John Cleese war der wenig erquickliche Ausblick aus seinem Hotelzimmer in Stuttgart einen Tweet wert, der kein gutes Licht auf Stuttgart wirft. (Archivbild) Foto: imago images/Future Image/Christoph Hardt

Am Mittwochabend trat John Cleese in Liederhalle auf, seinen mehr als fünf Millionen Followern auf Twitter zeigte er seinen Hotelausblick auf die Stuttgart-21-Baustelle. Der Stadtsprecher Sven Matis kontert.

Das war wahrlich keine gute Werbung für die Landeshauptstadt: Der britische Komiker John Cleese, bekannt durch Monty Python, der am Mittwochabend in der Liederhalle gastierte, teilte auf Twitter mit seinen 5,7 Millionen Followern den Ausblick aus seinem Hotelzimmer. Dieses erweckte nicht den Eindruck einer Stadt zwischen Wald und Reben, sondern zeigt die Stuttgart-21-Baustelle in all ihrer Wuchtigkeit.

„View from my Stuttgart Hotel window. I might stay in today…“, schrieb der 82-Jährige dazu, übersetzt: „Blick aus meinem Stuttgarter Hotelzimmer. Vielleicht bleibe ich heute drin.“ Mehr als 2000 Twitter-Nutzer haben dem Beitrag mit dem wenig schmeichelhaften Ausblick ein Herzchen spendiert, etwa hundert ihn geteilt (Stand Donnerstagnachmittag).

Sven Matis bricht eine Lanze für Stuttgart

Genug Aufmerksamkeit, um auch wackere Stuttgart-Verteidiger auf den Plan zu rufen. Stadtsprecher Sven Matis ist bekannt dafür, sich in dem sozialen Netzwerk auch bei hitzigen Diskussionen nicht wegzuducken. Prompt konterte er Cleese’ Bemerkung mit einem Foto, das einen anderen Ausschnitt Stuttgarts zeigt: mit Blick auf das Rosenstein-Areal und viel Grün. „Wenn Sie länger bleiben würden, würden Sie sehen, dass Stuttgart eine Chance gegeben ist, die nur wenige Großstädte haben“, schreibt Matis auf Englisch. Die gewonnen Fläche ermögliche die Entwicklung eines neuen Stadtteils mitten im Stadtzentrum.

Trotz seines Einsatzes sind die Spötter in der Überzahl. So schreibt auch die deutsche Autorin und Influencerin Marie von den Benken, die in Berlin lebt: Wer in sich in dem Hotel am Hauptbahnhof niederlasse, habe die Kontrolle über sein Leben verloren.

Ob Stuttgart eine schöne oder eine hässliche Stadt ist, darüber wird auch noch gestritten werden, wenn Stuttgart 21 eines Tages fertig sein sollte. Während Kritiker die Autostadt als graue Betonwüste betrachten, die nur von Blechlawinen unterbrochen wird, verweist die zweite Gruppe häufig auf die Tatsache, dass in vergleichbar großen Städten urbanes Leben und Waldspaziergang meist nur wenige Stadtbahnhaltestellen voneinander entfernt sind.

John Cleese wird sich an der Diskussion vermutlich nicht weiter beteiligen. Seine Social-Media-Gefolgschaft widmet seinen Einlassungen zu weltpolitischen Themen wie dem Phänomen Donald Trump, auf den er sich eingeschossen hat, deutlich mehr Aufmerksamkeit als Baustellenbildern aus Stuttgart.