Cecilia Nothstein punktet mit guten Noten im Bewerbungsgespräch. Foto: Sascha Sauer

Beim Jobclub im Fellbacher Jugendhaus werden Neuntklässler der Zeppelinschule fürs Vorstellungsgespräch fit gemacht.

Fellach - Fellbach - Das Outfit ist schlicht. „Zu viel Haut muss nicht sein, es braucht auch kein Bling-Bling“, sagt Cecilia Nothstein. Für das anstehende Bewerbungsgespräch hat die 14-Jährige eine schwarze Hose und einen weißen Pulli gewählt. Auffallen will der Teenager lieber mit seinem Zeugnis, das nur aus Einsen und Zweien besteht.

Mit einem Planspiel werden die Werkrealschüler fit für die Bewerbung gemacht

Im Jugendhaus läuft der Jobclub. Das ist ein Planspiel zur Berufsorientierung von Werkrealschülern. Dort sollen in drei Tagen rund 50 Neuntklässler der Zeppelinschule fit fürs Bewerbungsgespräch gemacht werden. „Es ist ein Testlauf, die Jugendlichen müssen sich in einem richtigen Vorstellungsgespräch behaupten und bekommen gleich eine Rückmeldung“, erklärt Alexander Renz. Der Schulsozialarbeiter hat das Planspiel gemeinsam mit der Mobilen Jugendarbeit auf die Beine gestellt.

Cecilia Nothstein ist nicht unvorbereitet gekommen. Unter ihrem Arm klemmt eine Bewerbungsmappe, die sie gemeinsam mit ihrem Vater sowie mit Unterstützung der Berufseinstiegsbegleitung gemacht hat. Die 14-Jährige hat ihr Zukunft schon geplant. Nach dem Werkrealschulabschluss will sie ein Technisches Gymnasium besuchen und dann studieren. „Mein Traumberuf ist Entwicklungsingenieurin“, sagt die Jugendliche. Am Liebsten soll der künftige Job etwas mit Autos oder Motoren zu tun haben.

Nicht immer passen die Vorstellungen der Schüler zum Berufsbild

Von der Werkrealschülerin bis zur Ingenieurin ist es ein weiter und schwieriger Weg. Ist das überhaupt realistisch? Nicht immer passen die Vorstellungen der Schüler zum Berufsbild, sagt Alexander Renz. „Im Jobclub können auch Träume zerbrechen, denn hier werden die Schüler mit der Realität konfrontiert.“

Insgesamt sechs Firmen, aber auch die Stadt Fellbach und die Diakonie Stetten stellen Personalverantwortliche, die mit den Jugendlichen reale Bewerbungsgespräche nachstellen. „Ein Ziel des Jobclubs ist es, möglichst viele fiktive Praktikums- oder Ausbildungsverträge zu ergattern“, erklärt Alexander Renz.

In die Rolle eines Personalers ist auch Bernd Jelinka geschlüpft. Er ist Betriebsratsvorsitzender der Fellbacher Firma Norgren und häufig bei Ausbildungsgesprächen dabei. Bernd Jelinka weiß, worauf es im Bewerbungsgespräch ankommt und welche Fehler gemacht werden. Von seinem Erfahrungsschatz sollen jetzt Schüler wie Cecilia Nothstein profitieren.

Die 14-Jährige überzeugt im Vorstellungsgespräch. Die Neuntklässlerin punktet mit guter Körperhaltung, spürbarer Motivation und einem sympathischen Auftreten. Auch beim Durchblättern der Schul- und Praktikumszeugnisse ist Bernd Jelinka mehr als zufrieden. „Diese Bewerbung ist erste Sahne.“ Bei der Firma Norgren würde Cecilia Nothstein sofort einen Ausbildungsvertrag bekommen, sagt Bernd Jelinka. Dennoch empfiehlt er der 14-Jährigen unbedingt an ihrem Traumjob festzuhalten: „Du hast ein tolles Potenzial.“