Josefa Schmid ist nach mehreren Anläufen zur Ersten Bürgermeisterin in Leonberg gewählt worden. Foto: Simon Granville

Josefa Schmid, die künftige Bürgermeisterin von Leonberg, hat schon mehrfach bundesweit für Schlagzeilen gesorgt: Als Chefin beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge war ihre Rolle umstritten, und zuhause in Bayern sorgte sie als Sängerin für Furore.

Leonberg - Die Nacht ist kurz für Josefa Schmid. Nach ihrer Wahl zur Ersten Bürgermeisterin von Leonberg am Dienstagabend kann die 47-Jährige nicht gleich zurück ins noch heimische Niederbayern. Zwei Stadträte überraschen die designierte EBM, wie ihr Amtstitel verwaltungsintern abgekürzt wird, auf dem Parkplatz der Stadthalle. Mit gebührendem Abstand und alkoholfreien Sekt wird angestoßen.

Josefa Schmid freut sich über den Hauch dessen, was ohne Corona eine Wahlparty gewesen wäre. Doch allzu lange kann sie sich nicht aufhalten. Der Weg nach Kollnburg im Bayrischen Wald ist weit. Wenn die Straßen frei sind braucht sie mit ihrem Golf älteren Baujahrs gut drei Stunden. Und für 6 Uhr früh haben sich zwei Radiosender angekündigt. Eine Reporterin der Deutschen Presseagentur hatte die Wahl in der Stadthalle direkt mitverfolgt.

Nach vier Monaten zurück nach Bayern

So viel mediales Interesse an einer Kommunalpolitikerin? Richtig, da war doch was. Als resolute Interimschefin der Bremer Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) hatte Schmid vor drei Jahren für Schlagzeilen gesorgt: Mehr als 3000 Asylanträge, so berichtete sie damals an das Bundesinnenministerium, seien in Bremen unzulässiger Weise bearbeitet worden.

Nur vier Monate nach ihre Versetzung an die Weser wurde Schmid zurück nach Bayern beordert. In der Öffentlichkeit war von einer Strafversetzung die Rede, im Bamf hieß es, der Kurzeinsatz sei eine „vorübergehende Abordnung“ gewesen. Josefa Schmid klagte vergeblich gegen ihre zwanghafte Rückversetzung.

War Schmids Vorgehen in Bremen zu hart?

Die eigentliche Chefin der Bamf-Außenstelle in Bremen musste sich vor dem Landgericht wegen des Vorwurfs verantworten, für rund 12000 Flüchtlinge unrechtmäßig positive Asylbescheide ausgestellt zu haben. Am Ende musste sie eine Geldauflage von 10 000 Euro wegen Geheimnisverstößen, Dokumentenfälschung und Vorteilsnahme in 14 Fällen bezahlen.

Josefa Schmid wiederum sah sich angesichts der letztlich geringen Fallzahl dem Vorwurf ausgesetzt, sie sei in Bremen zu hart vorgegangen. Auch bei ihrer Wahl am Dienstagabend in Leonberg gab es kritische Nachfragen von den Grünen. Sie wehrte sich mit dem Hinweis, dass es ihre gesetzliche Pflicht gewesen, auf mögliche Unregelmäßigkeiten hinzuweisen. Tatsächlich hätten nach einem bundesweiten Verteilungsschlüssel weitaus weniger als die festgestellten 3000 Asylanträge in Bremen bearbeitet werden dürfen.

Ärger wegen einer Coverversion von Reinhard Fendrich

Weniger Interesse hatten die Leonberger Stadträte an der musischen Seite der Kandidatin. Als „singende Bürgermeisterin“ erregte sie mit der Coverversion von „Weus’d a Herz host wie a Bergwerk“ von Reinhard Fendrich vor acht Jahren für überregionales Aufsehen und handelte sich Ärger mit der Plattenfirma ein. Der konnte zwar beigelegt werden, doch nach einem Ausflug in den Swing wandte sich die Landwirtstochter wieder verstärkt der Politik zu. Nach internem Streit wechselte sie 2012 von der CSU zur FDP. Dem Kreistag Regen gehört sie seit fast 20 Jahren an.

In ihrem Heimatort Kollnburg war Schmid zwölf Jahre lange ehrenamtliche Bürgermeisterin. Wobei das Attribut ehrenamtlich irreführend ist, wie sie im Leonberger Gemeinderat erklärte. Sei doch der Arbeitsaufwand mit dem einer hauptamtlichen Position durchaus vergleichbar.

Die Wahl gelang nach mehreren Anläufen

So bewegt wie ihre bisherige Vita war auch ihre Wahl zur Ersten Bürgermeisterin mit den Dezernaten Finanzen, Soziales und Ordnung. Bei einer ersten Ausschreibung im November verpasste Schmid nur knapp die Stichwahl. Nachdem der damalige Sieger sein Amt nicht antrat, kam es zu einer neuerlichen Ausschreibung.

Schmid schaffte es unter die letzten drei, doch ihre Konkurrenten sprangen unmittelbar vor der finalen Wahl ab, sehr zum Missfallen der Grünen und der SPD, die am liebsten die Stelle zum dritten mal ausgeschrieben hätten. Als wäre das alles nicht genug, ging am Tag der Wahl beim Verwaltungsgericht Stuttgart der „Antrag auf eine einstweilige Anordnung“ ein. Eine Bürgerin fühlte sich durch das Ausschreibungsverfahren benachteiligt. Erst als in der vergangenen Woche das Verwaltungsgericht abgelehnt hatte, war der Weg zur Wahl frei.