Jordan Meyer (li.) und Lilian Egloff sind zwei ganz junge Hoffnungsträger beim VfB. Foto: Baumann

Sie haben die Zukunft direkt vor Augen: Jordan Meyer und Lilian Egloff absolvieren mit dem U-17-Nationalteam ein Trainingslager in La Manga, parallel zu den Profis ihres Clubs VfB Stuttgart. Sie sind nah dran, aber doch noch ein Stück entfernt.

Stuttgart - Eine Szenenanalyse zu Goethes Drama Faust stand am Mittwoch an, dreistündig, an diesem Freitag folgt noch eine zweistündige Physik-Klausur zum Thema Elektromagnetismus. Jordan Meyer, Kapitän der B-Junioren des VfB Stuttgart, ist zurzeit zwar mit der deutschen U-17-Nationalmannschaft im Trainingslager in La Manga, muss aber dennoch die zwei Klassenarbeiten schreiben – parallel zu seinen Mitschülern des Untertürkheimer Wirtemberg-Gymnasiums zu Hause. So ist die Regelung, da gibt es keine Ausnahmen, die zwei Begleitlehrer des DFB-Auswahlteams aus der Nähe von Tübingen sind da unerbittlich.

 

Ex-Kickers-Trainer Feichtenbeiner trainiert die U 17

„Das ist natürlich ein besonderer Stress, gerade jetzt am Ende des Halbjahres, der DFB und der Verein tun aber alles, um uns gut zu unterstützen“, sagt Jordan Meyer über die Doppelbelastung von Fußball und Schule inklusive des täglichen Unterrichts in La Manga. Wie sein VfB-Vereinsgefährte Lilian Egloff zählt der echte Cannstatt Junge mit Einser-Notenschnitt und extrem hohem Fußball-IQ zum erlauchten Kreis der 28 größten Versprechungen für die Zukunft unter den mehr als 100 000 Spielern des Jahrgangs 2002 in Deutschland. Die beiden 16-Jährigen VfB-Toptalente trainieren unter Anleitung von Coach Michael Feichtenbeiner aus Möhringen noch bis Sonntag auf gleichen Anlange mit acht Rasenplätzen im La Manga Club wie die VfB-Profis.

Sie sind also nah dran an ihnen, aber eben doch noch ein ganzes Stück weit weg – im räumlichen wie im übertragenen Sinne. Lilian Egloff und Jordan Meyer zählen zur nächsten Stuttgarter Talentgeneration nach den A-Junioren Antonis Aidonis und Leon Dajaku (beide Jahrgang 2001), die Mitte November zu den VfB-Profis befördert wurden. „Das ist natürlich ein gutes Zeichen von oben, von den sportlich Verantwortlichen des VfB, dass junge Spieler eine Chance bekommen“, sagt Jordan Meyer, der nach seinen Anfängen bei GW Sommerrain und beim FSV Waiblingen in der U13 zum VfB kam.

Thomas Hitzlsperger traut den beiden B-Junioren zu, in nicht allzu ferner Zukunft den Sprung ins Stuttgarter Profiteam zu meistern. „Ich schätze sie sehr hoch ein. Sie haben Talent und bringen auch die richtige Einstellung mit“, sagt der VfB-Nachwuchschef, der seit Anfang der Woche in La Manga ist. „Die zwei sind ein bisschen mehr im Fokus als andere, das wissen sie auch. Aber es ist noch ein weiter Weg.“ Die Wunschvorstellung beim VfB ist, dass Eigengewächse bei den Profis nicht nur reinschnuppern, sondern dass sie letztlich Stammspieler in der Bundesliga werden.

„Es ist das Ziel jedes Jugendspielers, Profi zu werden – sonst würde man die Zeit nicht investieren“, sagt Lilian Egloff, der nach dem französischen Ex-Nationalspieler Lilian Thuram benannt ist. Er kommt aus Bretzfeld und wechselte in der U11 von der TSG Bretzfeld zum VfB. Seit zwei Jahren lebt er im Internat des Stuttgarter Nachwuchsleistungszentrums, was die Fahrerei erübrigt, und besucht das Kolping-Berufskolleg in Fellbach, Fachrichtung Foto und Medien.

Egloff überzeugt bereits bei der U 19

Der offensive Mittelfeldspieler hat in jüngerer Vergangenheit einen enormen Entwicklungssprung gemacht, indem er seinem Spiel eine neue Dimension hinzugefügt hat. Er hat schon immer Partien entschieden als Torschütze und Vorbereiter, jetzt arbeitet er aber auch mit zurück, erobert Bälle. Deshalb wurde er am Ende der Hinrunde beim VfB bereits zu den A-Junioren hochgezogen – und hat auch in der U-19-Bundesliga überzeugt. Eine Woche lang durfte er sogar schon bei den Profis mittrainieren und zwei Testspiele mit ihnen bestreiten. „Ich bin froh, dass mir der VfB das ermöglicht“, sagt das Schlitzohr mit dem guten Schuss, dessen Vorbild Lionel Messi ist: „Was Messi mit dem Ball anstellt, ist nicht normal.“

Jordan Meyer orientiert sich als defensiver Mittelfeldspieler an zwei anderen feinen Fußballern. „Eine Mischung aus Andres Iniesta und Toni Kroos ist der Spielstil, den ich für einen Sechser am besten halte“, sagt der gewiefte Ballverteiler, dessen Mutter aus England stammt. „Aber natürlich muss man realistisch bleiben. Das sind Weltstars, wir sind noch in der U17, da gehört noch einiges dazu, um auf so ein Niveau zu kommen.“ Auch Trainingslager samt Deutsch- und Physik-Klausuren.