Politische Dimension und Seelenschilderung in vielfachen Bedrängnissen will Ulrich Rasche in der „Johannespassion“ zusammenbringen. Foto: Tobias/ruse

Ulrich Rasche, bekannt durch seine hoch formalisierten Schauspiel-Choreografien, inszeniert an der Stuttgarter Oper Bachs „Johannespassion“ als mythisch-gegenwärtige Tragödie zwischen Pandemie und Rechtspopulismus. An diesem Sonntag ist Premiere.

Eine aufgehetzte Masse, die ein Todesopfer fordert, ein Politiker mit Gewissensbissen, ein ängstlicher Gegendemonstrant, der seine Gesinnung verleugnet: Könnte irgendwo spielen zwischen Rostock-Lichtenhagen und Washington, bei Pegida-Aufmärschen oder Kapitolstürmen. In naher Zeit jedenfalls. Oder in sehr ferner: Es ist die Konstellation im Passionsbericht des Johannes, vertont von Johann Sebastian Bach. Läuft es also auf eine Leidensgeschichte im Zeitalter des Rechtspopulismus hinaus, wenn der Regisseur Ulrich Rasche die „Johannespassion“ jetzt als szenisches Oratorium im Stuttgarter Opernhaus inszeniert? „Auch“, sagt Rasche. Aber nicht nur.