Eine Biene sammelt Pollen und Nektar an einer Blüte – doch sie soll zu weit mehr fähig sein, meint die Polizeigewerkschaft. Foto: picture-alliance/ dpa

Trainierte Bienen könnten bald die polizeilichen Spezialdienste zum Aufspüren von Drogen unterstützen – hofft die Gewerkschaft der Polizei. Sie seien sogar gegenüber Drogenspürhunden im Vorteil. Die Fachwelt der Bienenkundler ist irritiert.

Stuttgart - Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hängt das Thema sehr hoch: Eine mögliche „Revolution der Polizeiarbeit“ sieht sie in den Erkenntnissen einer jungen Polizistin, die Bienen als bessere Alternative zu den begrenzt verfügbaren Drogenspürhunden preist. Die 22-Jährige ist Hobbyimkerin und stellt auf der Grundlage von Laborversuchen fest, dass den Insekten mit ihrem feinen Geruchssinn beigebracht werden kann, auf einer Fläche von bis zu 50 Quadratkilometern Drogensubstanzen zu orten und dies anzuzeigen. Würden sie mit einem fluoreszierenden Puder bestäubt, könnten sie sogar mittels eines Laserlichts von einer Drohne geortet werden. Die Bachelorarbeit der Polizistin wurde beim Europäischen Polizeikongress mit dem „Zukunftspreis“ gewürdigt und zur Titelgeschichte der August-Ausgabe des Mitgliedermagazins „Deutsche Polizei“ erhoben.

Arbeit mit dem „Zukunftspreis“ gewürdigt

Werner von der Ohe, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Institute für Bienenforschung, hält diese Begeisterung für „völlig überzogen“. „Es stimmt: Man kann die Biene dressieren“, sagt der Biologe aus Celle. „Sie kann Duftstoffe erkennen und dies den Menschen durch das Herausstrecken des Rüssels signalisieren.“ Dies sei allerdings ein seit Jahrzehnten erprobtes Verfahren. Auch mit Drogen habe es da vor langer Zeit schon mal Versuche gegeben. „Eine praktische Umsetzung sehe ich jedoch definitiv nicht.“

Praktisch gibt es zu viele Hindernisse

So lebe eine Sommerbiene maximal 35 Tage, sei aber für derlei Versuche erst im älteren Stadium prädestiniert, weil sie dann bestimmte Düfte besonders gut aufnimmt – folglich müsste man ständig neue Tiere anlernen. Und wer eine Biene aus ihrem Volk herausnehme und zum „Unterricht“ in eine Vorrichtung sperre, könne sie nicht zurückfliegen lassen – denn dann sei die konditionierte Biene weg. „Wenn ich sie aber die ganze Zeit in der Vorrichtung lasse, würde sie binnen Tagen sterben, weil eine Biene den Sozialkontakt des Bienenvolks benötigt – sonst geht sie ein.“ Dies alles, so von der Ohe, habe „nichts mehr mit sinnvollen Umgang mit einem Tier zu tun“. Bei diversen Punkten sage ihm seine Erfahrung: „Das wird nicht funktionieren.“ Folglich, so resümiert der Forscher, hätte die Gewerkschaft da besser recherchieren sollen.