Jod nimmt der Körper vor allem über jodhaltiges Salz auf. Vor allem in Fertiggerichten ist aber oft jodfreies Salz. Foto: imago images//Alexlukin

Immer häufiger verzeichnen Menschen in Deutschland einen Mangel an Jod. Vor allem für Kinder kann das gefährlich sein.

Berlin - Viel Salz – hoher Blutdruck; so lautet stets die oft propagierte Gleichung von Medizinern und Ernährungswissenschaftlern. Und hoher Blutdruck wiederum führt nicht selten zu Herzinfarkt und Schlaganfall. Doch gar kein Salz mehr zu verwenden ist auch keine Lösung, sagt nun der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner (BDN). Er hat Daten vorgelegt, die zeigen, dass mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendlichen in Deutschland nicht ausreichend mit Jod versorgt wird.

Vor allem jungen Frauen mangelt es an Jod

Deutschland ist wieder zu einem milden Jodmangelgebiet geworden, sagt der Matthias Schmidt, Nuklearmediziner am Uniklinikum Köln. Er bezieht sich dabei auf das erste und zweite Jodmonitoring, die das Robert-Koch-Institut im Rahmen der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (Kiggs) in den Jahren 2008 und 2019 vorgenommen hat. Dabei zeigte sich, dass inzwischen 58 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Land unterhalb des WHO-Grenzwertes von 100 Mikrogramm pro Liter liegen. Vor allem Mädchen und junge Frauen sind laut BND unterversorgt.

Das hat gesundheitliche Folgen, warnt der Schilddrüsenexperte Matthias Schmid. So kann es bei Erwachsenen zu Jodmangelstörungen wie einer Größenzunahme der Schilddrüse – gemeinhin Kropf genannt – oder der Bildung von Schilddrüsenknoten kommen. Als wesentlicher Bestandteil der Schilddrüsenhormone T3 und T4 trägt Jod auch zu einer Vielzahl anderer Körperfunktionen bei – etwa zur Knochenbildung, der Regulation von Blutdruck und Stoffwechsel sowie zur Immunabwehr. „Besonders gefährlich ist ein Jodmangel jedoch für Ungeborene und Kleinkinder“, betont Schmidt. Die Schilddrüsenhormone seien essenziell für das kindliche Wachstum und die Gehirnentwicklung. Ein Jodmangel könne das Risiko für spätere Einschränkungen erhöhen.

Vegane Ernährung und Fertigessen als Ursache

Die Ursachen hierfür seien vielfältig: So macht der BDN den Trend zu vegetarischen und veganen Ernährungsformen für die mangelnde Jodaufnahme verantwortlich. Aber auch die Tatsache, dass immer mehr verarbeitete Lebensmittel wie Salami, fertige Soßen, Chips und Lebensmittel in Konserven verwendet werden. Die enthalten zwar viel Salz – aber meist unjodiertes, warnt Matthias Schmidt. Der BDN will deswegen Lebensmittelhersteller verpflichten, in ihren Produkten ausschließlich jodiertes Salz zu verwenden. Einfacher ist es jedoch, selbst zu kochen – und dabei jodiertes Salz zu verwenden. Ansonsten hilft es, wenn Seefisch wie Lachs regelmäßig gegessen und Frischmilch getrunken wird, ergänzt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung.