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Jedes vierte Kind hat Sprachprobleme, die neue Förderung im Kindergarten funktioniert nicht richtig.

Stuttgart - Baden-Württemberg nennt sich Kinderland. Aber haben alle Kinder die gleiche Chance? Erste Ergebnisse der neuen Einschulungstests zeigen: Jedes vierte Kind hat Sprachprobleme, die neue Förderung im Kindergarten funktioniert nicht richtig.

Die CDU-FDP-Landesregierung hatte im April 2005 die neue Form der Einschulungsuntersuchungen beschlossen. Wo früher die Kinder nur einmal, nämlich unmittelbar vor Beginn der Schulzeit auf sprachliche und motorische Fähigkeiten getestet wurden, gibt es inzwischen zwei Terminezur Frage der Schulfähigkeit: einen im vorletzten Kindergartenjahr und einen kurz vor der Einschulung. "Wir wollen alle Kinder gezielt und rechtzeitig fördern", begründete der damalige Ministerpräsident Günther Oettinger die Neukonzeption.

"Das muss uns zu denken geben"

Nach einer Modellphase ging das neue Konzept 2008 in den Regelbetrieb. Nun hat das Landesgesundheitsamt erste Daten, die unserer Zeitung vorliegen. Demnach ergaben die Tests, dass von den 92.000 Kindern, die zum Schuljahr 2010/2011 eingeschult werden, ein Großteil deutliche Defizite in der deutschen Sprache hat, wobei es sich vor allem um Kinder mit Migrationshintergrund handelt. Zwar wurden erst die Untersuchungsbefunde von der Hälfte aller Kinder ausgewertet, aber bei rund 11300 von ihnen war nach der Basisuntersuchung die sogenannte Sprachstandsdiagnose mit einem entsprechenden Sprachentwicklungstest nötig. Dabei stellte sich heraus, dass bei 8400 "ein intensiver Förderbedarf" besteht, wie es in internen Papieren heißt. Da die Daten sowohl aus Städten als auch aus ländlichen Regionen kommen, haben die Experten die Untersuchungsergebnisse nun hochgerechnet und ermittelt, dass jeder vierte angehende Erstklässler Hilfe benötigt.

Sozialministerin Monika Stolz (CDU) bestätigte am Freitag auf Anfrage unserer Zeitung die Ergebnisse: "Die vorläufige Auswertung der Einschulungsuntersuchung zeigt, dass ein Viertel aller Kinder einen sprachlichen Förderbedarf hat. Das muss uns zu denken geben."