Jonathan Mageot Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Aus der weiten Welt zurück in der Heimat setzt Jonathan Mageot alles auf eine Karte: Der 28-jährige Bäcker macht sich in Stuttgart selbstständig – mit veganen Donuts. Schon bevor er eröffnet hat, klopfen die Kunden an seinem Lokal in der Calwer Straße an.

Stuttgart - Für „die süßen Sachen“ war Jonathan Mageot schon immer zu begeistern. An Geburtstagen und Weihnachten backte er als Junge für die Familie, für die Kumpels gab es später zum Eintritt in die Party einen Muffin auf die Hand. Beim Brezel-Frank absolvierte er eine Lehre als Bäcker, das war die logische Konsequenz. Und jetzt macht sich der 28-Jährige selbstständig: Aber er backt keine kleinen Brötchen, sondern vegane Donuts – und legt mit einem Lokal an der Calwer Straße am 15. Januar ziemlich groß los.

Ein Hintergrund für Instagram-Fotos

„Jones Donuts“ prangt dort in weißer Leuchtschrift an der türkisfarbenen Wand. Der Jungunternehmer freut sich: „Das ist der perfekte Hintergrund für Instagram-Fotos.“ Entspannt steht er am Tag vor der Eröffnung für Familie und Freunde in seinem neuen Laden. Einiges muss noch eingeräumt und fertig installiert werden. Neugierige Passanten schauen durchs Fenster hinein, eine junge Frau klopft. Ob es die veganen Donuts auch glutenfrei gibt, will sie wissen. „Das geht leider nicht“, antwortet Jonathan Mageot. Mit seinen Backwaren auf rein pflanzlicher Basis liegt er zwar voll im Trend, aber alle Moden kann auch er nicht mitmachen. Zuckerfreie Donuts seien ebenfalls schon gewünscht worden, erzählt er und lacht.

Eier, Milch und Butter ersetzt der Bäcker in seinen Donuts durch Kokosfett und Hafermilch. Auf das Rezept ist er in Los Angeles gestoßen. Dort habe er sich auch mit veganer Ernährung auseinander gesetzt. Nach seiner Ausbildung hatte der Stuttgarter in ein paar Backstuben gearbeitet, verlor jedoch die Lust an der Arbeit. „Für mich war es zu eintönig, auch wenn das Handwerk sehr schön ist“, sagt er. Weil er die Welt sehen wollte, zog er vor vier Jahren nach Berlin, begann beim Daimler eine Ausbildung zum Logistiker. Ware im Lager von A nach B zu räumen, sei dann ebenfalls nicht sein Ding gewesen. „Man macht die Leute damit nicht so glücklich wie mit süßen Sachen“, erklärt er.

Statt Studium ein Start-up

Jonathan Mageot holte dann das Abitur nach, jobbte nebenher in Bäckereien und wollte eigentlich Lebensmitteltechnik studieren. Vorher ging er auf Reisen, landete in Los Angeles, verbrachte einige Monate in Bangkok, zog durch Europa – und schaute sich überall Bäckereien an. „Ich habe Fotos gemacht, Ideen gesammelt, mit Leuten geredet“, erzählt er. Am Ende wurde doch nichts aus dem Studium, „ich mach’ mein eigenes Ding“, beschloss der 28-Jährige und kehrte dafür in seine alte Heimat zurück. Sein Ding hat er nach seinem Spitznamen benannt, das Logo von Jones Donuts besteht aus einem Bild von ihm als kleiner Junge.

Zwei Jahre dauerte es vom Erstellen des Businessplans bis zu Eröffnung am 15. Januar. Im Stuttgarter Stadtteil Giebel richtete Jonathan Mageot die Donuts-Bäckerei ein mit völlig neuen Gerätschaften. Einen Bäcker wollte er einstellen, fand bislang aber keinen, nun muss er bis auf weiteres selbst backen. In der Calwer Straße ist ebenfalls alles nagelneu – von den in die Bar eingelassenen Espressomaschinen über die Joghurteismaschine, den Shakemixer, den Bageltoaster. Neben zehn Sorten Donuts, darunter Boston Baby (mit Vanillepudding und Schokoladen-Ganache) oder Busy Bee (wie ein Bienenstich) bietet er auch dazu gekaufte Bagels mit veganem Belag wie Hummus an sowie Milchshakes mit Reismilch.

Alles auf eine Karte gesetzt

Einen sechsstelligen Betrag hat Jonathan Mageot nach eigenen Angaben in sein Start-up investiert – ohne die Unterstützung von anderen Geldgebern. „Ich setze alles auf eine Karte“, erklärt er. Seine Bäckerei wirkt wie der Prototyp für eine Franchisekette. Was in Stuttgart neu ist, gibt es allerdings in anderen Städten bereits: In Berlin wollte er deshalb nicht mit seiner Idee an den Start gehen, auch in München oder Köln und bei der Kette Dunkin’ Donuts sind die Kringel mit rein pflanzlichen Zutaten zu haben. Jonathan Mageot setzt außerdem auf Nachhaltigkeit, seine Zutaten seien, wenn möglich aus biologischer Erzeugung und fair gehandelt, seine Kaffeebecher können in der Altpapiertonne entsorgt werden. Wer den Donate Donut kauft, spendet an eine gemeinnützige Organisation, lautet ein weiterer Plan.

Seinen Standort in der Calwer Straße hält der Jungunternehmer für „einen Glücksgriff“. Auch die Vermieter waren wohl gleich begeistert von seinem Konzept. Am Eröffnungstag soll um 12 Uhr die Tür geöffnet werden, danach möchte der Jungunternehmer an sieben Tagen in der Woche von 9.30 Uhr an bis vermutlich 19 Uhr seine Backwaren verkaufen. Dafür muss er zwar wieder zurück in die Backstube von 5 Uhr morgens an, aber die süßen Sachen sind schließlich sein Ding. Nervös sei er nicht, sagt Jonathan Mageot, „ich freue mich“.