Eine Uraufführung boten Wolfgang (li.) und Flo Dauner Foto: Leif Piechowski

Auftakt der Jazz-Konzerte zur Ausstellung „I got Rhythm“ im Kunstmuseum: Der Stuttgarter Pianist Wolfgang Dauner stellte mit seinem Sohn Flo am Schlagzeug seine neueste Komposition „Elektronische Mythen“ vor.

Stuttgart - Jazz und bildende Kunst begegnen sich bei „I Got Rhythm“ der aktuellen Ausstellung im Kunstmuseum Stuttgart – und am Dienstagabend reißt Wolfgang Dauner jede Grenze zwischen beiden ein. Der Abend ist, wie Kurator Sven Beckstette zu Beginn feststellt, eine dreifache Premiere: Auftakt der Konzertreihe, die die Schau begleitet, die erste Veranstaltung rund um den 80. Geburtstag Wolfgang Dauners am 30. Dezember – und eine Uraufführung.

Dauner spielt im großen Saal im Erdgeschoss des Kunstmuseums, die Bühne für seinen Auftritt hat seine Frau Randi Bubat gestaltet: ein schwarzes Podium, das quer steht, das Publikum zu beiden Seiten. Dauner bezieht den Raum in seine Musik mit ein, er spielt den Flügel, lässt elektronische Klänge über Lautsprecher kreisen, die im Saal verteilt sind, ruft unzählige Klangfarben, Texturen über ein Keyboard ab. Ihm gegenüber sitzt sein Sohn Florian am Schlagzeug. Techniker der Ludwigsburger Tonstudios Bauer sind vor Ort, um das Ereignis aufzuzeichnen.

„Elektronische Mythen“ hat Dauner das Stück genannt, das er eigens fürs Kunstmuseum komponiert hat – eine Tour de Force von 70 Minuten, die akustisch und elektronisch erzeugte Klänge vermählt, Musik, die klingt wie alles, wovon die Krautrockbands der 1970er niemals zu träumen wagten.

Dauner und Dauner schließen sich zu kraftvollem Duett zusammen

„Die Elektronik“, sagt Dauner, „wird in der Musik ja seit Jahrzehnten verwendet, aber es wird nicht mit ihr improvisiert.“ Sein Stück hat er nun bewusst darauf angelegt, die Palette elektronischer Klänge mit ihren Möglichkeiten auftreten zu lassen: „Elektronische Mythen“ scheint Musik in ständiger Metamorphose zu sein.

Die freie Improvisation verdichtet sich zu Jazz, ein Rockbeat taucht auf, Dauner und Dauner schließen sich zu einem kraftvollen Duett zusammen, entfernen sich wieder voneinander, lassen abstrakte Klangskulpturen in der Mitte des Ausstellungsraumes entstehen.

Wolfgang Dauner ergänzt den Kosmos aus Rhythmus und Elektronik mit einzelnen Noten, Intervallen, Akkorden auf dem Flügel. Dann tritt sein akustisches Spiel aus den elektronischen Mustern klar hervor, lässt sie hinter sich, Pianoläufe stehen in schöner Deutlichkeit im Raum – aber hinter den Zuschauern zieht schon das nächste Gewitter herauf. „Trans Tanz“, ein Stück, das Dauner schon häufig in unterschiedlichen Besetzungen spielte, ist die Zugabe, die vom begeisterten Publikum eingefordert wird.