Außerordentlich beweglich: der Jazzorganist Joey DeFrancesco Foto: Veranstalter

Er hat für John McLaughlin, Ray Charles, John Scofield, George Benson oder Bette Middler in die Tasten gegriffen. Und wurden als 16-Jähriger in den 1980er Jahren sogar in die Combo von Miles David gebeten. Nun ist der Jazzorganist Joey DeFrancesco in Stuttgart aufgetreten.

Stuttgart - Der Mann ist derart massig, dass seine Hammondorgel beinahe so klein aussieht wie ein Leierkasten. Aber welche Beweglichkeit – geistig und körperlich – entfaltet sich, wenn Joey DeFrancesco in die Tasten greift und die Register zieht! Kein Wunder haben ihn Stars wie John McLaughlin, Ray Charles, John Scofield, George Benson oder Bette Middler in ihre Bands geholt oder zu Studioaufnahmen verpflichtet. Der große Miles Davis mit seinem besonderen Riecher für neue Sounds hatte 1987 den damals erst 16-jährigen Jazzorganisten in seine Combo gebeten. Mit Jimmy Smith, dem Pionier der modernen Jazzorgel, kam es 1999 in San Francisco zum Duell. Die Waffen: zwei Hammond B3 mit dem Lautsprechersystem Leslie 122. Es endete nicht tödlich, sondern in schöner Harmonie.

Durch Landschaften des Bebop, Funk und Soul Jazz

Siebzehn Jahre und rund hundert Pfund später thront Joey DeFrancesco nun im Bix hinter einer von einem Stammgast dem Club überlassenen Hammondorgel. Er lässt das schwere Instrument seufzen, stöhnen und in den höchsten Tönen jubilieren. Er legt leuchtende Klangteppiche aus lässt Melodien aufblühen. Mit von der Partie: der starke Gitarrist Dan Wilson und Jason Brown, ein geschmeidiger Dynamiker am Schlagzeug. DeFrancesco changiert zwischen Blue Notes, honigsüßen Klängen und Dissonanzen, die er sanft auflöst und in einen Wärmstrom münden lässt. Der zieht sich durch die Landschaften des Bebop, Funk und Soul Jazz.

Das Scherzwort „Schweineorgel“, das Musiker gerne für die Hammond B3 gebrauchen, fällt einem bei dieser beseelten und virtuos gespielten Musik nicht ein. Der Tastenkünstler aus Philadelphia entpuppt sich beim Liebeslied „All Around The World“ als ausgezeichneter Sänger, während seine Frau im Publikum leise lächelt, und zum Erstaunen der Besucher spielt Joey DeFrancesco ebenso gut auf der gestopften Trompete. Miles, sein Band-Leader, hatte ihn einst dazu inspiriert.