Auch auf der Filderebene unterwegs: der Rettungswagen mit einem speziellen QR-Code Foto: privat/Johanniter

Rettungssanitäter müssen sich immer wieder mit Gaffern herumärgern. Die Johanniter in Stetten haben nun Rettungswagen und Ausrüstung mit einem QR-Code versehen, der deutliche Worte findet.

Laut dem Statistischen Bundesamt ist die Zahl der Verkehrstoten und Schwerverletzten seit Jahren stark rückläufig. Das sind erfreuliche Nachrichten. Weniger angenehm ist die Tatsache, dass solche Unfälle immer wieder Sensationslustige anziehen, die mit ihren Smartphones auf das Elend halten. Damit verletzten sie nicht nur die Menschenwürde, sondern behindern Polizisten, Feuerwehrleute oder Rettungssanitäter.

Der Rettungsdienstleiter Alfred Kühn von den Johannitern der Rettungswache in Stetten sagt: „Schaulustige die an Unfallorten das Geschehen beobachten, fotografieren oder filmen, gefährden nicht nur sich selbst, sondern auch das Leben der Unfallopfer.“ Schließlich würde es, wenn wenn ein Leben auf dem Spiel steht, oft um jede Sekunde gehen. Deswegen gilt das Fotografieren und Filmen schon seit Anfang 2021 nicht mehr nur als Kavaliersdelikt, sondern kann mit empfindlichen Geldstrafen und bei unterlassener Hilfeleistung sogar mit einer Gefängnisstrafe von bis zu zwei Jahren geahndet werden.

Handy kann auch sinnvoll eingesetzt werden am Unfallort

Sollte es dennoch dazu kommen, haben sich die Johanniter in Zusammenarbeit mit einer Werbeagentur einen technischen Trick ausgedacht, der den Schaulustigen und ihren Smartphones einen Riegel vorschiebt. Ein QR-Code – das sind diese schwarzen, verpixelten Quadrate – auf den Rettungswagen blendet beim Filmen oder Fotografieren ein Banner mit der Aufschrift „Gaffen tötet!“ ein. Damit noch nicht genug, denn es folgen weitere Informationen und Hinweise zum richtigen Verhalten an einem Einsatzort. Ein Handy kann an einem Unfallort nämlich sinnvoll eingesetzt werden: Werden Passanten Zeugen eines Unfalls, kann durch Erste Hilfe Leben gerettet werden.

„Dazu gehört auch, die 112 zu wählen“, sagt Alfred Kühn. Ein Rettungswagen der Wache Stetten ist seit circa vier Wochen in der Region Esslingen zu sehen. Dabei werden auch wertvolle Daten geliefert, denn seit Jahren fehle eine belastbare Studie mit bundesweiten belegbaren Zahlen zum Phänomen Gaffen.

Polizist reagiert drastisch auf Gaffer

Doch wie bereits ein Video aus dem Jahre 2019 zeigt, ist die direkte Konfrontation ein wirksames Mittel, um die ungewollten Zuschauer in die Flucht zu schlagen. In dem Video scheucht ein Polizist nach einem Unfall, bei dem ein Lkw-Fahrer tödlich verunglückte, die zahlreichen vorbeifahrenden Schaulustigen weg – bis ihm endgültig der Kragen platzt. Ein Mann, der extra für einen Schnappschuss aus seinem Fahrzeug ausgestiegen war, bekommt von dem Polizisten eine Einladung der besonderen Sorte ausgesprochen: „Sie wollen tote Menschen sehen? Sie wollen Fotos von der Leiche machen? Kommen Sie!“ Doch auf halbem Weg überlegt es sich der Mann anders und dreht ab. „Schämen Sie sich“, gibt der Polizist ihm mit auf den Weg.

Rund 30 Rettungswagen der Johanniter wurden nun mit dem QR-Design ausgestattet. Mehr als 740 000 Notfalleinsätze absolvierten die Johanniter im Jahr 2020, mehr als 350 000 Patienten wurden 2020 durch Krankentransporte befördert. Bundesweit sind die Johanniter in 289 Rettungswachen aktiv.