Spaniens Ex-König Juan Carlos wird 80, hier mit Gattin Sofia Foto: dpa

Juan Carlos, Spaniens abgedankter Monarch, wird an diesem Freitag 80 Jahre alt. Die Spanier erinnern sich kaum noch an ihn. Dabei hat er das Land einmal gerettet.

Madrid - Hin und wieder lässt sich Juan Carlos de Borbón y Borbón noch mit seiner Ehefrau Sofía de Grecia in der Öffentlichkeit blicken. Im Mai vergangenen Jahres reiste das alte spanische Königspaar gemeinsam nach Oslo, um den 80. Geburtstag des norwegischen Königs Harald V. mitzufeiern. Es war ein großes Fest mit 300 Gästen, darunter etlichen gekrönten, aus halb Europa. Eingeladen hatte die norwegische Regierung, die ihren Monarchen aller Ehren wert fand. Juan Carlos kam der Neid an. So würde auch er gerne gefeiert werden.

Juan Carlos, der vor dreieinhalb Jahren seinen Rückzug vom spanischen Thron zugunsten seines Sohnes Felipe erklärte, aber weiter den Titel eines Königs trägt, wird an diesem Freitag ebenfalls 80 Jahre alt, doch auf öffentliche Huldigungen muss er verzichten. Immerhin soll es im Zarzuela-Palast bei Madrid ein Essen im Kreise der Familie geben, was schon Sensation genug ist. Wenn stimmt, was aus dem verschwiegenen Königshaus hin und wieder nach außen dringt, vertragen sich die Borbóns nur mäßig gut. Außer zu seiner ältesten Tochter Elena und deren Kindern hat Juan Carlos offenbar nicht mehr allzu viel Kontakt zu seinen Angehörigen. Ein Fest zum Achtzigsten im großen Familienkreis wäre da schon eine Genugtuung.

Juan Carlos war sein späterer Ruhm nicht an der Wiege gesungen

Juan Carlos war einmal ein großer König, einer, an dem kein Geschichtsbuch über Spaniens 20. Jahrhundert vorbeikommt. Sein Ruhm war ihm nicht an der Wiege gesungen. Er kam am 5. Januar 1938 im Rom zur Welt, wohin sich seine Familie ins Exil zurückgezogen hatte, nachdem sein Großvater, König Alfonso XIII., sieben Jahre zuvor in Madrid aus dem Amt gejagt worden war. Als Juan Carlos geboren wurde, wütete in Spanien seit anderthalb Jahren ein Bürgerkrieg, angezettelt von rechten Militärs unter dem General Francisco Franco, die schließlich mit Hitlers und Mussolinis Unterstützung die spanische Republik in die Knie zwangen. Franco erklärte sich nach seinem Sieg im April 1939 zum Alleinherrscher, der er bis zu seinem Tod am 20. November 1975 blieb.

Für seine Nachfolge war es Franco eingefallen, Juan Carlos zu benennen. Der damals 38-jährige Prinz von Spanien wurde am 22. November 1975 auf den jahrzehntelang verwaisten Thron gehoben. Was dem jungen König von Francos Gnaden damals kaum einer zutraute: dass er in den kommenden Jahren kräftig mithelfen sollte, Spanien auf den Weg zur Demokratie zu bringen. Mit der Verabschiedung der Verfassung von 1978 war das Werk vollbracht. Einmal noch musste Juan Carlos eingreifen, als er am 23. Februar 1981 entscheidend dazu beitrug, einen Putschversuch von Militärs und Guardia-Civil-Polizisten zu stoppen. Juan Carlos war der König der Demokratie.

Die Spaniere sahen ihrem Monarchen vieles nach

Die Spanier mochten ihren Monarchen und sahen ihm vieles nach: auch, dass er einst als Jugendlicher beim Spiel mit einer Waffe seinen jüngeren Bruder erschossen hatte und trotzdem sein Leben lang gern auf die Jagd ging, am liebsten auf Großwild. Auch von seinen außerehelichen Eskapaden wollten sie nichts wissen. Erst als Spanien 2008 in eine schwere Wirtschaftskrise stürzte, änderte sich der Blick auf Juan Carlos. Eine inopportune Elefantenjagd in Botswanaim Jahr 2012, bei der sich der König von seiner „innigen Freundin“, der Deutschen Corinna zu Sayn-Wittgenstein, begleiten ließ, verärgerte viele Spanier so nachhaltig, dass es Juan Carlos vorzog, im Juni 2014 abzudanken.

Seitdem ist von ihm in Spanien nicht mehr viel zu hören. Von seiner Frau, Königin Sofía, lebt er offenbar getrennt, auch wenn es dafür keine offizielle Bestätigung gibt. Im Juli vergangenen Jahres ließ er sich bei einem Ausflug nach Irland in Begleitung einer langjährigen Freundin aus Mallorca fotografieren. Es kümmert kaum noch jemanden. Gesundheitlich geht es ihm anscheinend wieder besser als vor ein paar Jahren, die Freizeit vertreibt er sich beim Segeln. Die Politik „verfolge ich aus der Nähe“, sagte er vor kurzem einem „El País“-Reporter, aber Einfluss nimmt er nach allem Anschein nicht mehr. Nichts wäre bekannt davon, dass König Felipe noch auf den Rat seines Vaters hörte. Juan Carlos ist ein fast vergessener Privatmann. Einer, der mal König war.