Erwachsene dürfen in Deutschland nun legal Marihuana rauchen. Zwar nicht überall, aber auch Unbeteiligte werden den Rauch bisweilen ungewollt einatmen. Wie sich das auswirkt – und wie schädlich Passiv-Kiffen für Kinder und Haustiere ist.
Die Bilder gingen um die Welt. Schlag 0 Uhr am ersten 1. April versammelten sich Cannabis-Enthusiasten zum „Ankiffen“ vor dem Brandenburger Tor in Berlin – aber auch an anderen Orten – um die Teil-Legalisierung des Krauts in Deutschland zu feiern. Auch wenn es viel Kritik gibt am neuen Cannabisgesetz (CanG), weil viele Unklarheiten bestehen: Diejenigen, die sich gerne mal einen Joint anzünden, freut die Entkriminalisierung in der Mehrzahl. In einschlägigen Foren sprechen die meisten von „einem richtigen Schritt“.
Auf der anderen Seite gibt es nach wie vor erbitterte Cannabis-Gegner. Eine Befürchtung, die vor allem seit der Legalisierung die Runde macht: Menschen, die neben einem Kiffer stehen, könnten durch das Einatmen des Rauchs berauscht werden, obwohl sie das gar nicht wollen. Ob diese Sorge begründet ist:
Kann man durch Passivkiffen high werden?
High durch das passive Einatmen von Cannabis-Rauch? Diese Befürchtung ist in aller Regel unbegründet, denn das Risiko stufen Experten als eher gering ein. So sieht es beispielsweise auch Drogenforscher Bernd Werse von der Frankfurter Goethe-Universität. Entscheidend sei, wie viel im Umfeld tatsächlich gekifft werde. Es geht also darum, wie hoch die Konzentration an Rauch, der das berauschende THC enthält, in einem Raum ist.
Wird beispielsweise in einer Kneipe ein einzelner Joint geraucht, hat das auf passive Konsumenten wohl keinen Effekt. „Hält man sich allerdings in einem kleinen Raum auf, in dem viele Joints gleichzeitig kursieren, wird man wahrscheinlich auch durch den Passivrauch einen gewissen Rausch abbekommen“, sagt Werse.
Umgekehrt bedeutet das: wer sich draußen – und dort in der Nähe eines Joints – aufhält, und hat das Gefühl „high“ zu werden, der bildet sich das vermutlich ein. Im Freien bestehe die Gefahr „quasi überhaupt nicht“, so Werse.
Wissenschaftlich wurde das passive High schon vor mehr als zehn Jahren untersucht. Ein Experiment der Universitäten Mainz und Jena aus dem Jahr 2010 kam zu dem Ergebnis, dass der mehrstündige Aufenthalt in einem niederländischen Coffeeshop die THC-Werte im Blut von acht nicht-kiffenden Probanden nicht ernsthaft erhöhte.
Wie gefährlich ist Passivkiffen für Kinder?
Kindern und Jugendlichen schadet der Cannabiskonsum – und auch das Passivrauchen. „Wenn Kinder und Säuglinge passiv Cannabis mitrauchen, dann ist das für ihre Entwicklung schädlicher, als wenn sie beispielsweise Tabak passiv mitrauchen“, sagte Brigitte Stiller, Kinderkardiologin am Universitätsklinikum Freiburg, dem Magazin „Medizin im Fokus“. Sie berief sich dabei auf Daten aus dem Jahr 2021. Demnach litten Kinder von Eltern, die Cannabis rauchten, vermehrt an Atemwegserkrankungen.
Kinder und Jugendliche sollen durch das Cannabis-Gesetz aber besonders geschützt werden. So ist der Konsum von Marihuana und Co. in ihrer Gegenwart verboten, um Schulen und Kitas gelten ebenfalls Verbotszonen. Wer Gras anbaut, muss dafür sorgen, dass das Endprodukt nicht in Kinderhände gerät.
Können Haustiere „high“ werden?
Ja. Sitzen Katze oder Hund neben jemandem, der Cannabis raucht, kann das böse enden. „Es können Symptome entstehen, die unter Umständen lebensbedrohlich sind“, sagt Tierärztin Moira Gerlach von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT). Haustiere sollten während des Rauchens von Cannabis unbedingt außer Reichweite sein, rät sie.
Dass sich das Tier unbemerkt in der Nähe aufhält, und Rauch einatmet, obwohl es der Halter nicht merkt – auch das soll schon vorgekommen sein. Wie erkennen Besitzer in so einem Fall eine Intoxikation? Häufig geht das mit neurologischen Symptomen – dazu gehören beispielsweise geweitete Pupillen, Taumeln, Zittern oder Krämpfe – sowie Magen-Darm-Symptomen einher. Wie stark sich das äußert, hängt vom Tier und der aufgenommenen Menge ab.
Auch Verhaltensänderungen können bei passivem Cannabiskonsum bei den Tieren auftreten. Dazu gehören etwa folgende:
- Unruhe
- Teilnahmslosigkeit
- vermehrte Lautäußerungen
- aggressives Verhalten
Schon beim Verdacht einer Vergiftung sollte ein Tierarzt aufgesucht werden, raten Experten.