Josefa von Hohenzollern blieb bei der OB-Wahl in Leonberg mit 11,04 Prozent der Stimmen unter den Erwartungen. Sie analysiert die Gründe dafür und spricht auch über ihre Zukunft.
Als erfahrene Politikerin hat Josefa von Hohenzollern schon viele Wahlkämpfe mitgemacht. Und so versucht die 51-Jährige auch aus der für sie enttäuschend verlaufenen OB-Wahl in Leonberg das Beste zu machen. Lediglich 11,04 Prozent der Stimmen hat sie geholt, musste sich mit dem dritten Platz hinter dem Wahlsieger Tobias Degode (50,92) und Marion Beck (32,37) zufrieden geben.
Aber von Enttäuschung will die Erste Bürgermeisterin von Leonberg nicht sprechen. „Aufgrund meiner inhaltlichen Positionen, für die ich viel zu Zuspruch bekommen habe, und meines engagierten Wahlkampfes hatte ich natürlich ein bessere Ergebnis erwartet“, sagt von Hohenzollern am Tag danach. In der Tat war gerade ihr kompromissloses Auftreten für den Erhalt des Leonberger Krankenhauses bei vielen Menschen gut angekommen. Beim Kandidatentalk unserer Zeitung wie auch bei der städtischen Vorstellung der Bewerber verbuchte von Hohenzollern an diesen Stellen stets großen Applaus.
Josefa von Hohenzollern spricht über ihr Ergebnis bei der OB-Wahl in Leonberg
Bei der offiziellen Kandidatenpräsentation bekam sie allerdings auch einen Vorgeschmack, wie viele Menschen ihre Karriereambitionen und ihre ganz frische Rolle als Mutter bewerten. Dort hatte eine Zuhörerin gefragt, wie sie beides unter einen Hut bringen wolle. Zwar bekam sie auf ihre Antwort, dass diese Frage wohl kaum einem Mann gestellt würde, starken Beifall.
Gleichwohl muss sie konstatieren, dass das Thema sie wahrscheinlich Stimmen gekostet hat. „Ich wurde immer wieder nach meinem Kind gefragt“, sagt die Mutter eines kleinen Sohnes, den sie im Juli im Leonberger Krankenhaus zur Welt gebracht hatte. „Offenbar ist die Gesellschaft noch nicht so weit, dass sie Mütter in Führungspositionen akzeptiert. Diese Erfahrungen machen ja gerade auch andere Frauen, beispielsweise die Bundesbauministerin.“
Auch das öffentliche Aufsehen um ihre Hochzeit im vergangenen Jahr und den damit verbundenen Namenswechsel hätte ihre Chancen eher geschmälert. „Dass auf dem Stimmzettel Prinzessin gestanden hat, war nicht hilfreich“, meint Josefa von Hohenzollern, deren Mann vor drei Monaten überraschend gestorben ist, rückblickend. „Damit können die Menschen nichts anfangen und verbinden es nicht mit Arbeit. Das klingt eher nach Märchen.“
OB-Wahl in Leonberg: Zerwürfnis mit OB Martin Georg Cohn hallt nach
Ihre Idee, so versichert Josefa von Hohenzollern, sei das nicht gewesen, sondern die Vorschrift, dass der komplette Namen auf dem Stimmzettel stehen müsse. „Ich hatte den Antrag gestellt, dass auf dem Stimmzettel nur Josefa von Hohenzollern steht. Aber das ist offensichtlich nicht möglich.“
Am stärksten dürfte sich freilich das Zerwürfnis mit dem amtierenden Oberbürgermeister Martin Georg Cohn auf das Wahlverhalten vieler Menschen ausgewirkt haben. Vor mehr als zwei Jahren hatte Cohn seiner Stellvertreterin wegen, wie er sagte, „gravierender Pflichtverletzungen“ ein Dienstverbot auferlegt. Ein OB kann das laut Kommunalverfassung auch ohne Ratsbeschluss.
Josefa von Hohenzollern spricht mit Tobias Degode über ihre Zukunft
Nun hofft Josefa von Hohenzollern, dass der künftige Verwaltungschef diese Entscheidung revidiert. Schon am Wahlabend erneuerte sie die bereits im Wahltalk unserer Zeitung getroffene Zusicherung, dass sie als Erste Bürgermeisterin unter einem OB Tobias Degode weitermachen möchte: „Als gute Demokratin akzeptiere ich natürlich die Entscheidung des Souveräns und möchte nun mein Wissen und mein Können für Leonberg einbringen.“
Tobias Degode, so sagte sie am Montag unserer Zeitung, wolle sich in den nächsten Tagen mit ihr zusammensetzen. Dass er mit Josefa von Hohenzollern „über alles“ sprechen möchte, hatte auch der designierte OB unserer Zeitung bestätigt. Wenn die beiden sich auf eine Zusammenarbeit verständigen, dürfte ein neuer Dezernatszuschnitt damit verbunden sein.
Vor ihrer Zwangsbeurlaubung war das Finanzressort bei der Ersten Bürgermeisterin angesiedelt. Degode hatte während des Wahlkampfes aber schon klar gemacht, dass er im Erfolgsfall die Finanzen übernehmen will. Von Hohenzollern wiederum hat durchblicken lassen, dass sie mit den Bereichen Ordnung, wozu auch das Bürgeramt zählt, und Soziales gut leben könne. Dass der Baubürgermeister Klaus Brenner als Architekt sein Dezernat behalten wird, gilt als sicher.
Spätestens wenn Tobias Degode am 1. Dezember sein neues Amt antritt, dürfte die neue Geschäftsverteilung im Rathaus feststehen. Erst dann dürfte sich auch abzeichnen, wie der vom designierten OB versprochene Neustart aussehen könnte. Josefa von Hohenzollern geht die neue Situation nach außen mit Gelassenheit an: „Die Uhr dreht sich weiter.“