Jens Lehmann über das Comeback beim FC Arsenal, die Reaktion seiner Frau und den VfB.

London - Jens Lehmann kann's nicht lassen: Zehn Monate nach seinem Abschied beim VfB Stuttgart greift der 41-Jährige wieder ein - als Aushilfs-Torwart beim FC Arsenal in der Premier League. Nur als Aushilfs-Torwart? "Natürlich würde ich gerne noch mal für eine halbe Stunde spielen", sagt Lehmann, "und das weiß Trainer Arsène Wenger auch."

Herr Lehmann, wie kam es zu Ihrem überraschenden Comeback?

Darüber habe ich, ehrlich gesagt, gar nicht so lange nachgedacht. Arsenal-Trainer Arsène Wenger hat mich angerufen und gefragt, ob ich Zeit und Lust hätte. Wenn ja, dann solle ich doch bitte vorbeikommen.

Und?

Ich habe kurz überlegt und zugesagt.

Hat der Fußball Ihnen nach dem Abschied beim VfB gefehlt?

Klar, denn Fußball macht Spaß.

Sie wollten sich nach dem Ende Ihrer Karriere mehr der Familie widmen. Wie hat Ihre Frau reagiert?

Sie wusste ja, dass ich es machen wollte. Und ich werde trotzdem ab und zu daheim in München sein. Ich werde jetzt eben wieder öfter fliegen.

Sie müssen nicht regelmäßig da sein?

Ich habe vor ein paar Wochen mal beim FC Arsenal mittrainiert. Arsène Wenger wusste also, dass ich fit bin, sonst hätte er sich auch nicht bei mir gemeldet. Allerdings muss ich mich körperlich noch verbessern, deshalb werde ich die nächsten ein bis zwei Wochen komplett mit der Mannschaft trainieren.

Und dann?

Nach Absprache. Aber ich werde wohl nicht sieben Tage die Woche in London sein, sondern mit drei bis vier Trainingseinheiten auskommen können.

Wie fit sind Sie derzeit?

Fit genug.

Sie haben nach Ihrer VfB-Zeit weitertrainiert?

Sicher. Meine Sorge war immer, dass ich umkippe, wenn ich ganz aufhöre zu trainieren. Von 100 auf null - das wäre der Sache nicht förderlich. Deshalb habe ich fünfmal pro Woche trainiert, wenn auch nicht so lange und weniger intensiv als früher.

Sie haben sich nie gerne auf die Bank gesetzt. Warum machen Sie das nun beim FC Arsenal?

Der Verein hat verletzungsbedingt große Probleme auf der Torhüter-Position. Ich helfe aus.

Mehr nicht?

Natürlich würde ich gerne noch mal für eine halbe Stunde spielen. Das weiß Arsène Wenger auch. Und er wird mich hoffentlich noch mal auf den Platz schicken - in einer Partie, in der es der Spielstand erlaubt (lächelt).

Sie hoffen also nicht auf eine Verletzung von Manuel Almunia, mit dem Sie sich schon bei Ihrem ersten Gastspiel in London heiße Duelle geliefert haben?

Natürlich nicht, denn der FC Arsenal hat in dieser Saison hohe Ziele. Wir wollen Meister werden, und dazu brauchen wir einen starken Almunia. Im Training macht er einen sehr guten Eindruck - das lässt hoffen.

Die englischen Medien kritisieren Ihr Comeback. Stört Sie das?

Das Negative in den Berichten bezog sich auf meine Rivalität zu Manuel Almunia vor drei Jahren. Insofern findet das jetzt keine Anwendung mehr, da wir ein gutes Verhältnis haben.

Haben Sie eigentlich noch Kontakt zum VfB?

Ab und zu. Neulich habe ich mit Manager Jochen Schneider telefoniert. Bei meinem letzten Besuch habe ich Präsident Erwin Staudt getroffen. Und Trainer Bruno Labbadia kenne ich auch ganz gut.

Beim VfB steigt derzeit der Optimismus.

Zu Recht, zuletzt lief es ja wieder ganz gut. Ich denke, dass der VfB es packen wird.

Warum?

Weil die Spieler, die ich noch kenne, mindestens die Qualität haben, um in der Bundesliga zu bleiben.