Macht der Glaube blind? Cover von John Wrays Roman unter Verwendung eines Gemäldes von Eckart Hahn. Foto: Verlag

John Wrays erzählt in „Gotteskind“ die Geschichte einer Amerikanerin, die in den Dschihad zieht. Aber wie geht spirituelle Erfahrung und Radikalisierung zusammen, ohne zu verharmlosen oder zu relativieren?

Stuttgart - Nicht auszudenken, was etwa eine Autorin wie Juli Zeh aus diesem Stoff gemacht hätte: Eine junge Frau kehrt der Wohlstands-Welt, in der sie aufgewachsen ist, den Rücken, studiert in einer pakistanischen Koranschule den Islam und schließt sich dem bewaffneten Kampf der Taliban in den afghanischen Bergen an. Der Spielraum, in dem sich so eine Geschichte entfalten lässt, erscheint äußerst begrenzt, die moralischen Koordinaten sind vorgezeichnet.