Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) hielt die Festrede bei der Jubiläumsfeier der Sektion Schwaben des Deutschen Alpenvereins auf der Waldau. Foto: Lichtgut/Julia Schramm

Festrednerin bei der Jubiläumsfeier auf der Waldau war Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne). Sie zog Analogien zwischen dem Bergsteigen und Klettern und der Demokratie. Redner erinnerten auch an die unrühmliche Geschichte des Deutschen Alpenvereins während der NS-Zeit.

Stuttgart - Ein Fest sollte es im Veranstaltungszentrum Waldaupark durchaus werden. Dafür sorgte von Beginn an die Vokalgruppe Neckarmoniker mit mehrfach eingestreuter leichter Muse. Reine Selbstbespiegelung hatte die Sektion Schwaben des DAV, die vor 150 Jahren von 19 Herren im „Damen-Café“ in der Olgastraße gegründet wurde, aber nicht im Sinn. Schon gar nicht mit der Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne), die in ihrer Festrede das Berg-Thema dann auch zu dezidiert politischen Vergleichen nutzte.

Wenn Naturliebhaber und Bergsportler nach oben strebten, dann treibe sie „die Sehnsucht, das große Ganze in den Blick zu bekommen“, so Aras. Und wenn die Sektion mit ihren fast 35 000 Mitgliedern als zweitgrößter Verein im Land „viele Menschen zusammen bringe“, dann gehe es „auch um die Weitsicht für das gesellschaftliche Miteinander, über die Komfortzone des eigenen Milieus hinaus. Denn nur im Gespräch entfalten und erhalten wir den demokratischen gesellschaftlichen Zusammenhang“. Die Demokratie sei „niemals bequem“, sondern „wie eine Bergtour“. Angesichts „vielfacher Herausforderungen“ mahnte sie: „Nutzen wir die Ausrüstung für Demokratie und besteigen wird den Berg!“

Alpenverein mahnt angesichts des Klimawandels, Haltung zur Natur zu überdenken

Ihren Hinweis, die Sektion habe sich „ihrer Vergangenheit gestellt“, schienen nachfolgende Redner als Verpflichtung zur Verdeutlichung zu verstehen. So sprach DAV-Vizepräsident Jürgen Epple von einer „unrühmlichen Geschichte“: Antisemitische Aktivitäten habe es schon vor dem Ersten Weltkrieg gegeben, und fast alle Sektionen hätten aktiv mit dem NS-Regime zusammengearbeitet. Ein Faden, den auch der Vorsitzende der Sektion, Frank Boettinger, aufnahm: „Die Aufarbeitung ist erst spät erfolgt, die Erinnerung daran muss Teil unserer Sektionsgeschichte bleiben.“ Epple betonte, der DAV stehe „heute für Offenheit, Vielfalt, Toleranz und gegenseitigen Respekt“. So habe sich die Sektion Schwaben – nur wenige Monate nach dem Dachverband gegründet – zu einem modernen Sport- und Naturschutzverein entwickelt. Angesichts des Klimawandels gelte es, „dass jeder seine Haltung gegenüber der Natur überdenkt“. Nur so ergebe das DAV-Motto „Wir lieben die Berge“ Sinn.

Boettinger erinnerte an Pioniere der Sektion, darunter Robert Bosch, Karl Dinkelacker und den Gründungsvorsitzenden Theodor Harpprecht. Er war ein erster alpiner Kletterpionier, wobei die ruhmreiche Reihe bis zu den vier Männern der Sektion reicht, denen 1957 die Erstbesteigung des Alpa Mayo in den Peruanischen Alpen gelungen war. Mit Bernhard Hurm war einer aus dem Quartett beim Festakt zugegen. Insgesamt habe sich „der Klettersport rasant weiterentwickelt.“

Höhepunkt der Feuer: Multimedia-Show des österreichischen Extremkletterers Zak

Höhepunkt war dann die Multimedia-Show des österreichischen Extremkletterers Heinz Zak, der als Fotograf auch die Leistungen der Weltelite des Freeclimbing festhält: faszinierende Bergbilder und atemberaubende Dokumente, von staunendem Gemurmel im Saal begleitet. Zak berichtete von „maximaler Beanspruchung“ und dem Gefühl „extremer Ausgesetztheit in der Gefahr“. Das Motiv? „Sich durchzukämpfen, wenn es eng wird. An diese Tage erinnert man sich am meisten.“