Szene aus „About A Girl“: Charleen (Jasna Fritzi Bauer) und Linus (Sandro Lohmann) haben sich verliebt. © Imbissfilm Foto: Bastian Fischer

Ihr famoser Auftritt als lebensfrohes Mädchen mit Tourette-Syndrom im Kinofilm „Ein Tick anders“ brachte Schauspielerin Jasna Fritzi Bauer auf die Wunschzettel der Regisseure. Oft sind es unangepasste, junge Frauen, die die 26-Jährige auf der Leinwand spielt. So auch in „About A Girl“.

Stuttgart - Frau Bauer, wie spielt man eine 15-Jährige?
Es war schon schwierig, weil ich zum Zeitpunkt der Dreharbeiten schon zehn Jahre älter war. Ich habe aber durch meine Geschwister das Glück, den Kontakt zu jüngeren Leuten nie zu verlieren. Meine Schwester war 18, also ein ganzes Stück näher dran. Sie machte es mir ein bisschen leichter, mich zurückzuerinnern. Dieses Alter ist ja eine prägende Zeit. Man wird erwachsen und weiß nicht so genau, was gerade alles mit einem geschieht.
Tod und Vergänglichkeit sind nicht nur die Themen von „About A Girl“, es sind die großen Themen der Kunst überhaupt. Wie sehr setzen Sie sich selbst damit auseinander?
Natürlich sind es keine Themen, mit denen man sich unbedingt gern beschäftigt. Klar, sie laufen mir bei meiner Arbeit immer wieder über den Weg, deshalb muss ich mich zwangsläufig damit auseinandersetzen. Mit zunehmendem Alter begegnet einem der Tod tatsächlich immer öfter, das kann ich schon mit meinen jungen Jahren sagen. In meinem bisherigen Leben gab es aber noch nie derart einschneidende Erlebnisse, dass ich an Selbstmord gedacht hätte, so wie die Figur im Film. Das ist mir zum Glück erspart geblieben. Man versucht, diese Dinge nicht so wahnsinnig tief in sein Leben eindringen zu lassen. Wer sich immer mit dem Tod umgibt, der wird nicht glücklich werden.
Von Ihrem großen Kollegen Gert Voss stammt das Zitat: „Natürlich strebe ich wie die meisten Schauspieler nach einer Form von Unvergessenheit“. Sie auch?
Ich mache mir jetzt eigentlich noch keine Gedanken darüber, ob ich nach meinem Ableben noch in den Gedächtnissen haften bleibe. Aber allein schon durch die Tatsache, einen Film gedreht zu haben, ist man ja quasi für die Ewigkeit konserviert. Ich ziele aber nicht bewusst darauf ab, für immer in Erinnerung zu bleiben. Vielleicht strebe ich es ja unterbewusst an und weiß es gar nicht? Das kann natürlich sein.
Sie haben es geschafft, mit ein paar denkwürdigen Filmauftritten ein bestimmtes Image aufzubauen. Suchen Sie nun gezielt nach Angeboten, die es Ihnen erlauben, auch ganz andere Facetten zu zeigen?
Gezielt nicht. Aber ich freue mich natürlich immer, wenn ich ein Angebot bekomme, das mich auch neue Seiten entdecken lässt. Ich finde schon – und die Presse übrigens auch – dass ich langsam gezeigt habe, dass ich diese Außenseiterrollen kann. Eine komplett andere Richtung werde ich wohl nicht einschlagen, das hat natürlich auch etwas mit den Angeboten zu tun. Wenn ich das alles ablehnen würde, dürfte ich wahrscheinlich gar nicht mehr arbeiten. Zum Glück werden mir aber immer wieder interessante Rollen angeboten, in denen ich mich anders zeigen kann.
Wäre die Rolle einer glamourösen Diva für Sie interessant?
Ja, warum denn nicht? Das wäre ja mal eine ganz neue Herausforderung! Es würde mich interessieren, ob ich das spielen kann. Schaffe ich das oder scheitere ich kläglich? Das kann man ja vorher nicht wissen.
Ihre Figuren sind ungekünstelt und bodenständig. Sind Sie selbst gar nicht eitel?
Da fragen Sie mich ja was! Ich glaube schon, dass ich bis zu einem gewissen Punkt eitel bin, wie jeder andere Mensch auch. Zum Beispiel, wenn es um meine Augenbrauen geht. Fragen Sie mich nicht warum, aber da bin ich sehr eitel. Allerdings haben meine Eitelkeiten noch ein gesundes Maß, denke ich. Vielleicht bin ich manchmal ein bisschen egozentrisch. Aber das ist ja wieder eine ganz andere Geschichte.
Sind Sie familiär künstlerisch vorbelastet?
Nee, gar nicht.
Haben Sie Vorbilder oder Kollegen, deren Arbeit Sie besonders schätzen?
Viele. Ich kucke sehr gern Leonardo DiCaprio zu oder Cate Blanchett. Auch Natalie Portman, solchen Leuten. Im deutschsprachigen Raum würde ich das eher auf das Theater beziehen als auf den Film. Und dann wahrscheinlich auf Leute, die weniger bekannt sind. Es ist etwas sehr Beeindruckendes, wenn man abends ins Theater geht, einfach dasitzt und die Kollegen es schaffen, einen in die Geschichte zu ziehen. Das ist eine schwierige Angelegenheit, weil man mit einem anderen Auge daraufschaut, wenn man den Beruf selbst ausübt. Wenn es dann jemandem gelingt, dich trotzdem in eine andere Welt mitzunehmen, ist das faszinierend.
Sie sind eine Schweizerin, die in Berlin und Wien lebt. Wo fühlen Sie sich zu Hause?
Ich fühle mich schnell heimisch. Eine kleine Wohnung, mein Bett und ein paar persönliche Dinge. Dazu, wenn es gut läuft, ein nettes Café um die Ecke und ein paar gute Freunde, die sogenannte selbst erwählte Familie. Und schon bin ich angekommen.
„About A Girl“ in Stuttgart in den Kinos Cinema und Ufa