Das Jobcenter Stuttgart ist seit mehr als zwei Jahren ganz in städtischer Trägerschaft – und brachte die Daten auf eine neue Grundlage bringen Foto: dpa

Die Lage beim Jobcenter Stuttgart war 2013 nicht nur rosig. Bei den Langzeitarbeitslosen bleibt der Handlungsbedarf groß, die Zahl der Hilfeempfänger stieg, obwohl die Arbeitslosenquote sank. Manche negativen Trends führt man im Jobcenter jedoch auf eine Bereinigung der Daten zurück.

Stuttgart - In Berlin ist über den Bundeshaushalt entschieden worden – das bringt auch dem Jobcenter Stuttgart Planungssicherheit für 2014. Vom Bundesministerium für Soziales und Arbeit sind ihm jetzt die erhofften zusätzlichen 1,9 Millionen Euro zugesagt worden. Es handelt sich um früher bewilligte Gelder, die bis Ende 2013 noch nicht ausgegeben waren. Damit stehen dem Jobcenter 2014 statt 16,1 Millionen Euro nun knapp 18 Millionen Euro zur Verfügung, um die Eingliederung von Erwerbslosen in das Arbeitsleben zu unterstützen. Das kann nicht schaden, ging die Vermittlungsquote 2013 doch von 25,6 auf 22,9 Prozent zurück.

Der Wirtschaftsausschuss des Gemeinderats nahm am Freitag nicht nur diese Nachricht zur Kenntnis, sondern ließ sich vom Jobcenter-Chef Jürgen Peeß auch über das Geschäftsjahr 2013 berichten. Auf dem Papier ist da nicht alles Gold, wenngleich die Arbeitslosigkeit in Stuttgart Dank der stabilen Wirtschaftslage um 0,4 Punkte auf 5,5 Prozent oder 16 985 Personen zurück ging. Und obwohl die Zahl der Beschäftigten mit Sozialversicherung zum Juni 2013 erneut um knapp 5000 auf 221 357 Personen stieg. Bei den schwierig vermittelbaren Langzeitarbeitslosen, gut 50 Prozent aller Arbeitslosen, bleibt das Jobcenter besonders gefordert. Die Wirtschaftslage hat in den vergangenen Jahre nämlich vor allem höher qualifizierten Menschen geholfen.

Die Zahl derer, die in Stuttgart – mit oder ohne eigenem Erwerb – finanzielle Unterstützung benötigen, erhöhte sich sogar. Bei den Bedarfsgemeinschaften gab es einen Zuwachs um 780 Fälle. Fast 21 300 Familien mit insgesamt gut 39 000 Betroffenen waren hier zu verzeichnen. Speziell beim Arbeitslosengeld II und beim Sozialgeld zahlte das Jobcenter mehr aus als im Vorjahr. 11 843 Stuttgarter lebten mit Hartz IV. Das sind etwa 70 Prozent der Arbeitslosen. Die Anträge auf Zuschüsse für Schulbedarf und Schulessen nahmen zu. 2013 wurden für 14 319 Kinder Leistungen nach dem Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes begehrt. Das sind rund 1000 mehr.

Im Vergleich mit anderen bedeutenden Städten schnitt das Jobcenter Stuttgart im Endeffekt nur durchschnittlich ab, was die wichtigsten Ziele angeht: Integration in den Arbeitsmarkt, weniger Aufwand für Unterstützung zum Lebensunterhalt, Senkung der Zahl der Langzeitleistungsbezieher.

Sind das Zeichen für schlechte Arbeit im Jobcenter Stuttgart? Nein, meint Center-Chef Peeß. Die Negativentwicklung bei wichtigen Kennzahlen wie der Integrationsquote führen er und seine Mitarbeiter auf die Bereinigung des Datenmaterials zurück. 2012 sei die tatsächliche Integration von Arbeitslosen noch überschätzt, die Zahl der Bedarfsgemeinschaften unterschätzt worden, heißt es im Bericht. Auch der Städtevergleich spiegele „mit großer Wahrscheinlichkeit nicht die reale Leistungsfähigkeit des Jobcenters Stuttgart für 2013 wider“.

2013 war das Jobcenter im zweiten Jahr als rein kommunale Dienststelle tätig, nachdem es bis Ende 2011 von der Stadt und der Agentur für Arbeit getragen worden war. Da habe man „noch Arbeitsprozesse nachgesteuert“ und die Qualität der Daten verbessert, sagt Christopher Haag, Sprecher des Jobcenters. Seit Sommer 2013 habe man solide Daten für künftige Jahresvergleiche.

Der erhebliche Personalwechsel hat sich beruhigt. Der Personalrat ist trotzdem noch unzufrieden. Von einer Ausstattung, die sich am Bedarf orientiere, habe auch 2013 trotz einem Zuwachs um 14,3 Stellen noch keine Rede sein können. Es brauche schon den Personalrat und den Gemeinderat, um Wirtschaftsbürgermeister Michael Föll zu bremsen. Dessen Referat wolle offenbar anderen Ämtern beweisen, dass alle Aufgaben auch mit weniger Personal zu erledigen seien.