Am Standort Esslingen wird wohl deutlich länger produziert als geplant. Foto: Cellcentric

Der Bau der Brennstoffzellen-Firma im Weilheimer Gewerbegebiet verzögert sich weiter. Erst im kommenden Jahrzehnt soll die Produktion anlaufen.

Der Baubeginn für eine der größten Brennstoffzellen-Produktionsstätten in Europa verzögert sich. Im Moment scheint sogar offen, ob und wenn ja, wann genau Cellcentric, das Joint Venture von Daimler Truck und Volvo, seine ehrgeizigen Pläne im neuen Weilheimer Gewerbegebiet Rosenloh (Kreis Esslingen) verwirklichen will.

 

Anders lässt sich die Pressemitteilung, die Bürgermeister Johannes Züfle am Dienstag im Gemeinderat vorlas, nicht interpretieren. Zwar heißt es dort, dass die Stadt Weilheim und Cellcentric „die Verhandlungen über den Abschluss eines Grundstücksgeschäftes in den letzten Wochen intensiviert und wesentlich vorangebracht“ hätten. Das sei im Hinblick auf das von beiden Parteien verfolgten Ziels geschehen, „eine großvolumige Industrieanlage durch Cellcentric im Plangebiet Rosenloh anzusiedeln“. Doch wann das geschieht ist offen.

Bisher ist noch kein Bagger auf der geplanten Baustelle

Wären die Ansiedlungswünsche von Cellcentric in Erfüllung gegangen, hätte die geplante Großfabrik bereits Ende 2025 ihre Produktion aufnehmen sollen. Doch bisher ist noch kein einziger Bagger angerollt. Aufgrund langwieriger Grundstücksverhandlungen, so erklärte Züfle, habe sich der Weiterverkauf der vom Unternehmen benötigten Flächen verzögert. In der Folge habe das Joint Venture beschlossen, die Produktion zunächst am Standort Esslingen hochzufahren. Das wiederum habe zu von Cellcentric ursprünglich nicht geplanten Investitionen auch am bisherigen Forschungsstandort im Kirchheimer Stadtteil Nabern geführt.

Zuletzt hatte es geheißen, Cellcentric wolle spätestens 2029 zumindest die erste von zwei geplanten Produktionsstätten in Weilheim in Betrieb nehmen. Nun liest sich das deutlich zurückhaltender: Man plane „eine neue Generation des Cellcentric-Brennstoffzellensystems in den nächsten Jahren so schnell wie möglich marktfähig zu machen und vor allem hochvolumig zu produzieren“. Dazu werde der Standort Weilheim benötigt.

Betriebsaufnahme frühestens 2030 „oder kurz danach“

Das Ziel von Cellcentric sei es nun, „die Betriebsaufnahme um den Zeitpunkt der Einführung der europäischen Kohlendioxid-Gesetzgebung herum am Standort Weilheim vorzusehen.“ Aus heutiger Sicht sei das um 2030 herum „oder kurz danach“. Aber selbst hinter diesem Zeitfenster stehen noch viele Fragezeichen. Denn drei Randbedingungen für den Bau der Brennstoffzellenfabrik haben sich seit den ursprünglichen Planungen erheblich verändert. Zum einen wird die Branche mit einer wachsenden Unsicherheit zur generellen Entwicklung des Automobil- und Schwerlastverkehrs konfrontiert.

Zudem lässt der Ausbau einer flächendeckenden Wasserstoffinfrastruktur auf sich warten. Und auch die aktuelle Preisgestaltung für grünen Wasserstoff – er ist deutlich teurer als handelsüblicher Diesel – kann die potenziellen Kunden zum Kauf von Brennstoffzellenfahrzeugen nicht überzeugen. Der Absatz läuft ausgesprochen schleppend.

Cellcentrics Wunsch nach Flexibilität

In der Pressemitteilung heißt es: „Deshalb ist es für Cellcentric von entscheidender Bedeutung, Flexibilität in Bezug auf Umfang der baulichen Anlagen und die Anlaufgeschwindigkeit des Klimawerks zu erhalten. Dieser Wunsch nach Flexibilität kann von der Stadt Weilheim nachvollzogen werden.“

Deshalb wollen die Verhandlungspartner nun einen ersten Minimalschritt gehen. Noch im Dezember soll ein Optionsvertrag über das Grundstücksareal geschlossen werden, der Cellcentric Flexibilität für die Planungen verschaffen und sicherstellen soll, dass das Joint Venture Weilheim zumindest weitgehend schon einmal jene Kosten erstattet, die die Stadt für die Entwicklung des neuen Gewerbegebiets und für die Grundstückskäufe dort bisher aufgewendet hat.