Die Jazz Open Stuttgart zu Gast im Ludwigsburger Scala: Der Bassist Marcus Miller und der Gitarrist Tom Ibarra musizieren nicht zum ersten Mal miteinander. In unserer Bildergalerie zeigen wir Ihnen die 10 groovigsten Momente des Konzerts. Foto: Martina Wörz

Treffen der Jazz-Generationen: Der Bassist Marcus Miller begeistert die Besucher der Jazz Open in Ludwigsburg. An seiner Seite: der erst 18-jährige Gitarrist Tom Ibarra.

Ludwigsburg - „Bon soir“, sagt der junge Mann. „Wir spielen heute zum ersten Mal in Deutschland und wir freuen uns, dass wir hier sind!“ Sein Name ist Tom Ibarra, und dass er und seine Band an diesem Abend bei den Jazz Open im Scala in Ludwigsburg spielen, hat einen besonderen Grund. Der französische Gitarrist ist Preisträger des ersten „Letter One Rising Stars Jazz Award“, der es Nachwuchskünstlern ermöglicht, auf sieben der größten Jazzfestivals Europas aufzutreten. Die Jazz Open sind eines davon.

Preisträger mit Erfolgsaussichten

Am Dienstagabend trat er im Vorprogramm des Star-Bassisten Marcus Miller auf. Es ist aber nicht Ibarras erstes Mal auf einer großen Bühne. Schon 2016 lud Miller ihn ein, mit ihm das Stück „Tutu“ zu spielen – einen Song, den Miller geschrieben hat und der in den 1980er Jahren für Miles Davis’ gleichnamiges Album entstanden ist. Miller ist seit über 40 Jahren im Geschäft und gilt als stilprägender E-Bassist. Neben Davis spielte er unter anderem auch mit Aretha Franklin, Al Jarreau und Bobby McFerrin. Der amerikanische Gitarrenhersteller Fender widmete ihm den Marcus Miller Jazz Bass. Mit den Bassisten Victor Wooten und Stanley Clarke (der ebenfalls dieses Jahr bei den Jazz Open vertreten ist) bildet er die Gruppe SMV.

Mittlerweile hat Ibarra sein zweites Studioalbum herausgebracht und spielt in Ludwigsburg Teile daraus mit seiner fünfköpfigen Band. Seine Stücke klingen erfrischend jung, mit klaren Melodien, die oft wiederkehren. Die fünf Jungs drehen bei jedem Song ein bisschen mehr auf und geben sich ganz ihren Soli hin. Das Publikum spendet lauten Beifall.

Grooven, was das Zeug hält

Dann ist es Zeit für den Meister. Allein schon, wie er die Bühne betritt, lässt Grooviges erahnen. Es geht los mit dem alten Marcus-Miller-Hit „The Blues“ und dem noch älteren Mojo-Song „Papa Was A Rolling Stone“, bei dem sich Millers Schlagzeuger Alex Bailey geradezu in Ekstase trommelt. „Der andere Alex“, wie Miller immer wieder lachend betont, nämlich Saxofonist Alex Han, spielt dagegen ein Solo, das so klingt, wie ein Saxofonsolo eben manchmal klingen sollte: wie eine menschliche Stimme, die sich die Seele aus dem Leib schreit. Schade ist nur, dass beim Abmischen von Russel Gunn Jr.’s Trompetensound anscheinend etwas schief gegangen ist. Er klingt stets zu leise und zu schrill. Besonders bedauerlich ist das bei den Songs, die Miller für die Trompeterlegende Miles Davis geschrieben hat, wie die Klassiker „Amandla“ und „Tutu“. Gunn schlägt sich trotzdem wacker.

Trauriger Anlass

Ein überraschendes Highlight des Abends sind die Songs von Millers neuem Album „Laid Black“. Einer davon heißt „Preacher’s Kid“. Dieser war eigentlich schon auf seinem vorletzten Album zu hören. Aus einem traurigem Anlass nahm der Bassist ihn noch einmal auf: „Vor drei Monaten habe ich meinen Vater verloren“, erzählt er dem Publikum. „Sein Traum war es, Musiker zu werden. Er hat ihn aufgegeben, um für seine Familie da zu sein und ist stattdessen Busfahrer in Brooklyn geworden, dafür bin ich ihm sehr dankbar. Als ich mit 21 Jahren zum ersten Mal mit Miles Davis aufgetreten bin, ist mein Vater gekommen, um zuzuhören. Er hat über das ganze Gesicht gestrahlt. Da habe ich gemerkt, dass er seinen Traum durch mich weiter lebt.“

Millers Vater war Organist und Prediger in seiner Heimatgemeinde. So entstand der Name des Songs: Kind des Predigers. Dafür holt Miller seine Bassklarinette hinter der Bühne hervor. Seit seiner Kindheit spielt er das Instrument. Man sieht ihm an, dass gerade dieses Stück ihm sehr nahe geht.

Schon ist der letzte Track des Abends an der Reihe, für den Tom Ibarra sich noch einmal zu den Musikern gesellt – gespielt wird natürlich „Tutu“.