Spielt leidenschaftlich Gitarre, singt aber noch lieber: Allan Harris am Samstagabend im Bix Foto: Opus/Peter Steinheißer

Allan Harris weiß, was Rhythm & Blues einst bedeutet hat, er ist ein starker Crooner und er hat eine klare Haltung zum Rassismus. Am Samstag waren im Jazzclub Bix alle Facetten seiner Persönlichkeit drei zu bewundern.

Stuttgart - Entspannung pur liegt am Samstagabend über dem Vorplatz des Jazzclub Bix, eine freundliche kleine Oase im Leonhardsviertel, in Sichtweite zeugen Müll und Ratten vom Überlebenskampf. Es ist ein lauer Sommerabend, und drinnen führt der US-Amerikaner Allan Harris (62) vor, was Rhythm & Blues einmal bedeutet hat: Er spielt leidenschaftlich Slide-Gitarre und singt einen Blues gegen die Sklavenhalter von einst. Und er lässt auch keinen Zweifel daran, was er von der aktuellen politischen Lage in seinem Land hält: „Make America great again? Für uns Schwarze wäre das die Hölle. Müssen wir im Bus dann wieder hinten sitzen?“, fragt er in Anspielung auf die 1964 abgeschaffte Rassentrennung in den USA und den nach wie vor virulenten Rassismus.

Scatten kann der bürgerrechtsbewegte Sänger aus Harlem auch, am liebsten aber ist er ein Crooner. Er hat Evergreens wie „Fly me to the Moon“ und „My Funny Valentine“ dabei, und in seinem leicht brüchigen Bariton schwingen alle Höhen und Tiefen des Lebens mit. Auch in seinem Rücken spielt eine starke Band – das Niveau der Musiker ist derart hoch bei den diesjährigen Jazz Open, dass man sich um die Zukunft des Jazz eher keine Sorgen machen muss.

Ein Appell schwingt unausgesprochen mit

Das gilt auch für die Zukunft der Menschheit, wenn man Harris glauben möchte, der seinen Auftritt versöhnlich beschließt: „The world is still full of love, full of hope“ – „die Welt ist immer noch voller Liebe, voller Hoffnung“, ruft er – und lässt den Appell, sich dafür einzusetzen, dass es so bleibt, unausgesprochen mitschwingen.