorte mit der Aufschrift 25 Jahre an.
Nicht nur Gäste mit türkischen Wurzeln kommen zu diesem Jubiläum, sondern auch Besucherinnen und Besucher wie die Erdmannhäuserin Heike Sterz. Sie ist nicht nur wegen der kulinarischen Angebote da – übrigens zwei Mal im Jahr, zum Sardellenfest im Spätwinter wie zum Sommerfest. „Ich möchte auch privat Kontakte zu meinen türkischen Mitbürgern pflegen“, betont sie.