Besteck von WMF wird in Asien produziert Foto: Keystone

Aufatmen nach Monaten der Ungewissheit: Zwar sollen beim Küchengerätehersteller WMF nach wie vor 600 Stellen wegfallen. Der Betriebsrat hat jedoch einen Sozialplan ausgehandelt.

Geislingen - Für die Beschäftigten bei WMF ist es ein wichtiges Signal in Zeiten des Umbruchs. Der geplante Abbau von insgesamt 600 der rund 6000 Jobs soll ohne betriebsbedingte Kündigungen über die Bühne gehen. „Es handelt sich um einen der besten Sozialpläne, die ich kenne“, sagte Bernd Rattay, Bevollmächtigter der IG Metall Göppingen-Geislingen, nach einer Betriebsversammlung am Dienstag den Stuttgarter Nachrichten. Z

uletzt ging es noch vor allem um 100 Mitarbeiter in den Verwaltungen der verbleibenden WMF-Töchter. Das sind der Backformenproduzent Kaiser in Diez (Rheinland-Pfalz) sowie der Töpfehersteller Silit in Riedlingen im Landkreis Biberach. WMF will dort Doppelstrukturen beseitigen. Für 250 Mitarbeiter in der Logistik waren bereits Arbeitsplätze oder Altersregelungen gefunden worden. Von 33 Standorten sollen nur noch zwei erhalten bleiben. Auch 250 Beschäftigte in der Zentrale haben sich bereits für ein Abfindungsangebot oder die Transfergesellschaft entschieden.

Mitarbeiter aus Riedlingen oder Diez erhalten nun die Garantie, dass sie in der WMF-Zentrale in Geislingen weiterbeschäftigt werden. Sie können sich aber gegen die automatische Versetzung zur Wehr setzen. Für diesen Fall haben IG Metall und Betriebsrat die Möglichkeit ausgehandelt, für bis zu zwölf Monate in die Auffanggesellschaft zu wechseln. Wer sich schnell dafür entscheide, so Rattay, könne zudem mit einer zusätzlichen Prämie rechnen. „Die Betriebsversammlung heute hat gezeigt, dass wir als Arbeitnehmerschaft gestärkt aus dem Konflikt hervorgehen“, so Rattay.

Allerdings habe die Unternehmensleitung an den strategischen Zielen der Internationalisierung und sowie am Stellenabbau in Deutschland festgehalten. „In strukturellen Dingen haben sie sich durchgesetzt“, sagte Rattay. Die gute Substanz und Ergebnislage diene jetzt dazu, die von KKR gewünschte Neuausrichtung voranzutreiben. „Das Geld wird dort eingesetzt, wo es vermeintlich besseren Nutzen bringt.“

Wohin die Reise gehen soll, war in den vergangenen Monaten bereits zu sehen. So hat sich WMF in der vergangenen Woche von der Tochter Alfi getrennt. Der Isolierkannenhersteller mit 180 Mitarbeitern wurde an das amerikanische Unternehmen Thermos verkauft. „In Zukunft werden wir uns hauptsächlich auf unsere Kernkompetenzen konzentrieren und den Fokus auf Premiumprodukte für Tisch und Küche sowie professionelle Kaffeemaschinen legen“, sagte WMF-Chef Peter Feld. Zudem sollen rund 50 Verkaufsfilialen geschlossen werden. Die Besteck-Tochter Auerhahn in Altensteig wird zum Jahresende aufgegeben. Die 30 Beschäftigten sollen Abfindungen bekommen oder in die Transfergesellschaft wechseln.

Die Zukunft liegt für Feld vor allem in Asien. Zusammen mit DKSH, einem Dienstleister für Marktexpansionen mit Schwerpunkt Asien, sollen den Chinesen edles Besteck und Kaffeemaschinen schmackhaft gemacht werden. Im Visier hat WMF zunächst Hotels und Restaurants sowie Kaffeehausketten. Anfang des Jahres hat WMF den ehemaligen Starbucks-Manager Christopher Cheng für China berufen.

Obwohl WMF in Deutschland schrumpft, sollen die verbleibenden Produktionsstandorte für Kochtöpfe (Silit), Kaffeemaschinen (WMF) und Backformen (Kaiser) eine Perspektive erhalten. So habe das Unternehmen zugesichert, in die Fertigung zu investieren. Made in Germany sei auch in Asien immer noch ein Aushängeschild für Qualität, so Rattay. Er hält es deshalb nicht für ausgeschlossen, dass in Zukunft sogar wieder Bestecke in Deutschland gefertigt werden.