Dem Jazzmusiker Pascal Blenke ist es wichtig, dass die Texte im Vordergrund stehen. Foto: privat/Patrice Horlait

Die „Weinstadt Jazztage“ gehen am 6. März an den Start. Mit dabei ist Pascal Blenke. Der aufstrebende Jungmusiker gilt als Geheimtipp in der Szene. Als „ehrlich, direkt und persönlich“ sieht Blenke seine Texte – und als Gegenpol zu Social Media.

Als „echter Geheimtipp der deutschen Musikszene“ ist Pascal Blenke im Programm der „Weinstadt Jazztage“ angekündigt. Kulturamtsleiter Jochen Beglau ist offenbar ein Fan des Newcomers. „Total begeistert“ sei er von den Liedern, die der Jazzsänger selbst textet. „Sie haben mich sehr berührt. Das ist eine sehr tiefgehende Musik, die trotzdem eine gewisse Beiläufigkeit hat, die man sich bei Jazz wünscht“, beschreibt Beglau seinen Eindruck. „Ich bin sicher, dass Pascal Blenke noch etwas Großes vor sich hat.“

 

Keine Frage also, dass Beglau den gebürtigen Augsburger, der derzeit in Stuttgart beheimatet ist, gern in das Programm des Weinstädter Jazzfestivals aufgenommen hat, dessen 27. Auflage vom 6. bis 16. März stattfindet. Beim „Jazz am Lazy Monday“ wird Blenke am 10. März in der Alten Kelter in Weinstadt-Strümpfelbach auftreten. Vor drei Jahren habe man das Format bei den Jazztagen eingeführt, um gerade Newcomern wie Blenke eine Plattform bieten zu können, erklärt Beglau: „Oftmals haben Nachwuchskünstler ja noch kein abendfüllendes Programm.“ Für ein rund einstündiges Konzert im Rahmen des „Lazy Monday“ brauche es das nicht.

Mit „ehrlicher Selbstreflexion“

Was genau macht Blenkes Musik so besonders, dass der aufstrebende Jungmusiker als Geheimtipp gilt? „Grundsätzlich würde ich sagen, ist meine Musik Deutsch-Pop gemixt mit groovigen Good-Vibes und emotionaler Klaviermusik“, charakterisiert Blenke seine Kompositionen. Wichtig sei ihm, dass die Texte im Vordergrund stehen, „ehrlich, direkt und persönlich“. Als „ansteckende Selbstreflexion“ seien diese in einer Rezession einmal bezeichnet worden, berichtet Blenke: „Ich finde das sehr passend.“

Worum geht es darin? „Es sind menschliche Themen, Probleme, Fragestellungen oder Erlebnisse“, sagt Blenke. „Darin versteckt ist ehrliche Selbstreflexion. Wo gehöre ich hin? Wie verhalte ich mich?“ Der 25-Jährige zeigt auch Schwäche. „Ich versuche mich zu offenbaren. Ich will ein Gegenpol zu Social Media sein, wo Schwächen eher zurückgedrängt sind. Ich erzähle von mir, wenn es mir gut geht, aber auch wenn schlechte Dinge passieren.“ Dabei spreche er auch Dinge an, die sich viele nicht zu benennen trauten. In „Mein Versteck“ singt Blenke etwa über sexuellen Missbrauch, den er im Alter von 13 bis 18 Jahren erfahren hat.

Er wird es wohl auch in Weinstadt zu Gehör bringen. Doch wie sehr er auf das Thema eingehen werde, sei abhängig von der Tagesform. Neben seiner Musik hat er nämlich immer auch eine „Message“ – immer aktuell, immer anders. „Je nachdem, was mich gerade umtreibt.“ Auch wie er seine Lieder präsentiert, ist nie gleich. Mal akustisch mit kleiner Band, mal in großer Besetzung mit Schlagzeug aus dem Pool an Musikern, die ihn begleiten. „Jedes Konzert ist individuell.“ Mitunter setzt er sich auch selbst ans Klavier.

Als Jugendlicher träumte er zunächst von einer Karriere als Pianist, während er für das Bayrische Landesjazzorchester am Klavier saß – bis ihn bei der Bewerbung um ein Jungstudium ein Professor jäh herausriss. „Er hat gesagt, dass er mich nicht als Pianist am Klavier sieht. Das hat mich geschockt. Aber es hat meinen Tunnelblick geweitet, und im Nachhinein bin ich ihm dankbar dafür“, sagt Blenke. „Ich muss vorne stehen und meine Stimme benutzen.“

Engagiert auch für die Jugend

Er bewarb sich nach dem Abitur an mehreren Musikschulen in Deutschland und Europa und hatte schließlich die Qual der Wahl zwischen Köln, Hamburg, London und Stuttgart. Blenke entschied ist sich, in der schwäbischen Landeshauptstadt Jazz, Pop und Gesang zu studieren. Nebenbei war er Sänger des Bundesjazzorchesters, bevor er 2018 Bandmitglieder suchte, mit denen er nach dem Studium hauptberuflich durchstartete.

Neben seiner Gesangskarriere kümmert sich Blenke auch um die musikalische Jugend, etwa bei einem Songwriting-Projekt, das er in Kooperation mit der Kreissparkasse Esslingen macht. „Im Frühjahr gibt es ein großes Abschlusskonzert.“ Zudem plant er in Kooperation mit der Deutschen Kinderschutzstiftung Hänsel und Gretel ein weiteres Songwriting-Projekt für Jungbands zum Tag der Prävention im Juni. Darüber hinaus will er sich für den Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch auch auf politischer Ebene einsetzen.

Jazztage 2025

Programm
Das erste Konzert der „Weinstadt Jazztage“ ist am 6. März. Das Jazz-Trio 3K tritt von 20 Uhr an im Stiftskeller in Beutelsbach, Stiftstraße 32, auf. Am 8. März steht der Schweizer Schlagzeuger, Alphornspieler und Rhythmuskünstler Enrico Lenzin bei der „Jazz- und Funknacht“ von 20 Uhr an auf der Bühne des Stiftskellers, bevor die Mannheimer Band Shebeen den zweiten Part des Abends übernimmt.

Nachwuchs
Bei der „Jam Session“ des Jazzclubs Armer Konrad und der Musikschule Unteres Remstal haben Hobbymusiker und Musikschüler am 12. März die Gelegenheit, im Stiftskeller aufzutreten. Eine professionelle Rhythmusgruppe begleitet sie von 19.30 Uhr an. Am 16. März bilden die „Jazz-Matinee“ der Bigband des Remstal-Gymnasiums um 11 Uhr und das „Jazz-Meeting“ der Musikschule Unteres Remstal um 17 Uhr in der Jahnhalle in Endersbach den Abschluss. Mehr unter www.weinstadtjazztage.de.