Eric Gauthier und Joe Bauer Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Zum vierten Mal findet Joe Bauers Flaneursalon an einem Pier im Stuttgarter Hafengelände statt.

Stuttgart - Ganz nah am Wasser sitzen und sich von der untergehenden Abendsonne ins Gesicht scheinen lassen: Da erreicht das Wohlgefühl Rekordwerte, da fliegen einem die guten, kühnen und tollen Gedanken nur so zu. Das hat jetzt wieder einmal der Flaneursalon von Joe Bauer möglich gemacht, dem Kolumnisten unserer Zeitung, inzwischen zum vierten Mal an einem Pier des Stuttgarter Hafens.

Wer wollte, der konnte dies als Vorgeschmack auf das Festwochenende „60 Jahre Stuttgarter Hafen“ wahr nehmen, das am 21. und 22. Juli auf dem gesamten Hafengelände stattfindet. Oder zu zwei außergewöhnlichen Musikprojekten am 13. und 14. Juli am selben Pier, wenn sich zum einen mehr als 300 Choraktivisten aus Stuttgart und Esslingen zu einem gemeinsamen Auftritt am Neckarufer vereinen, gefolgt von den Hanke Brothers am zweiten Abend.

Eric Gauthier lässt sich von der Abendstimmung inspirieren

Doch die Veranstaltungsreihe Flaneursalon kann sich auch ohne weiteres mit ihrem Eigenwert behaupten: Die Plätze auf dem überdachten Gelände am Mittelkai waren ausgebucht. Denn zum Flaneursalon gibt es immer wieder überraschende musikalische Gäste, aber auch beliebte Größen.

Eric Gauthier etwa. Der Tänzer, Choreograf und Leiter von Gauthier Dance ließ sich gerne von der besonderen Abendstimmung inspirieren. Mit seiner kraftvoll-eingängigen und markanten Stimme hätte er gefühlt ohne weiteres fast das gesamte Hafengelände beschallen können, doch hier pflegte er mit der akustischen Gitarre gerne träumerische, sehnsuchtsvolle Töne, begleitet von Jens-Peter Abele. Gauthier ist zugleich aber auch ein begnadeter Conférencier, der den Stuttgarter Hafen als besonderen Ort an sich und das Publikum überhaupt zu loben versteht. Und der gerne das Besondere an der Reihe Flaneursalon heraushebt. Da singen dann natürlich alle begeistert mit bei seinem selbst komponierten Hochzeitssong, und der hallte auch ohne elektronische Verstärkung ziemlich weit.

Der Neckar ist das Stiefkind von Stuttgart

In vielem herrscht Übereinstimmung zwischen Publikum und den Künstlern, etwa was die großen Bauvorhaben in der Stadt und die vernachlässigte Rolle des Neckars betrifft. Und das Interesse daran geht quer durch die Generationen. Bauers Zuspitzungen treffen da gut den Ton in ihrer Mischung aus Witz, Empörung und historischer Einbettung. Dietrich Krauß als Moderator treibt ein virtuoses Spiel mit Fakten rund um den Neckar. Ebenfalls noch dabei: der Vesperkirchen-Chor Rahmenlos & Frei sowie Hajnal & friends und die Rapper Toba Borke und Pheel.