Wie laut ist ein Auspuff? Der Autozulieferer Eberspächer macht Tests Foto: Firma

Nach einem massiven Gewinneinbruch will der Esslinger Autozulieferer Eberspächer wieder durchstarten und Umsatz und Ergebnis deutlich verbessern. Hohe Vorleistungen für neue Produkte und Restrukturierungen belasten die Firma; in Neunkirchen fallen mehr Jobs weg als geplant.

Esslingen - Im saarländischen Werk Neunkirchen sollen statt der vor einem Jahr angekündigten 300 Jobs nun bis zu 500 Arbeitsplätze bis 2016 gestrichen werden. Das Werk mit rund 1900 Mitarbeitern schreibt rote Zahlen. Die Situation habe sich weiter zugespitzt, sagte Martin Peters, einer der beiden geschäftsführenden Gesellschafter des Familienunternehmens. Nicht wettbewerbsfähige Produkte sollen verlagert, die zugehörigen Werke Bexbach und Lebach geschlossen werden. Betriebsbedingte Kündigungen will man vermeiden, „gänzlich ausschließen können wir diese jedoch nicht“, sagte Peters.

Es gehe nicht um die einseitige Maßnahme des Personalabbaus sondern darum, das Werk wieder nachhaltig wettbewerbsfähig zu machen. Deshalb will der Abgasspezialist dort auch ein „veraltetes Entlohnungssystem“ abschaffen und den bisherigen Akkordlohn nach Stückzahl auf Zeitlohn umstellen. „Wir möchten, dass unsere Mitarbeiter nicht zu viel produzieren, sondern das, was die Kunden brauchen“, sagte Peters.

Für die Mitarbeiter sind das im Schnitt Einbußen von rund 400 Euro, in Einzelfällen gar 700 Euro monatlich. Deshalb stocken die Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern; im Juni ist ein Termin bei der Einigungsstelle. Die Eberspächer-Chefs hoffen, dass dann der Knoten platzt. Eberspächer zahlt im Vergleich zur saarländischen Metallindustrie über Tarif und will die Einkommenseinbußen künftig mit einer Ergebnisbeteiligung abfedern.

Ins Visier der EU-Wettbewerbshüter geraten

Wie etliche Autozulieferer ist auch Eberspächer ins Visier der EU-Wettbewerbshüter geraten – wegen möglicher Verstöße gegen das Kartellrecht. Wird ein Unternehmen wegen verbotener Preisabsprachen überführt, kann das hohe Strafzahlungen zur Folge haben. Anders als beispielsweise Bosch hat Eberspächer aber keine Rückstellungen in der Bilanz für eine mögliche Kartellstrafe getroffen.

„Für uns ist der Sachverhalt derzeit nicht einschätzbar“, begründete es Peters. Näher wollte er die Ermittlungen nicht kommentieren, lediglich soviel: „Wettbewerbsverzerrende Absprachen waren in der Eberspächer-Gruppe zu keinem Zeitpunkt anerkannte oder geschäftspolitisch gewünschte Mittel unseres unternehmerischen Handelns.“ Man habe 2011 ein weltweites Compliance-Programm eingeführt, dies enthalte klare Vorgaben für Mitarbeiter und Geschäftspartner.

2013 ist Eberspächer moderat gewachsen. Der Umsatz stieg um 3,2 Prozent auf 2,92 Milliarden Euro. Den größten Batzen steuerte die Abgastechnik bei (plus 2,2 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro). Eberspächer hat von der strengeren Abgasnorm Euro 6 bei Nutzfahrzeugen profitiert und erwartet einen kräftigen Wachstumsschub. „Wir sind hier mit großen Abstand Marktführer geworden“, sagte Peters.

Wachstumstreiber bei Heizungen und Klimageräten waren die Brennstoffheizungen, die in Esslingen gefertigt werden. Der Geschäftsbereich legte um 6,8 Prozent auf 427 Millionen Euro zu. Erfolgreich ist Eberspächer auch in Sachen Fahrzeugelektronik (plus 31 Prozent auf kanpp 40 Millionen Euro Umsatz) – unter anderem mit Produkten zur Bordnetzstabilisierung bei Start-Stopp-Systemen.

Hohe Vorleistungen für neue Produkte und die Restrukturierung in Neunkirchen haben für einen Gewinneinbruch gesorgt – minus 72,7 Prozent auf 19,5 Millionen Euro. In den folgenden drei Jahren soll der Umsatz im Schnitt um je zehn Prozent steigen. Die Aufträge sind bereits im Haus. Mittelfristig soll die Umsatzrendite – Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) – bei fünf (derzeit 1,8) Prozent liegen. „Damit sichern wir unser Ziel als Familienunternehmen langfristig selbstständig am Markt agieren zu können. Die Zahl der Mitarbeiter ist weltweit um 540 auf 7888 gestiegen, im Inland sind mehr als 4200 beschäftigt, in Esslingen rund 1100.