Johanna Beck kämpft für eine demokratische katholische Kirche. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Stuttgarterin Johanna Beck will, dass die katholische Kirche demokratischer und damit sicherer wird. Deshalb bleibt sie – und kämpft für Veränderungen.

Stuttgart - Die nächste Generation tut schon einmal ganz selbstverständlich, wofür ihre Mutter und deren Verbündete noch kämpfen. Beim Krippenspiel setzte sich Johanna Becks sechsjährige Tochter auf den Bischofsstuhl, als sei es das Normalste von der Welt. In einer geschlechtergerechten katholischen Kirche, wie sie ihre Mutter fordert, gibt es Diakoninnen und Priesterinnen – und natürlich dann auch Bischöfinnen.

Johanna Beck, 38, Mutter von zwei Söhnen und einer Tochter, gerade sehr vom Homeschooling, immer mal wieder kranken Kindern und ihrem Engagement für eine andere Kirche in Beschlag genommen, berichtet von dieser Begebenheit aus der Weihnachtszeit, wenn man sie nach der Zukunft ihrer Kirche fragt. Und vor allem danach, wie lange es wohl noch dauern wird, bis sich die katholische Kirche erneuert hat. Klingt optimistisch.

Kirche soll einladend sein

Johanna Beck ist eine der Frauen, die sich bei den Frauen von Maria 2.0 engagiert und im Betroffenenbeirat der Deutschen Katholischen Bischofskonferenz um und mit dem Weg der Erneuerung ihrer Kirche, dem synodalen Weg, ringt. Nicht verbissen, aber sehr hartnäckig. Nicht mit bitterer Mine, sondern mit viel Lachen und Lebensfreude. Denn darum geht es ihr neben theologischen Auseinandersetzungen auch: Die Kirche soll eine Kirche sein, die einlädt und deren Machtstrukturen nicht einschüchternd wirken. Laien und Kirchenvertretern sind gemeinsam am Aushandeln wie diese neue Kirche sein könnte, der die Mitglieder momentan in Scharen davonlaufen.

Johanna Beck, studierte Literaturwissenschaftlerin und aktuell noch einmal Studentin der Theologie, weiß wovon sie spricht. Sie hat als Pfadfinderin erlebt, wie ein Priester der Katholischen Pfadfinderschaft Europas, „ein extrem misogyner Mensch“, nicht nur sie, sondern auch andere Mädchen kniend zur Beichte zwischen seinen Oberschenkeln zwang und dabei vor sich hin keuchte. Stets nutze er dafür für andere uneinsehbare Räumen. Er ließ die Mädchen Aufsätze über Keuschheit schreiben und lebte damit seine Macht aus. Missbrauch war das – ritueller und sexueller.

Kämpferin und Handelnde

Doch das ist nicht mehr Dreh- und Angelpunkt ihres Lebens. Beck ist längst weiter. Sie hat den Priester angezeigt. Ermutigt dadurch, dass ihre Kirche in Person des Stuttgarter Stadtdekans ihr zugehörte und sie zu diesem Schritt ermutigte. Sie ist zur Handelnden geworden. Mit Forderungen und viel Energie, die man in jedem Gespräch und in jeder Begegnung spürt.

Aus ihrer Distanz zu ihrer Kirche ist wieder eine Annäherung geworden. Das Buch, das sie über diesen Prozess in den letzten Monaten geschrieben hat, heißt „Mach neu, was dich kaputt macht“. Das ist ihr Motto und Motor zugleich. Das macht sie zur Kämpferin für eine demokratischere Kirche auf Augenhöhe. „Da herrscht gerade eine Dynamik, die mir noch Mut macht“, sagt Beck. Manche Prozesse, sagt sie, seien nicht mehr aufhaltbar – „auch wenn sie an römische Grenzen stoßen“. Oder um es ein wenig einfacher zu sagen: „Da ist so viel aus der Tube, das nicht mehr in die Tube hineingesteckt werden kann.“ Auch dank ihr.